China:Ai Weiwei befürchtet erneute Haftstrafe

"Es könnten mehr als zehn Jahre sein": Ai Weiwei hat die Befürchtung geäußert, die chinesischen Behörden könnten ihn erneut inhaftieren. Auch nach Ablauf seines einjährigen Hausarrests wurde dem regierungskritischen Künstler keine volle Reisefreiheit zugestanden.

Der chinesische Künstler Ai Weiwei befürchtet, dass die Behörden in Peking eine langjährige Gefängnisstrafe gegen ihn verhängen könnten. "Ich habe es mir grob ausgerechnet. Es könnten mehr als 10 Jahre sein", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Die Behörden ermitteln gegen den weltbekannten 55-jährigen Künstler wegen Bigamie, Pornografie und unerlaubten Geldwechsels.

Ai Weiwei

Der chinesische Künstler Ai Weiwei zeigt in einem Park in Peking am 21. Juni 2012 eine Kopie des Regierungspapiers, das ihn über das Auslaufen seines Hausarrets informiert.

(Foto: AFP)

"Das ist lächerlich", sagte Ai Weiwei zu den Anschuldigungen. "Das ist so lachhaft, dass es mir der Beamte noch nicht einmal mit einem ernsten Gesicht sagen konnte." Der Künstler bezeichnete die Vorwürfe als Drohung auf niedrigem Niveau. Er wisse nur zu gut, dass er jederzeit wieder ohne jegliche Begründung eingesperrt werden könne. Ein Beamter habe ihm direkt gesagt, dass die Vorwürfe gegen ihn erhoben wurden, weil er die Staatsmacht unterminiere. "Ich war erstaunt", kommentierte der Künstler die offene Drohung.

Auch wenn der einjährige Hausarrest Ai Weiweis mittlerweile abgelaufen ist, darf er noch nicht frei reisen. "Sie haben mir meinen Pass nicht wiedergegeben", sagte der Künstler. Die Anordnung, die er von der Polizei erhalten habe, untersage ihm zwar nicht, Peking zu verlassen. Er sei sich aber nicht sicher, ob er zumindest in China frei reisen dürfe.

Die fortdauernden Reisebeschränkungen könnten Pläne des Künstlers unterbinden, im Herbst in die USA und nach Deutschland zu reisen. In Berlin wollte Ai Weiwei an der Universität der Künste eine mögliche Dozententätigkeit aufnehmen. "Diese Pläne sind davon alle betroffen", bestätigte er. Obwohl der Künstler nicht mit Medien sprechen soll, hatte er sich zuletzt mehrfach öffentlich zu Wort gemeldet und Vorfreude auf die Zeit in der Berliner Kunstszene geäußert.

Im April 2011 hatten Sicherheitskräfte den weltbekannten Künstler zunächst ohne Anklage 81 Tage lang an einem unbekannten Ort festgehalten. Seine Firma Fake wurde anschließend wegen Steuerhinterziehung zu einer Zahlung von umgerechnet 1,9 Millionen Euro verurteilt.

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