CDU-Politiker gegen Denglisch:I brake together

Lesezeit: 2 min

Chips sollen bald Kartoffelscheiben heißen und "Call a bike" wohl besser "Ruf ein Fahrrad": Unionspolitiker fordern den Schutz des Deutschen vor Anglizismen. Millionen Deutsche könnten sich sonst ausgegrenzt und verunsichert fühlen.

Jens Schneider

Für viele Kunden der Deutschen Bahn könnten Bahnhöfe höchst verwirrende Orte sein, deren Hinweisschilder sie bestenfalls verunsichern. Vor allem ältere Fahrgäste könnten die Orientierung verlieren, weil sie nicht wissen, was ein Meeting Point ist oder was Call a Bike (wörtlich übersetzt: Ruf ein Fahrrad) bedeutet.

(Foto: Foto: ddp)

Das befürchtet offenbar die junge Christdemokratin Julia Klöckner. Für sie ist die Deutsche Bahn mit ihren Sprachschöpfungen das Paradebeispiel für den Gebrauch zu vieler Anglizismen in Deutschland.

Aber auch die Sprachregelung der Bundesregierung irritiert die Bundestagsabgeordnete aus Rheinland-Pfalz - etwa wenn das Familienministerium mit dem englischen Begriff gender mainstreaming den Versuch umschreibt, stets die unterschiedlichen Lebenssituationen von Frauen und Männern zu berücksichtigen.

Ausgegrenzt und verunsichert

Täglich könnten sich Millionen Deutsche, die nur des Deutschen mächtig sind, ausgegrenzt und verunsichert fühlen, glaubt die 34-Jährige. Deshalb soll nach ihrem Willen nun auch in Deutschland - wie seit Jahren in Frankreich - der Gesetzgeber die Wahrung des Deutschen in der Öffentlichkeit garantieren. Bisher hatte die Politik in Deutschland solche Vorstöße eher obskuren Privatinitiativen im Sommerloch überlassen.

Klöckner hat eine Initiative zum "sprachlichen Verbraucherschutz" gestartet. Sie selbst ist Beauftragte für Verbraucherschutz ihrer Fraktion. Das Vorhaben wird von der Fraktionsspitze unterstützt, eingeklinkt haben sich der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Laurenz Meyer, die Vorsitzende der Enquetekommission des Bundestages, Gitta Connemann, und dazu noch die menschenrechtspolitische Sprecherin Erika Steinbach, bekannt vor allem als Präsidentin des Bundes der Vertriebenen.

Aufforderung an die Wirtschaft

Die Unionspolitiker wünschen, dass die Bundesregierung in Gesetzestexten und Kampagnen auf verständliche Ausdrucksweise achtet. Auch als Genehmigungsbehörde oder Anteilseignerin - wie bei der Bahn - soll sie die Verwendung der deutschen Sprache gewährleisten.

Die Wirtschaft soll ermuntert werden, etwa Gebrauchsanleitungen generell auch in deutscher Sprache zu verfassen. Die Christdemokraten hoffen, mit dem Koalitionspartner SPD eine gemeinsame Basis für einen Antrag im Bundestag zu finden.

Klöckner verweist auf Umfragen der EU-Kommission, wonach ein Drittel der Deutschen keine Fremdsprache beherrscht. Viele Ältere, aber auch Menschen mit Migrationshintergrund fühlten sich ausgegrenzt. Mehr als 7000 dem Englischen entlehnte Ausdrücke ersetzten derzeit deutsche Wörter.

Die, die sie benutzen, argumentieren, dass es ein Ausdruck von Lebendigkeit und Offenheit sei, wenn eine Sprache neue Begriffe aufnehme. Service oder Make-up waren einst Fremdwörter, gehören jedoch heute zur Umgangssprache. Und dürften Gäste nicht recht schnell begreifen, was sie erwartet, wenn ein Restaurant ein All-you-can-eat-Angebot bereithält?

Klöckner betont, dass es ihr nicht um Fundamentalismus gehe. Die deutschen Begriffe sollten nicht als ausschließlich vorgeschrieben, sondern als zusätzliche Möglichkeit angeboten werden. Alles andere wäre hinterwäldlerisch, sagt sie. Ein weltoffenes Land müsse etwa an Bahnhöfen auch englische Beschriftungen haben. Die Erfahrungen in Frankreich haben bisher gezeigt, dass die staatlichen Versuche, Anglizismen ganz auszuschließen, zum Scheitern verurteilt waren.

© SZ vom 20.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: