Süddeutsche Zeitung

Psychische Erkrankungen:Cathy Hummels löscht Video

Luxus und Sonne gegen Depressionen? Die Influencerin Cathy Hummels entschuldigt sich und bezeichnet ihre Kommunikation als "nicht immer gelungen".

Eine Luxusunterkunft auf Rhodos, Sonne, Licht und Urlaubsstimmung als Mittel gegen psychische Erkrankungen - ein Video auf Instagram, mit dem Cathy Hummels ihr Projekt "Strong Mind Retreat" vorstellen und bei ihren 688 000 Followern bewerben wollte, führte in der vergangenen Woche zu reichlich negativen Reaktionen. Follower zeigten sich empört, die Tonlage in den Kommentarspalten wütend bis fassungslos, kritische Kommentare und Betrachtungen in den Medien, unter anderem in der SZ. Und auch die Betroffenen fühlten sich eher verhöhnt als verstanden - die Deutsche Depressionsliga zeigte sich entsetzt und warf Hummels vor, bei der "schweren Erkrankung Depression banal auf Sonnenlicht zu verweisen und damit Werbung für ihr Unternehmen zu machen". Die Videos von Hummels' Unternehmen "Events by CH" suggerierten, dass Depressionen "lediglich eine kurze Erscheinung" seien, die mit "Sonnenstrahlen weggezaubert" werden könnten.

Nun hat Cathy Hummels das entsprechende Video gelöscht und sich entschuldigt - auf Instagram. "Eine Verharmlosung der Depression war in keinster Weise meine Absicht", schreibt sie nun. In ihrer Jugend habe sie selbst unter schweren Depressionen gelitten und entschuldige sich, falls Betroffene von Depressionen oder anderen psychischen Erkrankungen sich verletzt gefühlt hätten. Sie habe vielmehr auf das Thema aufmerksam machen wollen: "Genau das brauchen wir: AWARENESS" - die Kommunikation ihres Anliegens aber sei "nicht immer gelungen" gewesen.

Studien zufolge ist ein Drittel aller Deutschen mindestens einmal im Leben von psychischen Erkrankungen betroffen, etwa zwanzig Prozent der Europäer leiden zumindest zeitweise an Depressionen. Doch das Thema psychische Erkrankungen ist immer noch von einer hohen Tabuisierung umgeben, obwohl die Zahl der Diagnosen im Steigen begriffen ist, ist die Dunkelziffer weiter hoch. Nach Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation erhalten etwa drei von vier an Depressionen leidenden Europäern nicht die adäquate Behandlung. Auf der anderen Seite haben Expertinnen und Experten immer wieder auch auf die Schattenseiten der "Awareness" auf Social Media hingewiesen: Der Mental-Health-Diskurs laufe Gefahr, psychische Krankheiten über kalenderspruchartige Texttafeln zur "Mental Wellness" zu banalisieren, und könne zu einem Überbietungswettbewerb werden.

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