Er war der meistgelesene spanische Schriftsteller der Gegenwart. Seit dem "Schatten des Windes" 2001 garantierte jedes Buch von Carlos Ruiz Zafón Verkäufe in Millionenhöhe, die Startauflage war in Spanien mitunter schon am ersten Wochenende vergriffen. Da störte es auch nicht, dass die meisten seiner späteren Bücher im Grunde Neuauflagen des gewaltigen Erstlingserfolgs waren - im Gegenteil: Seine treuen Leser in mehr als 40 Ländern wollten stets mehr von genau dieser Mischung aus Spannung, Barcelona-Romantik und fantasy, die Ruiz Zafón verwob, und in der auch viele Einflüsse iberoamerikanischer und mediterraner Literatur erkennbar waren: Borges' Labyrinthe, eine Prise magischer Realismus a la García Márquez - und viel Geheimniskrämerei um verschollene Bücher à la Umberto Eco, allerdings ohne den sophistisch-ironischen Ansatz, dafür mit umso mehr Cliffhangern.
Kein Barcelona-Urlaub ohne den neuen Ruiz Zafón
Ruiz Zafón kam eigentlich aus der Welt der Werbung und der Dreh- und Jugendbücher. Er wurde 1964 in Barcelona geboren, ging aber früh nach Los Angeles. Vielleicht war es dieser hollywoodianische Blick zurück auf seine winterneblige, melancholische Heimatstadt, der die richtige Mischung erzeugte. Schon bald galt unter Kulturreisenden: Kein Barcelona-Urlaub ohne den neuen Ruiz Zafón im Gepäck, sein Erfolg ging einher mit dem touristischen Boom der katalanischen Hauptstadt.
Ruiz Zafón vollbrachte dabei das Kunststück, seine Leser und Leserinnen entdecken zu lassen, was sich jeder Tourist bei seinen Streifzügen durch enge Gassen zu entdecken erhofft: das Geheimnisvolle, Vergessene, Sinnliche, das in der realen Welt so nirgends zu finden ist. Nun ist Ruiz Zafón in Los Angeles mit 55 Jahren an einem Krebsleiden gestorben.