Carlo Ponti ist tot:Beruf: Filmproduzent

Der wohl größte europäische Filmproduzent ist in der Nacht auf Mittwoch gestorben: Carlo Ponti. Einer breiten Öffentlichkeit wurde er als Ehemann von Sophia Loren bekannt.

Julia Teichmann

Carlo Ponti stand als Filmproduzent im Schatten seiner Muse Sophia Loren. Dabei hätte es eigentlich umgekehrt sein müssen: Ponti entdeckte nämlich die Diva - bei einem Schönheitswettbewerb, bei dem er in der Jury saß. Als hätte er sonst nichts zu tun gehabt.

"Beruf: Reporter", Michelangelo Antonionis existenzialistisches Roadmovie, in dem Jack Nicholson als Reporter die Identität eines anderen annimmt, gäbe es ohne Carlo Ponti nicht. Denn Ponti hat "Beruf: Reporter" produziert, ebenso wie Antonionis Filme "Blow up" und "Zabriskie Point", ebenso wie den mit sechs Oscars ausgezeichneten Welterfolg "Doktor Schiwago," ebenso wie Federico Fellinis "La Strada". Diese Reihe ließe sich fortsetzen: Denn er produzierte rund hundert Filme, darunter viele, die heute als Klassiker gelten.

Ein Produzent hat es schwer: Immer stehen die anderen im Rampenlicht, die Schauspieler oder der Regisseur. Über den Produzenten spricht kaum einer - obwohl er doch im Hintergrund die Fäden zieht, obwohl er als erster an das Projekt glauben muss und das Geld dafür zusammenkratzt. Er muss die Vision, die er von dem Film hat, gegen viele Einwände und Schwierigkeiten durchsetzen.

Manchmal wird aber doch über Produzenten gesprochen - meist dann, wenn sie Skandale am Hals haben. Carlo Ponti kann mit Skandalen nicht aufwarten, sein Leben war geradezu erschütternd skandalfrei - zumindest privat. Man sprach aber trotzdem von ihm, denn sein Leben war eng mit einem anderen, ebenfalls skandalfreien Leben verknüpft: Dem seiner Ehefrau Sophia Loren.

Als sie 16 Jahre alt war, hat er sie bei einem Schönheitswettbewerb entdeckt: 1950 nahm sie an der Wahl zur Miss Rom teil und Carlo Ponti saß in der Jury. Sie wurde nur zweite - hatte aber mit Ponti ihren zukünftigen Lebenspartner gefunden, der sie in ihrer Karriere entscheidend unterstützen und fördern würde. Zuvor hatte sie vor allem in Billigproduktionen gespielt und in populären Fotoromanen mitgewirkt.

Visionär und Realist

Die Liebesgeschichte der beiden, die wie in einem Fotoroman begonnen hatte, setzte sich zunächst auch so fort: Ponti war noch verheiratet mit Giuliana Piastri, eine Scheidung war nach damaligem Recht in Italien nicht erlaubt.

1957 heiratete er Sophia Loren in Mexiko, doch die mexikanischen Behörden erkannten die vorherige Scheidung nicht an - und beschuldigten ihn der Bigamie. Erst 1966 konnten Ponti und die Loren legal heiraten: Indem sie französische Staatsbürger wurden, ebenso wie Pontis Exfrau, von der er zuvor noch legal geschieden werden musste.

Trotz aller Ehe-Wirren hatte Sophia Loren zu diesem Zeitpunkt schon längst ihren ersten Oscar gewonnen: 1961 bekam sie ihn für die Hauptrolle in Vittorio de Sicas "Und dennoch leben sie". Bis heute ist sie die einzige Schauspielerin, die diese Auszeichnung für eine Hauptrolle in einem nicht-englischsprachigen Film erhalten hat. Produziert wurde "Und dennoch leben sie" natürlich von Carlo Ponti.

Ponti hatte ein untrügliches Gefühl für Filmkunst, eine Nase für die wirklich guten Drehbücher und Projekte. Ein Produzent muss Visionär und gleichzeitig Realist sein, um die Projekte, die ihm am Herzen liegen, auch Film werden zu lassen. Ponti war beides: Visionär und Realist.

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