Süddeutsche Zeitung

"Bullyparade - Der Film":Plumper Slapstick trifft mäßige Witze

Zum 20. Jubiläum der TV-Sendung kommt "Bullyparade - Der Film" ins Kino - ohne roten Faden und ohne gute Filmidee.

Von Leonie Sanke

Es gibt mittlerweile eine ganze Generation, die mit einer sehr speziellen Form des deutschen Humors aufgewachsen ist: dem Bully-Humor. Der war nie besonders feingeistig, noch tat er jemandem weh, er lud aber immer zur Imitation ein. Winnetouch aus "Der Schuh des Manitu" oder Mr. Spuck aus "(T)Raumschiff Surprise" wurden erst in Kinderzimmern und dann auf bierseligen Studentenpartys nachgemacht. Und in so manchem elterlichen Wohnzimmerschrank verstaubt noch eine DVD mit nachgespielten Szenen aus der "(T)Raumschiff"-Kulisse, entstanden bei einem Besuch des "Bullyversums" in der Bavaria Filmstadt in München, wo der Film gedreht wurde.

Mittlerweile sind die drei Comedy-Helden Michael "Bully" Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian älter geworden und toben sich längst auch in anderen Projekten aus. Seit der ersten Folge der "Bullyparade" sind zwanzig Jahre vergangen. So ein Jubiläum ist zwar ein Anlass, aber noch lange kein hinreichender Grund für ein neues Bully-Werk, das die alte Sendung feiert. Notwendig wäre für "Bullyparade - Der Film" eine wirklich gute Filmidee gewesen. Die hat aber offensichtlich gefehlt.

Die Darstellung ist detailverliebt, die Witze bleiben schlecht

Den Mangel an Originalität versucht Autor, Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller Michael Herbig mit Referenzen auf alte und neue Filmklassiker auszugleichen. Zu Beginn des Episodenfilms reisen die Brüder Kasirske mit ihrem umgebauten Trabi "zurück in die Zone", um den Mauerfall und damit David Hasselhoffs Auftritt vor dem Brandenburger Tor zu verhindern. Hihi.

Der Bösewicht, der hinter Winnetouch und Ranger her ist, ist eine misslungene Karikatur des Zähne ziehenden Kopfgeldjägers Dr. King Schultz aus Quentin Tarantinos "Django Unchained". Und Lutz, einer der beiden Nerds aus der "Bullyparade", wird zum "Lutz of Wall Street". Die Szene aus dem Vorbild "The Wolf of Wall Street", in der Leonardo DiCaprio und Matthew McConaughey gemeinsam beim Lunch sitzen, ist zwar detailverliebt nachgestellt. Aber Wortwitze wie "Hedgefondue" machen sie kaum unterhaltsamer. Zwischen den insgesamt fünf Geschichten schwafelt ein Erzähler redundante Überleitungen. Ein roter Faden, der aus mehr als dem Namen David Hasselhoff besteht, hätte dem Film gutgetan.

Immerhin ein paar alte Witze aus den Bully-Klassikern funktionieren, zum Beispiel, wenn die sensible Freundschaft der Blutsbrüder Winnetouch und Ranger mal wieder bedroht ist und sich die beiden in wortreichen Diskussionen verlieren. Oder wenn Herbig, Kavanian und Tramitz immer wieder als schwarz gekleidete Herren auftreten und sich in einer absurden Abfolge von Wortspielen unterhalten wie früher in der "Bullyparaden"-Rubrik "Die drei Kastagnetten". Sonst setzt Herbig vor allem auf plumpen Slapstick und massenhaft mäßig komische Wortwitze.

Die letzte Episode spielt auf dem sogenannten Planet der Frauen und ist die flachste. Dort werden wehrlose weibliche Wesen, die optisch jedes Instagram-Ideal erfüllen, von einer Klon-Armee bedroht, die ihnen die perfekt gewellten Haare abschneiden will. Könnte es eine schrecklichere Bedrohung geben?

Echte Bully-Fans lässt der neue Film mit jenem Gefühl zurück, das Ranger damals so treffend im "Schuh des Manitu" formuliert hat: mit der Gesamtsituation unzufrieden.

Bullyparade - Der Film, D 2017 - Regie: Michael Bully Herbig. Buch: Herbig, Alfons Biedermann, Rick Kavanian, Christian Tramitz. Kamera: Torsten Breuer. Mit Michael Bully Herbig, Rick Kavanian, Christian Tramitz, Ivanka Brekalo. Warner, 100 Min.

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SZ vom 17.08.2017/jdhz
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