Bullerbü in Bayern:Schraubelockig

Für Kinder- und JugendliteraturErscheinungstag  13. Mai

Jörg und Jona Steinleitner: Juni im Blauen Land. Illustrationen von Ulla Mersmeyer. Arena 2016. 150 Seiten, 12,99 Euro.

Abenteuerlich verrückter Sommer am See, erzählt von der ältesten Tochter der Familie.

Von Heike Nieder

Viele Leute im Dorf finden die Rosenglücks ziemlich "schraubelockig", was aber nicht an der Sprache der neunjährigen Juni liegt, die gerne Verben und Substantive zu Adjektiven macht und so was sagt wie "galoppig", "staunig" oder "zebrig". Nein, die Leute in dem Dorf im Blauen Land in Oberbayern halten die Rosenglücks deshalb für eigenartig, weil Papa Rosenglück Maler ist und deshalb nicht zur Arbeit geht, sondern häufig im Garten sitzt und "sich Bilder in seinem Kopf ausdenkt", und Mama Rosenglück gerne nackt im Flur "Pilatus" macht. Juni selbst findet sich auch ein bisschen komisch, denn sie hat ein blaues und ein grünes Auge. Ihre Schwester Elfe ist manchmal ziemlich "bockwurstig" und ihr Bruder Jimmie ist zwar erst fünf, kann aber trotzdem schon lesen.

Die Rosenglücks leben in einer Idylle, die viele Leser ebenfalls als nicht ganz normal empfinden werden, in einem Haus, nur etwa 30 Meter vom See mit Badesteg entfernt, mit eigenem Pony, Hühnern und Hahn. Die Kinder reiten, schwimmen, spielen im Heu, schwingen auf Baumschaukeln. Die Ich-Erzählerin Juni, die ihre Leser mit ihrer an Wortschöpfungen reichen Sprache direkt anspricht, beschreibt einen Sommer in diesem deutschen Bullerbü, das ein bisschen aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Man wird es aber dennoch so ähnlich in einigen oberbayerischen Dörfern auch in Wirklichkeit finden, schließlich lebt der Autor Jörg Steinleitner in genau so einem Ort, zusammen mit seiner Frau, seinen drei Kindern, einem Pony und drei Wachteln. Mit seiner Tochter Jona, Jahrgang 2003, hat er dieses Buch verfasst, und man darf annehmen, dass einige Erlebnisse daraus tatsächlich das wahre Leben geschrieben hat.

Ob dazu auch das Abenteuer um den "gemeinen Halfterdieb" gehört, auf dessen Suche sich die Kinder machen, oder die Geschichte um das Gänseküken Toni, das allmählich flügge wird, kann man nur mutmaßen. Doch gleich, ob echt oder erfunden, es macht Spaß, die Kinder auf ihren Abenteuern in diesem farbensatten Sommer zu begleiten. Was übrigens auch Ulla Mersmeyer getan hat, im wahrsten Sinne des Wortes: Ihre Illustrationen geben den einzelnen Charakteren der Geschichte ein deutliches Profil und machen diesen Sommer noch bunter, als er ohnehin schon ist. (ab 8 Jahre)

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