Bühnen in Glonn:Das Beste von Berg und Tal

Bühnen in Glonn: Christoph Pepe Auer beherrscht sie virtuos: allerlei Instrumente samt dem Plastikröhren-Set.

Christoph Pepe Auer beherrscht sie virtuos: allerlei Instrumente samt dem Plastikröhren-Set.

(Foto: Alpenspektakel)

Ein Festival der besonderen Art: Beim "Alpenspektakel" auf Gut Sonnenhausen gehen Kultur und Kulinarik Hand in Hand. Vier Bands zeigen kreative Spielarten alpiner Volksmusik

Von Oliver Hochkeppel

Das Wort "ganzheitlich" klingt nicht wirklich schön und ist oft missbraucht worden, trifft aber schlicht zu auf die zwei Menschen, die hinter dem "Alpenspektakel" stehen, das nach dem gelungenen Auftakt im vergangenen Jahr nun zum zweiten Mal auf Gut Sonnenhausen bei Glonn über diverse Bühnen geht. Da ist einmal der Gastgeber Georg Schweisfurth, nicht nur Metzger und Volkswirt, sondern als Mitinitiator der Herrmannsdorfer Landwerkstätten seines Vaters, als Mitgründer der Bio-Kette "Basic" und als Greenpeace-Aufsichtsrat auch ein echter Öko-Pionier. Seinem Reformeifer im Dienste des Echten dient seit einigen Jahren das wunderschöne Gut Sonnenhausen als Projektionsfläche: An diesem vor allem als Tagungs- und Hochzeitshotel beliebten Refugium bringt er das Beste von Berg und Tal zusammen, architektonisch, kulinarisch und kulturell.

Ein Ort, auf den eine wie Stephanie Boltz irgendwann stoßen musste: Eine für alle Arten guter Musik offene Jazzsängerin, die ebenfalls die ökonomische Seite ihres Geschäfts in die eigenen Hände genommen hat, und mit ihrer Agentur inzwischen auch andere Künstler betreut. Obendrein eine "bekennende Voralpen-Heidi", die sich in Metropolen ebenso zuhause fühlt wie in den Bergen. Die perfekte Leiterin für die nun in die vierte Saison gehende Musikreihe auf Sonnenhausen also, zumal sie auch schon als Festival-Intendantin im österreichischen Achenkirch und im südtiroler Prösels Erfahrungen gesammelt hat, wie man kreativ alpine Musik und Kultur mit anderen Genres zusammenbringt. Was nun alles im "Alpenspektakel" kulminiert.

Sozusagen mit einem Prolog geht es an diesem Freitag in den Herrmannsdorfer Werkstätten los. Niemand, der dafür besser geeignet wäre als Matthias Schriefl, der musikalisch in aller Welt beheimatete Allgäuer Trompeter und jazzende Erzmusikant, der hier auf den Pianisten und Akkordeonisten Christian Wegscheider trifft. Tags darauf geht es dann von morgens bis spät nachts mit vier, jeweils auf den für sie perfekten Auftrittsort vom kleinen "Freiraum" über den Kapellsaal bis in die große Reithalle verteilten Bands und kulinarischer Begleitung vom Schlachtfest bis zur Genussreise durch die Alpen rund. Mit "Naturjuuz" ist dann freilich nichts zu essen, sondern die Schweizer Kunst des Jodelns gemeint, wie sie das Quartett Natur pur aus dem Muotatal wiederbelebt hat. Auf sie folgt die oberbayerische Treibauf-Truppe Oansno, die mit ihrem Gaudi-Mix von Dreigsang über Balkan bis Reggae zuletzt den Fraunhofer Volksmusikpreis gewonnen hat. Bei dessen erster Ausgabe punkteten einst schon die Oberammergauer "Techno-Volksmusikanten" von Kofelgschroa. Mittlerweile sind sie neben La Brass Banda die angesagteste bayerische Brassband - und der würdige Abschluss des Spektakels.

Zuvor ist mit dem Trio des österreichischen Bass-Klarinettisten Christoph Pepe Auer (zusammen mit dem Akkordeonisten Christian Bakanic und dem König der Drehleierspieler Matthias Loibner) das vielleicht interessanteste, auf jeden Fall jazzigste Alpen-Kombinat zu erleben.

Alpenspektakel, Samstag, 23. September, Gut Sonnenhausen, 080 93/ 577 70

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