"Walküre", Vorspiel. Sieglinde liegt vor einem offenen Kamin, bedeckt von Bettwäsche, die zart mit Texten bedruckt ist, im Kaminaufsatz stecken viele Küchenmesser (eines davon ist Nothung). Siegmund sitzt neben ihr, langhaarig, schlank und weich, grübelnd. Im Hintergrund eine Glaswand, durch die man eine Felsenlandschaft sieht. Kreaturen krabbeln darauf herum, vielleicht letzte Überlebende einer Zivilisation, vielleicht eine versprengte Wandergruppe. Die Gruppe hat Angst, bebt und vibriert. Dann setzt der Gesang ein, Sieglinde, wenig überrascht über den Mann in ihrem Bett, dessen Pranken sie zuvor neugierig untersuchte, reicht diesem den verlangten Trank, nicht ohne vorher ihre Pumps anzuziehen. Von diesem Moment an beherrscht Julie Adams den ganzen ersten Akt, ist ganz sophisticated Lady, weiß ums Leben und um die Liebe, zieht auch mal mit den Zähnen den Korken aus der Weinflasche. Und man ahnt, dass dieser "Ring" so weitergehen könnte, wie das "Rheingold" es verhieß: aufregend, kurzweilig, prägnant. Theater.
Oper in Bern:Ein Meisterstück
Ewelina Marciniak setzt ihre Inszenierung von Wagners "Ring" in Bern mit der "Walküre" konsequent fort und erzählt eine zutiefst menschliche Geschichte.
Von Egbert Tholl
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