Bühne:Menschheitsfinsternis

Theater Paris

Sesselfantasien: Szene aus Botho Strauß' "Die Zeit und das Zimmer" in der Regie von Alain Françon.

(Foto: Michel Corbou)

Regiealtmeister triumphieren in Paris mit satirischem Vaudeville, Goethe und Botho Strauß. Authentizitätstheater ist in Frankreich nicht en vogue.

Von Joseph Hanimann

Sollte Frank Castorf auf die Idee kommen, nach dem Ende seiner Intendanz in Berlin eine Karriere in Paris anzufangen, hätte er dort sofort ein Publikum. Sein Volksbühnen-Gastspiel "Die Brüder Karamasow" (nach dem Roman von Dostojewski) hat letzten Herbst auf der Industriebrache Babcock in La Courneuve, einem schicken neuen Pariser Theaterspielort, die Saison eröffnet, mit dem Wagentürschlagen von Ministerlimousinen draußen und sechsstündigem Türknallen drinnen beim Gutsbesitzer Fjodor Pawlowitsch Karamasow und seinen vier Söhnen. Ein Triumph. Der "fürchterlich intelligente, knallharte und paradoxe" Castorf - so schrieb die Zeitung Le Monde - wird, wie Thomas Ostermeier und Christoph Marthaler, für seinen Theaterstil in Paris gefeiert. Leider sind angemessene Posten für Leute dieses Formats nach dem großen Intendantenwechsel des vergangenen Jahres in Paris nicht mehr vorrätig. Bleiben nur die Gastspiele.

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