Süddeutsche Zeitung

Bücher über den Wald:Osterspaziergang unter Bäumen

Lesezeit: 2 min

Alles, was man zu Wäldern und ihren Bewohnern wissen muss.

Von Marlene Zöhrer

Nachhaltig produziert und aus stabiler Pappe präsentiert sich "Im Wald" als Großformat, das zum ersten Entdecken des Lebensraums Wald einlädt. Grundlegendes Wissen zu Bäumen, Nährstoffkreislauf und Waldbewohnern wird dabei in einer Kombination aus naturalistisch gemalten Wimmelbildern, Erklärtexten und -grafiken vermittelt. Autorin Bärbel Oftring und die Illustratorinnen Christine Henkel und Maria Mähler stellen unterschiedliche Baumarten, Bodenorganismen, Insekten, Amphibien, Reptilien, Säugetiere und Vogelarten im Jahreslauf vor. Ein stimmungsvolles Sachbilderbuch zum immer wieder Anschauen, das sich dank der Bezeichnungen, die direkt neben den Tieren und Pflanzen vermerkt sind, auch zum Nachschlagen eignet: War das gerade Dompfaff oder Rotkehlchen? Hat da Rothirsch oder Rehbock den Schutz des Waldes gesucht? Wie sehen Eiche, Lärche oder Douglasie aus?

Gemeinsam mit den beiden Kindern Valentina und Linus begleiten zwei gezeichnete Tierfiguren - Siebenschläfer und Rehbock - die Leser und Leserinnen durch das Sachbuch "Jetzt verstehe ich die Bäume", welches kurze Texte, comichafte Illustrationen und Fotografien verbindet. Das auf diese Weise anschaulich vermittelte Sachwissen wird um ein Quiz und heraustrennbare Bestimmungskarten ergänzt.

Erklärtes Ziel ist es, Kinder im Grundschulalter mit 14 heimischen Baumarten, zehn Laubbäumen und vier Nadelbäumen vertraut zu machen und ein Wiedererkennen zu ermöglichen. Deutlich wird hierbei auch, dass Wald- und Baumwissen weit mehr als Schulwissen ist: Wer sich im Lebensraum Wald auskennt und die Zusammenhänge versteht, kann Bäume und tierische Waldbewohner aktiv schützen. Denn auch das macht Autor Roland Bock klar: Es steht nicht gut um die Wälder.

"Gehören Bäume für dich zur Landschaft dazu? Gibt es dort, wo du lebst, viele Bäume?", fragen Autorin Elisabeth Etz und Illustratorin Nini Spagl, nachdem sie die Leser gebeten haben, zum Auftakt der Lektüre eine Landschaft ins Buch zu malen. Mit spielerischer Leichtigkeit gelingt es den beiden in ihrem ebenso informativen wie amüsanten Sachbuch immer wieder, zur Interaktion, zur Reflexion und zur intensiven Beschäftigung mit dem Thema Baum anzuregen. Im Zusammenspiel aus plakativen, in kräftigen Farben gestalteten Illustrationen und übersichtlichen, lebensnahen Texten widmen sie sich in acht Kapiteln Fragen rund um die Holzgewächse: Wo und wie leben Bäume? Für wen sind sie selbst Lebensraum? Wie viel Baum findet sich in unseren Wohnungen? Stimmt es, dass sich Bäume untereinander unterhalten und sogar Insekten zu Hilfe rufen können? Was tun wir für ihren Schutz?

Für seine Sachbücher wurde Jan Paul Schutten vielfach ausgezeichnet; aktuell ist sein Jugendsachbuch "Das Weltall" für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 nominiert. Gemeinsam mit Illustratorin Medy Oberendorff ist ihm nun erneut ein ganz großer Wurf gelungen. Im Zusammenspiel mit Oberendorffs fotorealistischen Bildern vermitteln Schuttens pointierte Texte in der treffenden Übersetzung von Verena Kiefer nicht nur wichtiges Wissen, sondern stellen auch immer wieder die Frage nach der Wahrnehmung: Wie sehen wir den Wald? Als Naherholungsgebiet, "Industriegelände voller Flora- und Faunafabriken", Ort des Fressens und Gefressenwerdens, Rohstoff- und Energielieferant, gefährdete Lebensgrundlage? Zu Beginn jedes Kapitels laden atmosphärische Zeichnungen in die "Wunderwelt Wald" ein. So lenken sie die Aufmerksamkeit auf das Verborgene und schärfen die Sinne für die Schönheit und Bedeutung des Waldes. Brillant!

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Quelle:
SZ vom 08.04.2022
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