Bücher des Monats:"Merkels Augen waren groß und strahlend blau"

Barack Obama erzählt vom weltweiten Führungspersonal, Ayad Akhtar macht sich selbst zum Amerika-Hasser. Das sind die Bücher des Monats.

Aus der SZ-Literaturredaktion

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Clemens J. Setz - Die Bienen und das Unsichtbare

Bücher des Monats

Quelle: Quelle: Suhrkamp

In seinem neuen Roman kreuzt der österreichische Schriftsteller Clemens J. Setz eine autobiografische Erzählung mit einem Essay über Kunstsprachen. Das liegt in seinem Fall nah beieinander: Setz hat unter anderem Klingonisch, Volapük, Blissymbolics und Esperanto gelernt und berichtet hier von ihren Erfindern. Dem Buch liegt die Formel zugrunde: "Plansprachen sind immer Autobiografien". Sie sind aber auch Inspirationsquellen für Poesie, die Schönheit liegt in der Übersetzung, vor allem dann, wenn sie Nonsens produziert.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Lothar Müller.

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Sönke Neitzel - Deutsche Krieger

Bücher des Monats

Quelle: Quelle: Ullstein

Wenn es um Fragen zur Bundeswehr und zum Verteidigungsministerium geht, ist der Historiker Sönke Neitzel nicht weit. Der Militärwissenschaftler aus Potsdam ist ein beliebter Gesprächspartner, weil er zu formulieren versteht und zuspitzen kann. So auch in seinem Großwerk "Deutsche Krieger", das eine deutsche Militärgeschichte vom Kaiserreich bis zur Bundeswehr präsentiert. Neitzel geht es dabei um "bemerkenswerte Kontinuitäten". Und um klare Urteile - etwa zum Kommando Spezialkräfte (KSK), "dem World Champion of Training" oder einem bemerkenswert positiven Blick auf die Nationale Volksarmee der DDR. Die meist anonymen Interviews mit Bundeswehrsoldaten geben einen erstaunlichen Einblick etwa in den Alltag des Afghanistan-Einsatzes.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Isabell Trommer.

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Elke Erb - Das ist hier der Fall

Bücher des Monats

Quelle: Quelle: Suhrkamp

Die 1938 geborene Lyrikerin Elke Erb hat in den Siebziger- und Achtzigerjahren Gedichte geschrieben, die eine ganze Generation folgender Lyriker unterrichtet haben, sie hat Begriffsarbeit mit Anschauung verbunden und Ideologiekritik mit gereimten Versen. Ihre Bücher sind in der DDR beim Aufbau Verlag erschienen, im Westen veröffentlichten Wagenbach und die Deutsche Verlagsanstalt Auswahlbände. Trotzdem waren die meisten ihrer Bücher längst nicht mehr zu bekommen. Der Band "Das ist hier der Fall" mit ausgewählten Gedichten der Lyrikerin ist deshalb überfällig.

Elke Erb wurde 2020 mit dem Georg-Büchner-Preis der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung ausgezeichnet.

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Christoph Möllers - Freiheitsgrade

Bücher des Monats

Quelle: Quelle: Suhrkamp

Über die verschiedenen Bedrohungen für die liberale Gesellschaft sind einige Bücher geschrieben worden. In seinem Buch "Freiheitsgrade" dreht der Berliner Rechtswissenschaftler Christoph Möllers die Blickrichtung um. Seine Ausgangsfrage lautet: Was soll da eigentlich genau verteidigt werden? In kurzen Kapiteln entwickelt er ein Verständnis des Liberalismus, das über das bloße Beharren auf individueller Freiheit weit hinausgeht. Möllers zeigt: Es waren immer gesellschaftliche Regelwerke, die individuelle Freiheitsgrade hergestellt und ermöglicht haben. Eines der besten politischen Bücher der jüngsten Vergangenheit.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Jens Bisky.

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Ayad Akhtar - Homeland Elegien

Bücher des Monats

Quelle: Quelle: Claassen

Der Pulitzerpreisträger Ayad Akhtar ist 2012 mit seinem Stück "Disgraced" ("Geschändet") bekannt geworden. In seinem Roman "Homeland Elegien" lässt er jetzt einen fiktiven Pulitzerpreisträger namens Ayad Akhtar von seinem Leben als muslimischer Amerikaner erzählen. Von den meisten anderen Romanen über interkulturelle Lebensläufe unterscheiden sich die "Homeland Elegien" dadurch, dass sie auf keiner Zeile um Verständnis werben. Stattdessen weist der Erzähler jede paternalistische Rücksicht auf seinen kulturellen Hintergrund zurück. Er möchte die amerikanische Kultur einfach aus ganzem Herzen zurückweisen dürfen, ohne dass die Haltung gleich mit dem Islam in Verbindung gebracht wird. Obwohl sie in Wahrheit natürlich mit dem Islam zu tun hat. Es ist jedenfalls kompliziert, aber dass Akhtar aus dieser Gemengelage kein kompliziertes, sondern ein sehr lustiges Buch gemacht hat, ist noch nicht einmal das Beste daran.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Felix Stephan.

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Barack Obama - Ein verheißenes Land

Bücher des Monats

Quelle: Quelle: Penguin

Barack Obama hat es nun auch getan. Wie seine Frau Michelle ("Becoming") ist er unter die Autoren gegangen. Sein 1000-Seiten-Werk "Das verheißene Land" ist erwartungsgemäß direkt auf Platz 1 der Sachbuchbestseller gesprungen. Dabei verrät der Demokrat keine großen Geheimnisse; aber immerhin schreibt er recht plastisch über die ersten Jahre seiner Präsidentschaft ab 2008. Es geht darum, wie gefährlich er die Politik der Republikaner schon seit Jahren findet, welchen Ärger ihm Donald Trump bereitet und wie gut er sich mit Angela Merkel verstanden hat. Erstaunlich offen spricht der erste schwarze Präsident über seine Begegnungen mit dem globalen Führungspersonal. Vieles wird als Politik-Seminar recht dröge abgehandelt, aber immerhin erhält man Einblick ins Privatleben im Weißen Haus, wie sehr seine Frau unter dem ständigen Druck litt und wie gut seine Töchter den Umzug nach Washington verkraftet haben. Für alle, die sich daran erwärmen wollen, wie ein Präsident auch sein kann, wenn er nicht Donald Trump heißt.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Reymer Klüver.

© SZ.de/tmh
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