Bücher des Monats:Hühner, Terror, Gattenmord

Die französische Debütantin Marion Messina schreibt wie Houellebecq - nur mit Herz. Und Kübra Gümüşays "Sprache und Sein" ist nicht nur diesen Monat furchtbar aktuell: unsere Buchempfehlungen im Februar.

Von den SZ-Literaturkritikern

Kübra Gümüşay - Sprache und Sein

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(Foto: Hanser Berlin)

Dieses Buch hat im Februar seine Leser bewegt und dann auch noch eine furchtbare Aktualität bekommen: Wie Sprache die Erwartungen von Menschen prägt, und wie sie Diskriminierung einerseits zementieren und andererseits auflösen kann, darüber denkt Kübra Gümüşay in ihrem Essay "Sprache und Sein" nach. Und weil sich nach der Thüringen-Wahl und bei den Anschlägen von Hanau wieder gezeigt hat, wie virulent Gewalt und Abgrenzung im Land nach wie vor sind, muss man nach einer Anwendung ihrer Beobachtungen leider nicht lang suchen. Ein Interview mit der Autorin können Sie hier mit SZ Plus lesen. Oder Sie lesen hier die ausführliche Rezension von Susan Vahabzadeh.

James Baldwin - Giovannis Zimmer

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(Foto: Deutscher Taschenbuch Verlag)

Eine Liebe scheitert, weil einer der Liebenden nicht als Außenseiter leben kann. Aber die ungelebte Liebe hat auch ihren Preis: In der Reihe der großartigen James-Baldwin-Neuausgaben ist jetzt "Giovannis Zimmer" dran, der 1956 zum ersten Mal erschienene wichtigste Klassiker der schwulen Literatur. Ein Roman aus der Zeit, in der Verbote und Verachtung eine Liebe wie die der Helden David und Giovanni unmöglich machte. Gegenwärtig ist er aber nach wie vor auf der Ebene der Psychologie. Und als Zeugnis gegen die Rede von der Konkurrenz der Minderheiten. Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Gustav Seibt.

Clarice Lispector - Tagtraum und Trunkenheit einer jungen Frau

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(Foto: Penguin Verlag)

Die Brasilianerin Clarice Lispector war die charismatische, vom Schicksal gebeutelte Autorin vieler schillernd schwieriger Romane. Einsame Höhepunkte ihres Werkes finden sich aber unter ihren Erzählungen, die jetzt erst auf Deutsch erscheinen. Tiere, insbesondere Hühner spielen darin eine entscheidende Rolle. Und sehr zu recht ist die Übersetzung von Luis Ruby jetzt für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert. Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Marie Schmidt.

Colm Tóibín - Haus der Namen

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(Foto: Carl Hanser Verlag)

Der irische Autor Colm Tóibín, vertraut mit einer Gesellschaft, die von Terror und Gegenterror geprägt ist, erzählt die Orestie neu. Aus verschiedenen Perspektiven, beginnend mit der der Gattenmörderin Klytämnestra und unter Dreingabe aller Götter, Helden und Familienbande, die dem Überleben im Weg stehen. Ein Roman über die ewig aktuelle Frage, wie man nach einer großen Katastrophe wieder zusammenfindet. Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Catrin Lorch.

Marion Messina - Fehlstart

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(Foto: Hanser)

"Die Hostessen hatten keine Aufgaben, aber die Kunden sahen nicht gern, dass jemand fürs Nichtstun bezahlt wurde. Sie mussten also auf den Computer ohne Internetverbindung starren und mit konzentriertem Gesicht endlos Solitär spielen": Von der Absurdität der liberalen Wirtschaft und des liberalen Liebeslebens erzählt die französische Debütantin Marion Messina. Mit Michel Houellebecq wird sie häufig verglichen, der Unterschied ist nur: Sie hat ein Herz. Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Alex Rühle.

J. M. Coetzee - Der Tod Jesu

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(Foto: S. Fischer Verlag)

In diesem Februar ist der südafrikanische Nobelpreisträger J.M. Coetzee 80 geworden und mit "Der Tod Jesu" beendet er seine Trilogie voller Menschen, die übers Meer gekommen sind und alles, was ihr Leben davor ausgemacht hat, vergessen haben. Romane voller biblischer Motive, brüchiger Gewissheiten und mit einer zeitgenössischen Spiegelfigur des biblischen Jesus als Hauptfigur. Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Nicolas Freund.

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