Bücher des Monats:Tanz mit dem Wahnsinn

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Bei Ottessa Moshfegh denkt man automatisch an Dostojewski, Volker Reinhardt versammelt Erinnerungen an die Pest und Robert Habeck liefert eine Gesellschaftsanalyse mit Tiefgang. Das sind die Bücher des Monats.

Von SZ-Autoren

Ottessa Moshfegh - Der Tod in ihren Händen

Ottessa Moshfegh: Der Tod in ihren Händen. Roman. Aus dem Englischen von Anke Caroline Burger. Hanser Berlin, 2021. 256 Seiten, 22 Euro. (Foto: N/A)

Ottessa Moshfegh hat sich den Ruf erworben, in ihren Protagonistinnen Fragen des Wahnsinns, der Abgründigkeit, der seelischen Wildnis so zu diskutieren, dass man automatisch an Dostojewski und Hamsun denkt. In ihrem neuen Roman geht es ebenfalls um eine ältere Dame und ihren Tanz mit dem Wahnsinn und weil ein neuer Roman von Ottessa Moshfegh immer eine gute Nachricht ist, freuen wir uns auch über diesen.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Hilmar Klute.

Tove Ditlevsen: Kindheit

Tove Ditlevsen: Kindheit. Roman. Aus dem Dänischen von Ursel Allenstein. Aufbau Verlag, Berlin 2021. 118 Seiten, 18 Euro. (Foto: Aufbau Verlag)

Es sieht so aus, als könnten die Romanleser zurzeit nicht genug bekommen von autobiografischen Erzählungen. Im Falle von Tove Ditlevsen ist das ein erhebliches Glück. Mehr als einmal haben Verlage versucht, ihre autofiktionale "Kopenhagen-Trilogie" in Deutschland bekannt zu machen. Erst jetzt aber scheint die Zeit der dänischen Schriftstellerin, die 1976 in Kopenhagen gestorben ist, gekommen: Die Neuübersetzung von Ursel Allenstein ist aus dem Stand ein Bestseller.

Lesen Sie hier die ausführliche Rezension von Sophie Wennerscheidt.

Volker Reinhardt - Die Macht der Seuche

Volker Reinhardt: Die Macht der Seuche. Wie die große Perst die Welt veränderte. 1347-1353. C.H. Beck, München 2020. 256 Seiten, 24 Euro. (Foto: C.H. Beck)

Im 14. Jahrhundert kam aus Asien eine Seuche, die in Europa zahllose Menschen dahinraffte, die Wirtschaft lahmlegte und die gesellschaftliche Ordnung auf die Probe stellte: die Pest. Allzu weit führen die Vergleiche zwischen der mittelalterlichen Seuche und der Corona-Pandemie zwar nicht, aber Volker Reinhardts Buch ist vor allem da interessant, wo er die Erinnerungen von Zeitzeugen versammelt. Die sind nämlich erstaunlich sachlich. Offenbar kann die menschliche Erinnerung, wenn nötig, jede todbringende Seuche entdramatisieren.

Lesen Sie hier eine ausführliche Rezension von Gustav Seibt.

Thomas Wagner: Der Dichter und der Neonazi. Erich Fried und Michael Kühnen - eine deutsche Freundschaft. Klett-Cotta, Stuttgart 2021. 176 Seiten, 20 Euro. (Foto: Klett-Cotta)

Thomas Wagner - Der Dichter und der Neonazi

Der jüdische Dichter Erich Fried war bekannt für seine unerschütterliche Menschenliebe, selbst in einem Nazi wollte er noch das Gute erkennen. 1983 begegnete er dem deutschen Neonazi Michael Kühnen, die beiden nahmen eine Korrespondenz auf, schrieben einander 16 Briefe, tauschten Komplimente aus. Thomas Wagner hat über diese Geschichte das Buch "Der Dichter und der Neonazi" geschrieben. Lässt sich aus der Beziehung der beiden etwas über die heutige Debattenlagen lernen? Aus Kühnen jedenfalls ist kein neuer Mensch geworden, allenfalls ein genauerer Neonazi.

Lesen Sie hier eine ausführliche Rezension von Willi Winkler.

Robert M. Zoske: Sophie Scholl. Es reut mich nichts. Porträt einer Widerständigen. Propyläen/Ullstein Buchverlage, Berlin 2020. 448 Seiten, 24 Euro. (Foto: Propyläen/Ullstein)

Robert M. Zoske - Sophie Scholl, Es reut mich nichts

Am 9. Mai 2021 wird der 100. Geburtstag von Sophie Scholl gefeiert werden. Die Studentin gehört noch immer zu den bekanntesten Figuren des Widerstands gegen das NS-Regime, in vielen Erzählungen ist sie - die 1943 im Alter von 21 Jahren hingerichtet wurde - nichts weniger als eine Heldin. Der Anlass hat ein paar neue Sophie-Scholl-Biografien hervorgebracht, so auch die des Theologen Robert M. Zoske, der vor einiger Zeit bereits ein großes Porträt von Hans Scholl vorgelegt hat. Zoske gelingt auf breiter Quellenbasis ein wahrhaftiges Lebensbild einer jungen Frau, die nicht von Anfang das Hitler-Regime ablehnte, sondern erst nach und nach aufgrund ihres christlichen Glaubens in den Widerstand getrieben wurde. Weniger das Politische steht hier im Vordergrund, sondern das Bild einer frommen Suchenden. Sichtbar wird der Mensch hinter der späten Heldin.

Lesen Sie hier eine ausführliche Rezension von Cord Aschenbrenner.

Robert Habeck: Von hier aus anders. Eine politische Skizze. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021. 384 Seiten, 22 Euro. (Foto: N/A)

Robert Habeck - Von hier aus anders

Robert Habeck ist nicht nur Co-Parteivorsitzender der Grünen, sondern auch Philosoph und Schriftsteller. Das merkt man an seinem neuen Buch. Was Habeck vorlegt, ist nichts weniger als eine Gesellschaftsanalyse mit ziemlichem Tiefgang; hier wird nicht einfach das Parteiprogramm referiert und schön häppchenweise präsentiert. Bei der Suche nach einer "neuen Mitte" wird er fündig, wo man es vielleicht nicht erwartet. Vieles klingt mehr nach Paulskirche als nach Parlament, und manche Passage passt besser zu einem Bundespräsidenten als zu einem Wahlkämpfer. Dass hier ein Grüner schreibt, vergisst man manchmal ein wenig; dass der Mann sich nicht nur in Kuhställen und bei der Windenergie auskennt, atmet aber aus jeder Zeile.

Lesen Sie hier eine ausführliche Rezension von Robert Probst.

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