Bud Spencer stellt Biographie vor:Signatur des Dampfhammers

Der Bud-Spencer-Anbetungslevel der deutschen Fangemeinde ist legendär. Schon seit den siebziger Jahren übt die Bud-Faust aus den Klamauk-Western ihre ungebrochene Faszination aus. Nun hat der 82-Jährige seine Biographie vorgestellt - in der er die Facebook-Fragen seiner Fans beantwortet.

Anja Perkuhn

Bud Spencers Sätze klingen so, wie ein Botticelli-Gemälde aussieht: Ein bisschen träge, sehr blumig, sehr füllig und man kann nicht anders, als sie andächtig anzustarren. "Meine Empfindungen sind so, dass wir in der Mitte meines Lebens angekommen sind, aber dass es noch lange nicht genug Geschehnisse gegeben hat", sagt Bud Spencer, 82 - der ehemalige Sportschwimmer und Schauspieler in erfolgreichen Klamauk-Western und -Copfilmen aus den Siebzigern und Achtzigern ("Vier Fäuste für ein Halleluja", "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle").

Bud Spencer stellt zweiten Teil seiner Autobiografie vor

Wieso er hierzulande so beliebt ist? "Wahrscheinlich, weil ich der Mann bin, der jeder sein möchte, wenn er zum Beispiel seinem Chef mal gern eine auf den Kopf geben möchte", sagt Spencer.

(Foto: dapd)

Inzwischen ist Spencer hauptberuflicher Signierer und sitzt in einem Berliner Hotel vor einem großen Banner mit seinem Konterfei, in diesem typischen Halbprofil und gnädigem Schwarzweiß, das Fotos auf Biografien immer bekommen, damit sie besonders nachdenklich und vielsagend aussehen. "In achtzig Jahren um die Welt" heißt die Biografie von Spencer - es ist schon seine zweite.

Die erste ("Bud Spencer. Sein Leben und seine Filme") ist im vergangenen Jahr erschienen. Spencer war damals auch in Deutschland, um sie vorzustellen: Mit einem unerschütterlichen lässigen Halblächeln signierte er Bücher, Shirts und Oberkörper mit Tattoos von seinem Gesicht - nicht im Halbprofil, sondern von vorn, und etwa 40 Jahre jünger - von deutschen Fans, die oft nur halb so alt waren wie seine Filme. Diese erste Biografie verkaufte sich etwa 125.000 Mal. Der große Erfolg des ersten Buches stellte sich vor allem nach dem Deutschlandbesuch von Spencer ein, eine Signier- und Diskussionstour gibt es deshalb auch in diesem Jahr.

Der Bud-Spencer-Anbetungslevel der deutschen Fangemeinde ist schon seit den Siebzigern traditionell hoch und seitdem ungebrochen, "wahrscheinlich, weil ich der Mann bin, der jeder sein möchte, wenn er zum Beispiel seinem Chef mal gern eine auf den Kopf geben möchte", sagt Spencer. Er hat das schon sehr oft gesagt, deshalb lacht er nicht mehr wie die meisten um ihn herum, sondern schaut gütig. "Ich habe Terence (Hill, früherer Partner in Prügelfilmen, Anm. d. Red.) früher schon gesagt: Dadurch entsteht unweigerlich der Weltruhm."

"In achtzig Jahren um die Welt" ist vor knapp zwei Wochen erschienen und ohne große Werbung in der Spiegel-Bestsellerliste auf Platz 50 eingestiegen. Den deutschen Fans, deren Begeisterung laut Verlag die Fortsetzung zu verdanken ist, ist darin ein eigenes Kapitel eingeräumt: Spencer, der eigentlich Carlo Pedersoli heißt, beantwortet ausgewählte Fragen, die seine Fans vorher per Facebook einsenden konnten. Zum Beispiel: "Was ist für die Bud-Faust angenehmer? Ein paar Dampfhammer zu verteilen oder in einem Jahr fast 20.000 Bücher zu signieren?" (Die Lösung: Der Dampfhammer ist für Spencer "die lustigere Art", seine Faust zu benutzen.)

"Im Kopf noch 28 Jahre alt"

Ob er jetzt erwartet, dass dieses zweite Buch auch so erfolgreich wird? Der Schauspieler wiegt sich und seinen Zufriedenheitsbauch ein wenig unter dem Hemd, das so azurblau ist wie Terence Hills Augen, und antwortet langsam, die Worte kratzen sich ihren Weg frei durch den grauen Bart. "Derartige Erwägungen haben für mich nie einen besonderen Wert gehabt", sagt er.

Und biegt dann das Thema in eine Richtung, die nach Nachlass klingt, nach Pater Bud, wie er es auch schon bei der Vorstellung der Arte-Dokumentation über sich Anfang März in Berlin getan hat: "Es ist mir aber wichtig, den jungen Leuten mitzuteilen, dass ihr viel interessanter seid, viel interessierter an der Welt als ich." Heutzutage, sagt er, gingen Nachrichten innerhalb von zwei Sekunden um den Globus."Es gibt eine allgemeine Beschleunigung der Welt. Alle wollen immer besser, immer schneller, immer angepasster werden, suchen nach dem Glück, das sich sofort einstellt." Dabei sollten sie unbedingt die Gefahren bedenken, die vor allem in Drogen und Alkohol lauern. "Passt auf die Schlaglöcher auf!", mahnt Spencer, der seit Jahrzehnten auf Leinwand und Mattscheibe Schläge austeilt - beidhändig geohrfeigt, einfäustig senkrecht gerammt. Immer mit Schmackes, nie mit Blut.

Ein paar kleine Schweißperlen haben sich auf der Ikonenstirn gebildet. Auch wenn Pedersoli immer wieder betont, dass er "im Kopf noch 28 Jahre alt" ist - er ist außerhalb des Spencerversums eben doch schon 82. Eine letzte Frage ist noch gestattet, sagt die Dame vom Verlag. Es ist eine kluge Frage, die Spencer eine weise Antwort gestattet, weil sie all seine Filme und auch einen großen Teil seines Lebens zusammenfasst:

"Was bringt Sie zum Lachen?", will jemand wissen. Pedersoli lächelt still. "Charly Chaplin, Buster Keaton, Laurel und Hardy - es genügt, diese Menschen nachzumachen, die ganz einfache Dinge tun, und alle lachen." Er hält kurz inne und schaut nachdenklich in die Schale mit Keksen vor sich auf dem Tisch. "Alle lachen."

Bud Spencer: In achtzig Jahren um die Welt - Der zweite Teil meiner Autobiografie. Schwarzkopf&Schwarzkopf 2012, 350 Seiten, 19,95 Euro

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