Der junge Will Andrews, Boston-Söhnchen, Harvard-Zögling, will Büffel schießen. Miller, der Jäger, will das auch. Will war noch nie auf der Jagd. Miller schon oft. Nun finanziert ihm Andrews die Jagd seines Lebens. Zu viert machen sie sich auf, verirren sich, verdursten fast und finden dann: das Tal. Randvoll mit Büffeln, Tausenden. Es sind die letzten, der Rest ist fast ausgerottet, und von diesen, daran lässt Miller keinen Zweifel, soll keiner entkommen. Nun, an dieser Stelle sind Western-Skeptiker schon draußen. Pech für sie. John Williams, der mit "Stoner" einen Welterfolg feierte, schreibt in "Butcher's Crossing" aus dem Jahr 1960 eine Prosa, die so kühl, glatt und präzise funktioniert wie eine Revolvertrommel. Und so durchschlagend ist wie ein Geschoss. Der Roman, eine Verneigung vor Emerson und Melville, vereint Apokalypse und Kapitalismuskritik in sich. Wie die Männer tagsüber töten und nachts häuten, bis aus schönstem sommerblauen Himmel die erste Schneeflocke des einbrechenden Winters fällt, das ist einfach umwerfend. Sonja Zekri
John Williams: Butcher's Crossing. Roman. Aus dem Englischen von Bernhard Robben. dtv, München 2015, 365 Seiten, 21,90 Euro. E-Book 18,99 Euro.