Bruce Willis in "Stirb langsam 4.0":"Das Internet ist ein Ort der Jagd"

"Seit es YouTube gibt, stehe ich jeden Tag in Unterhosen vor der Weltöffentlichkeit" - Bruce Willis spricht über die Schrecken des Internet, "Die Hard 4.0", Klatsch und Politik.

Alexander Gorkow

Bruce Willis - im Juni 2007 im Berliner "Regent": Er sieht furchterregend smart aus. Schlaksiger, größer als erwartet. Schmales Sakko, weißes Hemd. Fester Händedruck, (alles andere wäre ja auch noch schöner gewesen). Wenn es ihm ernst ist und er politikverdrossen, legt er die hohe Stirn in traurige Falten und schnarrt den Tisch an wie ein beleidigter Bauarbeiter. Wenn er aber spielen will, und das will er auch, nimmt er den Gesprächspartner grinsend ins Visier. Da ist dann dieses John-McClane-Blitzen in den Augen, und man muss tot sein, um das nicht etwas beeindruckend zu finden. Die vereinbarte Zeit wird weit überschritten. Wenn Bruce Willis redet, lässt er sich nicht durch die reizende Dame von der Filmfirma verunsichern, die lange und winkend im Raum steht.

SZ: Also, ich weiß, eine ärgerliche Frage, aber ich muss damit beginnen.

Bruce Willis: Hier kommt Ihre erste Frage: "Bruce, gibt es noch einen Unterschied zwischen Ihnen und der Figur, die Sie spielen, den Polizisten McClane aus 'Die Hard' ?"

SZ: Oh Gott, ich hatte mir wirklich sehr fest vorgenommen, Sie nicht zu langweilen.

Willis: Alles okay. Keine Panik. Fragen Sie, was Sie wollen. Absolut alles. Und ich entscheide dann, ob und wie ich drauf antworte. So machen wir das jetzt.

SZ: Also, der Polizist McClane aus "Die Hard" und dessen Darsteller Willis - nachdem ich nun die vierte Folge gesehen habe, kommt es mir vor, als seien Sie, Bruce, endgültig mit McClane verwoben.

Willis: Was ist das für ein Typ für Sie?

SZ: McClane? Für mich?

Willis: Ja. Nennen Sie mal Eigenschaften! Also, er ist inzwischen Anfang 50, wie ich...

SZ: ...er ist ein grundkonservativer Kumpel, er liebt seine Heimat, seine Familie - und er ist etwas aus der Zeit gefallen.

Willis: Aus der Zeit gefallen?

SZ: Er hat keine Ahnung von Computern, er dreht bei einem Song von "Creedence Clearwater Revival" das Radio lauter, solche Sachen, er ist ein bisschen: lustiger weißer US-Durchschnitt. Nicht wahr?

Willis: Hm, wow...okay.

SZ: Das macht den Film oft komisch, weil Sie da ja einen jungen Typen an Ihrer Seite haben, der Ihnen reichlich oft die Moderne erklären muss.

Willis: Hm, Sie meinen, McClane ist...

SZ: ...eine Art Clown.

Willis: Ein Clown?

SZ: Ein gut gebauter Clown natürlich. Und zweifellos rettet er Amerika. Aber sowohl Sie wie auch McClane sind analoge Helden in einer digitalen Zeit.

Willis: Gut. Ja, ich kann mich mit John McClane schon sehr identifizieren. Er überlebt wie ich mit Sarkasmus in einer ungerechten Welt, er liebt seine Familie - und er hat ein Problem mit Autoritäten aller Art.

SZ: Mit welchen Autoritäten haben Sie Probleme?

Willis: Nun, mit politischen? Ja, mit politischen Autoritäten habe ich Probleme.

SZ: Ich bin etwas überrascht.

Willis: Warum?

SZ: Weil Sie so was wie der Last Action Hero der Republikaner sind. Nein?

Willis: Wer hat Ihnen diesen Scheiß erzählt?

SZ: Clooney, Spielberg und alle anderen sind für die Demokraten - für Bush wirbt in Hollywood hingegen nur noch einer: Bruce Willis. Steht in jeder Zeitung.

Willis: Bullshit! Also...ich sage mal so: Sind Sie cool? Ja, oder? Sie sind cool, oder?

SZ: Ohne jeden Zweifel!

Willis: Wieso lesen Sie dann Zeitung? Wieso verbringen Sie Ihre Zeit nicht damit, sich fit zu halten, zu reisen, sich um Ihre Familie zu kümmern? Haben Sie Kinder?

SZ: Ja.

Willis: Na also. Unternehmen Sie 'was mit den Kindern! Oder Sie lesen ein Buch! Ich lese ein Buch nach dem anderen. Im Moment lese ich eine Biographie über Roosevelt. Also, wieso lesen Sie Zeitung?

Seite 2: Warum Willis und seine Kollegen jeden Tag in Unterhose vor der Weltöffentlichkeit stehen.

"Das Internet ist ein Ort der Jagd"

SZ: Ich schreibe ja sogar für eine Zeitung. Sagen Sie es keinem: Ich find's natürlich auch total absurd!

Bruce Willis in "Stirb langsam 4.0": Bruce Willis: Glatze und Lächeln strahlen um die Wette.

Bruce Willis: Glatze und Lächeln strahlen um die Wette.

(Foto: Foto: AP)

Willis: Oooh, nein, nein, nicht einschmeicheln! Das Problem ist doch: Ich sage Ihnen jetzt, dass ich nicht für die Republikaner werbe und es auch nicht tun werde. Aber Sie werden es natürlich in Ihrer Zeitung nicht drucken!

SZ: Wieso nicht?

Willis: Ich habe es schon 20-mal gesagt. Und? Die Arschlöcher drucken es nicht. Keiner will das hier lesen: "Die politische Einstellung von Bruce Willis ist mitunter schwer einzuordnen. Dies hängt damit zusammen, dass Bruce Willis ein differenziert denkender Mann ist." Es würde die Welt der Magazine zu kompliziert machen.

SZ: Auch Sie bedienen Magazine in Amerika mit Fotos aus Ihrem Privatleben...

Willis: ...selten, mein Lieber, und natürlich tue ich es, denn ich hätte gerne einen wenigstens minimalen Einfluss darauf, wie meine Familie draußen dasteht, wie meine Töchter draußen dastehen, wie ich selbst draußen dastehe. Aber ist das wirklich wichtig? Nein, das ist es nicht.

SZ: Die Klatschpresse gab es sozusagen schon im alten Rom, oder?

Willis: Sicher, aber YouTube.Com gibt es erst seit kurzer Zeit. Und seit es YouTube gibt, stehe ich, wie einige meiner Berufskollegen, jeden Tag in Unterhosen vor der Weltöffentlichkeit. Ich beklage mich nicht über mein sehr privilegiertes Leben. Aber es ist so: Sobald ich in New York oder Los Angeles auf die Straße gehe, sobald ich im Meer bade, einkaufen gehe, einen Burger esse oder mit dem Fahrrad durch die Wüste fahre: es wird im Internet zu sehen sein, weil es irgendwer mit einem fuckin' mobile phone filmt. Eines Tages wird man Wege finden, mich zu filmen, während ich selbstvergessen auf dem Klo hocke. Ja, ein Mobiltelefon wird sich auf den Weg machen und von unten meine Eier filmen. Ist es das, was uns die Popkultur einst versprach?

SZ: Wie meinen Sie das?

Willis: Na, ging es nicht bei der Kunst wie im Internet um Aufklärung, Freiheit und Information? War das Internet nicht das perfekte Projekt zur Verschmelzung von Pop und Politik? Das Infoparadies? Was waren das für schlaue Theorien überall!

SZ: Naja...

Willis: Wir haben uns alle getäuscht, Mann! Das Internet ist ein Ort der Jagd, der Ablichtung, der Durchleuchtung. Im schlimmsten Fall: ein Ort von Hinrichtungen, sexuellem Missbrauch, ein Ort für Fahnder und Datenschützer. Im harmloseren Fall: Eine eskapistische Quatschwelt. Das Internet hat etwas Sonderbares bewirkt: Klatsch war immer ein Nebenprodukt der Popkultur. Nun ist Klatsch das Hauptprodukt des Pop. Es kann wirklich jeder seinen gottverdammt großen Spaß mit dem alten Bruce haben: Aber das alles ist nicht meine Welt. Nicht einmal auf einem Filmset sind wir mehr sicher. Sie können keine Auseinandersetzung mehr führen mit anderen Darstellern, mit dem Regisseur, ohne dass Sie Gefahr laufen, dass irgendwer sein mobil laufen lässt. Schon ist alles im Internet.

SZ: Haben Sie David O. Russell am Set von "Huckabees" auf YouTube gesehen? Er flippt da völlig aus...

Willis: Das mag witzig sein für den Moment, verstehen Sie? Der Punkt ist, David wird nie mehr das Gefühl haben, unbeobachtet von Leuten, die nichts mit dem Film zu tun haben, am Set arbeiten zu können. Wir alle haben das Gefühl nicht mehr. Früher war ein Filmset einer der bestbewachten Plätze auf der Welt.

SZ: Also, ich verspreche Ihnen jetzt erst mal, zu drucken, dass Sie bestreiten, ein lupenreiner Republikaner zu sein.

Willis: Ich danke Ihnen.

SZ: Und doch denke ich, dass Sie vermutlich ein sehr klares Wertesystem haben, oder?

Willis: Yep. Allerdings. Sehr klar.

Seite 3: Willis über die komplizierte Praxis von Gut und Böse und den Versuch, keine Zeit zu verschwenden.

"Das Internet ist ein Ort der Jagd"

SZ: Wie sieht es aus, das Wertesystem?

Willis: Ich bin ein guter Dad, das ist das Erste! Ich bin ein guter Dad, kein Superdad, aber ein guter Dad. Nichts ist mir wichtiger als meine Mädchen, okay? Wie McClane liebe ich also meine Familie, und ich liebe meine Heimat. Ich liebe Amerika. Ich bin dezidiert der Meinung, dass wir unsere Freiheit energisch verteidigen müssen, dass wir unsere Auffassung von Gerechtigkeit verteidigen müssen, unsere Ethik, unsere Grundsätze.

SZ: Viele halten die amerikanische Außen- und Wirtschaftspolitik...

Willis: ...nein, keine Politik, über die amerikanische Außenpolitik mag man zurecht sehr hart urteilen. Aber reden wir mal über Ethik! Also, niemand hat ethisch das Recht, weil er ein religiöser Fanatiker ist, einen unschuldigen Entwicklungshelfer zu kidnappen und vor laufender Kamera zu enthaupten, oder? Ebenso wie in Los Angeles, Berlin oder München niemand das Recht hat, ein Kind zu entführen, zu vergewaltigen und dann zu töten. Ich denke, beide Verbrecher, der eine wie der andere, sie sollten die Kugel in ihrem Kopf jeweils fest einkalkulieren, oder? Beide sollten wir mit einem "Fuck you!" von dieser Welt verabschieden.

SZ: Aus ethischen Gründen wurde die Todesstrafe in Deutschland abgeschafft.

Willis: Das ist okay. Sie und ich leben in einer freien Welt. Das ist das Wunderbare.

SZ: Es gibt also klar ersichtlich: Gut und Böse. Das ist in der Tat nicht kompliziert.

Willis: Nein, kompliziert wird es in der Praxis. Wir sind Menschen, also machen wir Fehler. Aber ich entschuldige mich meist nicht für Fehler, es sei denn, sie betreffen meine Kinder. Ich versuche nur, grundsätzlich auf der guten Seite zu bleiben. Und ich versuche vor allem eins: Keine Zeit zu verschwenden.

SZ: Das heißt?

Willis: Ich weiß nicht, wie es Ihnen da geht. Aber ich bin umzingelt von Leuten, die mir sagen: Weißt du, Bruce, dies mache ich, wenn ich 40 bin, das mache ich, wenn ich 50 bin, dies mache ich, wenn ich 60 bin. Mich erstaunt diese Haltung.

SZ: Warum?

Willis: Weil diese Menschen sicher sind, dass sie noch ewig Zeit haben. Alle Zeit der Welt. Ich bin mir da nicht so sicher.

SZ: Haben Sie Angst vor dem Tod?

Willis: Nein. Ich rechne ja fest mit ihm. Ich bin mir bewusst, dass es jeden Moment vorbei sein kann. Hoffentlich liegen dann keine Pläne in der Warteschleife, verstehen Sie? Ich will nicht, dass es morbide klingt. Aber es gibt keinen Grund, Pläne auf die lange Bank zu schieben oder sie so lange zu hinterfragen, bis man sich im alten Trott wieder eingerichtet hat.

SZ: Was für Pläne?

Willis: Was auch immer: Zu einem riskanten, aber aufregenden neuen Job wechseln! Den Ehepartner, mit dem man sich eh nur streitet, verlassen! Heiraten! Umziehen! Was auch immer. Es gibt keine Zeit zu verlieren. Wir müssen alles jetzt in Angriff nehmen, und sei es, dass wir sehr bewusst in Angriff nehmen, die Karriere ruhen zu lassen. Ich versuche, diese Einstellung in meine Freunde regelrecht hineinzubeten. Aber sie hören nicht auf mich. Neulich sagte mir ein Kumpel, er werde kürzertreten und sich ausruhen, aber erst in ein paar Jahren. Ich sagte, dass ich ihm wünsche, dass er seine Ruhephase noch erlebt. Die Leute schauen mich dann an. Dabei meine ich das nicht apokalyptisch. Ich meine, dass man Chancen erkennen muss. Sonst sind sie weg. Oder man selbst ist weg. Wooops! Verstehen Sie?

SZ: Vor einigen Jahren starb Ihr jüngerer Bruder an Krebs, das wird Sie diesbezüglich beeinflusst haben, nehme ich an.

Willis: Ja. Menschen verdrängen nun mal den Tod. Bei euch in Europa tun sie das weniger als bei uns. In der europäischen Kultur, in der Kunst, im Film, in der Literatur, im Theater ist der Tod allgegenwärtig. Die amerikanische Kultur leugnet den Tod. Amerikaner empfinden den Tod als eine beleidigende Sache: Ich meine, da sieht man toll aus und ist gut drauf und läuft noch als 80-Jähriger mit sneakers spazieren - und dann soll man sterben?

SZ: Sonderbar für ein Land, das sich mit Kriegen auskennt, oder? Der Tod ist doch jeden Tag in den Nachrichten.

Willis: Ja.

SZ: Und auch gerade steckt Amerika wieder in einem verheerenden Krieg fest.

Willis: Ja, aber der Tod wird hier nicht gezeigt, beziehungsweise nur in Form polierter Särge. Und in Form von Zahlen.

SZ: Die Legitimation für diesen Krieg ist doch gerade: Die von Ihrem Präsidenten geschürte Angst vor dem Tod. Es kann Amerika zu jeder Sekunde treffen.

Willis: Ja. Und?

Seite 4: Warum sich Willis narkotisieren lassen will, sobald der Wahlkampf losgeht.

"Das Internet ist ein Ort der Jagd"

SZ: Wie sehen Sie das?

Willis: Ich sehe das so, dass es Amerika zu jeder Sekunde wieder treffen kann. Natürlich.

SZ: Da gehen Sie mit Ihrem Präsidenten also Hand in Hand.

Willis: Da gehe ich, soweit möglich, mit unseren Soldaten Hand in Hand. Ich war im Irak - und ich habe mit den Soldaten geredet, zum Beispiel auch mit denen, die nur noch ein Bein oder einen Arm haben. Das ist bewegend, sehr bewegend, das kann ich Ihnen sagen

SZ: Sind Sie für oder gegen diesen Krieg?

Willis: Ich weiß nicht, wie sinnvoll es ist, noch lange dort unten zu bleiben. Aber natürlich muss Amerika seine Freiheit verteidigen. Es wird inzwischen oft übersehen, dass wir von Al Khaida aus Afghanistan angegriffen wurden. Es wird übersehen, wie viel Leid Saddam Hussein über den Irak gebracht hat. Keiner will Krieg, oder? Aber diese Soldaten verteidigen Rechte und Freiheiten, auf die wir alle stolz sein sollten. Ich möchte, dass wir die Soldaten nicht vergessen, die da ihren Arsch für uns hinhalten.

SZ: Es gibt die Theorie, dass man möglicherweise mit dem gezielten Einsatz von Geheimdiensten mehr erreicht hätte. Zum Beispiel nicht so viele zivile Opfer.

Willis: Mann, wer will zivile Opfer? Wer? Keiner will zivile Opfer! Aber vertrauen Sie etwa den Fähigkeiten unserer Geheimdienste? Reden wir mal nicht mehr über die Soldaten, die das nun ausbaden müssen. Sondern über die Politik und über Ihren Geheimdienstvorschlag: Die CIA hat die Taliban großgemacht, weil sie sie brauchte im Kampf gegen die Sowjetunion! Die CIA hat Saddam Hussein großgemacht, weil sie ihn brauchte im Kampf gegen den Iran! Die CIA hat Verbrecher wie Augusto Pinochet unterstützt, weil sie Panik vor einem kommunistischen Chile hatten! Last not least hat die CIA 9/11 nicht verhindert, obwohl die Möglichkeit klar bestanden hätte. Und denen trauen Sie zu, Osama bin Laden zu finden und die Taliban zu erledigen? Fuck, no! Die Sache sieht so aus: US-Regierungen haben Blut an den Händen, wir haben zu oft die falschen Leute mit Waffen ausgerüstet - und unsere jungen Soldaten da unten müssen auch das jetzt ausbaden.

SZ: Sie haben grundsätzlich kein Vertrauen in die Politik, oder?

Willis: Wer bin ich, dass das von Interesse wäre! Ich bin kein Philosoph. Ich bin bekannt. Das ist alles. Ich nutze, wie mein Freund George Clooney...

SZ: ...der eher als liberal gilt als Sie...

Willis: ...ich bin auch liberal! Ich meine, oft genug habe ich keine konservativen, sondern liberale Ansichten. Oder?

SZ: Hm, okay.

Willis: Jedenfalls nutzen wir von Zeit zu Zeit unsere Bekanntheit. Ich habe das früher nicht gemacht. Ich fand das eitel. Ich fand, als Schauspieler sollte man sich da nicht in den Vordergrund drängen. Aber man ändert seine Meinung, wenn man sieht, dass man Menschen helfen kann.

SZ: Wie helfen Sie beide?

Willis: In Darfur sind kaum Kameras - obwohl wir es mit Völkermord zu tun haben. Also wirbt George Clooney für mehr Aufmerksamkeit. Ich werbe dafür, dass man unsere Veteranen, die aus Afghanistan oder dem Irak zurückkommen, nicht alleine lässt. Jeder vernünftige Mensch weint um tote Zivilisten im Irak. Aber ich habe im Irak Zivilisten getroffen, die in Saddams Folterkellern gesessen hatten. Diese Menschen waren froh, dass er nicht mehr an der Macht ist. Und wir haben schon unsere Veteranen aus den anderen Kriegen nachher alleingelassen. Das ist alles kompliziert, Mann. Es ist nicht einfach.

SZ: Vertrauen Sie Bush? Oder Cheney?

Willis: Zeigen Sie mir einen Politiker, der verhindert, dass sich jährlich Trilliarden von Steuergeldern in Luft auflösen! Zeigen Sie mir einen, der Kindern armer Leute in den USA eine vernünftige Bildung zukommen lässt! In einer Schule ohne Waffen! Theodore Roosevelt hat von 1901 bis 1908, also in acht verdammten Jahren, mehr für das Volk erreicht als alle Präsidenten nach ihm zusammen.

SZ: Was war der letzte Erfolg?

Willis: 1958 haben wir 'was gegen Polio erfunden. Das war nützlich, oder? Aber heute? Wieso sieht man auf den Straßen in den USA keine Verbesserung?

SZ: Ronald Reagan hat den Kommunismus besiegt - sagt man.

Willis: Ach was, Reagan hat gesagt, er will die Mauer weghaben. Wer wollte das nicht. Reagan hat die Sowjets mit seinen Militärausgaben erdrückt. Aber der Kommunismus hat sich selbst besiegt.

SZ: Clinton...

Willis: Oh, nein, nicht auch noch Clinton...

SZ: Also vertrauen Sie keinem?

Willis: Ich habe neulich einem Kumpel gesagt, er soll mich narkotisieren, wenn der Wahlkampf losgeht - und er soll mich wieder wecken, wenn alles vorbei ist. Ich kann die talking heads nicht sehen, mir wird öfter mal schlecht, wenn ich die sehe. Geht es Ihnen nicht so?

SZ: Doch, mir ist auch ständig schlecht.

Willis: Zeigen Sie mir den neuen Roosevelt - und ich werde ihn unterstützen! Egal ob er Republikaner ist, Demokrat oder von der Buddha-Partei. Ich nehme mich dabei aber nicht wichtig, verstehen Sie? Ich habe ja ein simples Weltbild, wie Sie inzwischen bemerkt haben.

SZ: Wir müssen Schluss machen. Jetzt haben wir wenig über "Die Hard" geredet.

Willis: Doch, haben wir. Im Grunde ging's nur um den Film. Sie werden's merken, wenn Sie das Band abhören.

SZ: Danke jedenfalls.

Willis: Passen Sie auf sich auf, und Sie haben sich das Wichtigste gemerkt?

SZ: Ich glaube, ja.

Willis: Verschieben Sie nichts auf morgen!

Bruce Willis, 52, wurde in Idar-Oberstein als Sohn eines GI's und einer Deutschen geboren. Die Familie zog in die USA, als er zwei Jahre alt war. Er wuchs in einfachen Verhältnissen auf und lernte Theaterspielen als Therapie gegen das Stottern. Seinen ersten Bühnenerfolg hatte Willis nach vielen Gelegenheitsjobs 1984 in Sam Shepards "Fool For Love", seinen Durchbruch als Kinoschauspieler in Blake Edwards' "Blind Date". Als Polizist John McClane wurde Bruce Willis ab 1988 in den "Die Hard"-Filmen zum Kassenmagneten - und zum Prototypen einer Generation von auch rhetorisch schlagfertigen Actionstars. In Filmen wie zum Beispiel "Breakfast of Champions", "The Sixth Sense" oder in Terry Gilliams "12 Monkeys" bewies er seitdem, dass er auch als Komödiant oder Charakterdarsteller eine glänzende Figur macht. "Stirb langsam 4.0" läuft am kommenden Donnerstag weltweit in den Kinos an. Bruce Willis lebt seit seiner Trennung von Demi Moore in New York, Los Angeles - und in Idaho, wo er in einer Kleinstadt ein eigenes Theater betreibt und sonst relative Ruhe genießt. Er hat drei Töchter.

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