Britische Version von "Schlag den Raab":Her mit den kleinen Engländern

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Stefan Raab hat das Konzept von "Schlag den Raab" ans britische Fernsehen verkauft. Die Aufzeichnung von "Beat The Star" in Köln bewies, dass das deutsche TV besser ist, als viele glauben.

Hans Hoff

Noch etwa drei Wochen muss ein englischer Lehrer mit dem Vornamen Pete schweigen. Erst am 11. Mai läuft in seiner Heimat nämlich jene Show, in der Pete gegen einen berühmten Rugbyspieler antritt und um einen ansehnlichen Geldbetrag kämpft. Aufgezeichnet wurde diese Sendung am Mittwoch dieser Woche in den Kölner Brainpool-Studios, dort wo sie auch erfunden wurde und unter dem Titel Schlag den Raab regelmäßig für Quotenfurore bei Pro Sieben sorgt.

Moderator Vernon Kay (M.) versucht vor allem, gut auszusehen und unfallfrei zu sprechen. (Foto: Foto: Willi Weber)

Zum ersten Mal nach langer Zeit ist es gelungen, den Engländern ein deutsches Show-Format zu verkaufen. Mit "Wetten, dass . . .?" hat das schon einmal geklappt, aber das ist für Fernsehverhältnisse Lichtjahre her. Nun soll Beat The Star Deutschlands Ruf als weitgehend unkreative Shownation aufbessern. An zwölf Länder hat die Kölner Produktionsfirma Brainpool, an der auch Stefan Raab beteiligt ist, das Konzept bereits verkauft. Außer England stehen Spanien, Italien, Frankreich, Kroatien und diverse skandinavische Länder auf der Liste.

"So sind sie"

Schon der Verkauf nach England kam einer kleinen Sensation gleich. Noch bemerkenswerter allerdings ist, dass die Produzenten des britischen Senders ITV für drei Wochen nach Köln gekommen sind, um hier alle acht Folgen ihrer Show aufzuzeichnen. Dabei zeigt sich sehr schön, dass im deutschen Fernsehen längst nicht alles so schlecht ist, wie es oft geredet wird. Es beginnt mit dem Moderator. Hat man Vernon Kay eine Zeitlang zugeschaut bei seinen Versuchen, in erster Linie gut auszusehen und unfallfrei zu sprechen, lernt man schnell die Professionalität des Schlag den Raab-Moderators Matthias Opdenhövel schätzen. Erlebt man dann noch, wie bei "Beat The Star" die ursprünglich auf eine variable Länge konzipierte Show eingedampft wird zur 60-Minuten-Schnittware mit nur sieben Spielen, kommt fast schon Mitleid auf.

Besonders traurig wirkt das im Studio, wo die aus umliegenden Kasernen und Schulen angekarrten Engländer behandelt werden wie unmündiges Kreischvieh. Sie dürfen bei der Aufzeichnung der vierten Folge die Kulisse abgeben, vom vollen Showeffekt bekommen sie nichts mit. Exemplarisch zeigt sich das anlässlich eines Spiels, bei dem sich Lehrer Pete und der in seiner Heimat berühmte Rugbyspieler Martin gegenseitig Karten zuschieben müssen. Die jeweils höhere gewinnt. Zweimal geht das langwierige Spiel unentschieden aus, erst beim dritten Mal gibt es einen Gewinner.

Dabei können die Zuschauer im Studio meist nur erahnen, wer gerade in Führung liegt, während die Menschen an den Bildschirmen draußen sehen können, aus welchen Karten die Kandidaten wählen können. Vor Ort macht sich fast eine Stunde lang der Eindruck eines TV-Desaster breit, aber Briten beunruhigt das nicht. Hinterher werde alles so geschnitten, dass es in 60 Minuten passt.

"So sind die Engländer", sagt Stefan Raab und kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Er verdient ein bisschen was an dem Verkauf, vor allem aber dürfte ihm die Art der Produktion beweisen, wie schön er es hierzulande hat. Wenn er die Showtreppe hinab steigt, darf er freihändig tänzeln, der britische Kollege muss sich trotz zweier Geldkoffer am Geländer entlanghangeln - aus Versicherungsgründen.

Stars wie der Boxer Amir Khan, Tennis-Legende Martina Navratilova oder Rugbyspieler Martin Offiah zeigen zwar nicht immer das Engagement von Raab. Ein Knaller soll Beat The Star, das am Sonntag im britischen Vorabendprogramm startet, aber werden. Brainpool-Chef Jörg Grabosch: "Wenn das nicht funktioniert, weiß ich nichts übers Fernsehen."

© SZ vom 18.4.2008/korc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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