Britische Monarchie im Film:Drama-Queens

Lebensgefährliche Ehen, hysterische Untertanen, Sprachfehler, und dann immer diese Intrigen. Den britischen Monarchen blieb über die Jahrhunderte wenig erspart. Zur Freude heutiger Kinofans, immerhin. Zum Thronjubiläum von Elisabeth II. royale Filmtipps

Von Irene Helmes

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Britische Monarchie im Film:Helen Mirren in "The Queen" von Stephen Frears

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Quelle: imago stock&people

Hysterische Untertanen, Sprachfehler, lebensgefährliche Ehen, und dann immer diese Intrigen. Den britischen Monarchen blieb über die Jahrhunderte wenig erspart. Zur Freude heutiger Kinofans, immerhin. Anlässlich des Thronjubiläums von Elisabeth II. royale Filmtipps in Bildern.

Moment, das ist doch ... Nein, nein. Oder?

Das ist Helen Mirren, nicht Elisabeth II. Selten gelingt es Schauspielern, eine noch lebende Person so wirklichkeitsgetreu zu verkörpern, dass es fast unheimlich ist, wie Mirren dies in Stephen Frears' Film "The Queen" (2006) tat.  Es regnete dafür Preise - den Golden Globe, den Oscar, den Europäischen Filmpreis.

"The Queen" beleuchtet die Tage nach dem Tod von Lady Di, der Ex-Schwiegertochter von Elisabeth II.

Wie Haltung bewahren, wie die Enkel beschützen, wie dem Protokoll gemäß handeln, wenn das ganze Land durchdreht? Heikle Fragen für eine Monarchin, die Kriege, Wirtschaftskrisen und die Hippies überstanden hat und sich nun Gefühlskälte vorwerfen lassen muss. Ein leiser Film, der - zum Teil sehr spekulativ - hinter die Fassaden des Königshauses blickt. Auch Elisabeths Kindheit ...

Text und Bildauswahl: Süddeutsche.de/Irene Helmes/pak

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Britische Monarchie im Film:Kindheit einer Königin: "The King's Speech"

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... bot bereits Stoff für einen hochgelobten Kinohit. In "The King's Speech" kämpft Elisabeths Vater, George VI., gegen seinen Sprachfehler. Ein Stotterer auf dem Thron, und das zur Zeit des sich anbahnenden Zweiten Weltkrieges, als große Reden gefragt sind und ganz sicher keine Schwäche. Colin Firth spielt den gequälten König so gut, dass er den Oscar gewann, zudem wurde er kurz darauf auch von Elisabeth II. zum "Commander of the Order of the British Empire" ernannt

Im Bild eine Szene aus "The King's Speech" mit Helena Bonham Carter als Georges Frau, später bekannt als Queen Mum, sowie den beiden Töchtern, Princess Margaret und Princess Elizabeth.

Wirklich austoben können sich Filmemacher ...

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Britische Monarchie im Film:Cate Blanchett als "Elizabeth"

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... aber in früheren Jahrhunderten. Die englischen, schottischen und britannischen Vorgängerinnen und Vorgänger von George VI. und Elisabeth II. bieten Liebesdramen, Mord und Totschlag im Überfluss. Von Imageproblemen oder Sorgen um die Meinung der Untertanen hätten sie sich wohl nicht beeinflussen lassen. Historiker mögen sich bei der einen oder anderen Verfilmung die Haare raufen. Doch das Publikum ist fasziniert.

Elisabeth I. ist die wohl meistverfilmte Königin, die "jungfräuliche Königin", die geheimnisvolle Herrscherin, erstarrt hinter einer kalkweißen Maske unter leuchtendroten Haaren. Cate Blanchett zeigte in "Elizabeth" (1998) die Vorgeschichte, eine junge Frau in Flirtlaune, die mit ihrer ersten Liebe durch englische Blumenwiesen tanzt und erst am Hof in London Illusionen und Skrupel verliert.

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Britische Monarchie im Film:Cate Blanchett in "Elizabeth - Das Goldene Königreich"

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Fast zehn Jahre später schlüpfte Cate Blanchett ein zweites Mal in die Rolle der Elisabeth. Die Königin ist ledig, auf dem Höhepunkt ihrer Macht und unbesiegbar selbst für die spanische Armada. 

Eine Kostümorgie, ein Spektakel. Der Abenteurer Sir Walter Raleigh (Clive Owen) liefert die Männergeschichte. Am Ende bleibt die Königin aber allein. Die gealterte Virgin Queen ...

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Britische Monarchie im Film:Vanessa Redgrave als Elizabeth I. in "Anonymous"

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... mit ihrem absurd rigiden weißen Kragen und undurchdringlich weißgeschminkter Miene hat zahlreiche Kinoauftritte vorzuweisen. Die Interpretationen von Elisabeths Charakter - unglückliche alte Jungfer oder temperamentvolle emanzipierte Frau - gehen in den einzelnen Filmen aber weit auseinander.

Die Verwicklungen in "Anonymous" von Roland Emmerich (2011) sind so haarsträubend, dass selbst die britische Yellow Press von heute vor Scham erröten müsste. Charles, Camilla und Diana wirken mit ihren Skandälchen wie Anfänger, wenn doch vielleicht Queen Elizabeth I. heimlich einen Sohn gebar und später mit diesem ein Verhältnis hatte? Und dieser Mann soll dann auch noch der wahre Verfasser der Shakespeare-Stücke gewesen sein. Und wenn aus dieser unseligen Allianz ein weiteres Kind entstand? Soweit die sogenannte "Prince-Tudor-Theorie", die in "Anonymous" durchgespielt wird. Joely Richardson verkörpert die junge, Vanessa Redgrave (im Bild) die alte Königin.

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Britische Monarchie im Film:Katherine Hepburn in "Maria Stuart"

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Maria Stuart war die zweite große Frauengestalt der Elisabeth-Ära. Katholikin, Königin von Schottland, Erzrivalin von Elisabeth I - eine Frau im Kampf um Glauben und Krone, die ihr blutiges Ende auf dem Schafott findet.

Wie ihre Zeitgenossin Elisabeth inspiriert Maria seit Jahrhunderten Künstler - von Friedrich Schiller bis zu Elfriede Jelinek. Im Film übernahm unter anderem Katherine Hepburn ihren Part, ...

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Britische Monarchie im Film:Zarah Leander als Maria Stuart in "Das Herz der Königin"

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... doch nicht jeder Film gelang. Ein Stoff wie dieser ist schnell in Kitsch und Pathos ertränkt. Zarah Leander als Maria Stuart in "Das Herz der Königin" (1940) gilt dem Lexikon des Internationalen Films als "extreme Fehlbesetzung", und die zugrundeliegende "antibritische Tendenz" des deutschen Films, der zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in Babelsberg entstand, habe ihr Übriges getan. Ideologisch weniger problematisch ...

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Britische Monarchie im Film:Gefährliche Liebschaften: "Die Schwester der Königin"

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... sind da wieder neuere Produktionen um den Herzschmerz von Damen am Hofe, wie "Die Schwester der Königin" (2008) von Justin Chadwick. Hier verheddern sich Scarlett Johansson als Mary Boleyn und Natalie Portman als ihre ungleiche Schwester Anne im Beziehungsdreieck mit dem berüchtigten Frauenverschleißer Heinrich VIII. - ein Melodram, das niemandem weh tut. Außer seinen Protagonistinnen natürlich. Dass aus diesem Gefühlschaos am Ende die kleine Elisabeth entsteht, wen wird das an diesem Punkt noch überraschen.

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Britische Monarchie im Film:König als mystischer Actionheld: Clive Owen als "King Arthur"

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Wer sich noch weiter zurückwagt in der Zeit, landet bei wahrlich geheimnisumwitterten Herrschern, bei König Arthur, Lancelot und den Rittern der Tafelrunde, Kindheitshelden aus Abenteuerbüchern, verewigt in Liedern und Theaterstücken.

Auch jemand wie Jerry Bruckheimer, Meister des Krawalls, findet in den Artus-Sagen, was er sucht. "King Arthur" (2004) bietet ein Schlachtengemälde mit knurrigen Kämpfern, gibt noch eine elfenhafte Keltenkriegerin (Keira Knightley) dazu, und fertig. Für die kriegerische Seite des Königtums auf der Insel ...

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Britische Monarchie im Film:Sagenumwoben: König Richard Löwenherz und "Robin Hood"

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... steht auch Richard Löwenherz. Ende des 12. Jahrhunderts König von England, ist er mittlerweile zum Idealbild des ritterlichen Herrschers verklärt. Sein eigentliches Tun, wie etwa die Teilnahme am Dritten Kreuzzug, wird selten problematisiert. Den meisten ist Richard Löwenherz als der gute König von Robin Hood bekannt. Hier dargestellt von Danny Huston in "Robin Hood" von 2010 (mit Russell Crowe).

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Britische Monarchie im Film:Blutige Zeiten: "Henry V" von und mit Kenneth Branagh

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Das Herrschen auf der Insel während des Mittelalters als permanenter Kampf ist eines der großen literarischen Themen, spätestens seit William Shakespeares Königsdramen. Einige britische Filmemacher haben große Teile ihrer Karriere mit diesen Porträts verbracht, so auch Kenneth Branagh, der unter anderem das Drama um "Henry V" (1989) auf die Leinwand brachte und selbst die Hauptrolle übernahm (rechts im Szenenbild).

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Britische Monarchie im Film:Royal verrückt: "King George - Ein Königreich für mehr Verstand"

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Bleibt noch der Wahnsinn in Reinform. Was tun, wenn der König einfach den Verstand verliert? Dieses Worst-Case-Szenario aller Höflinge und PR-Strategen trat verbrieft bei George III. ein, der immerhin von 1760 bis 1820 auf dem Thron saß und in der zweiten Hälfte seiner Regentschaft zusehends verrückt wurde, am Ende durch seinen Sohn vertreten werden musste. Nigel Hawthorne verkörperte diesen Verfall teils komisch, teils tragisch in "King George - Ein Königreich für mehr Verstand", basierend auf einem Theaterstück von Alan Bennett.

Links im Bild übrigens Helen Mirren, diesmal als Königin Charlotte. Denkt man nun wieder an Elisabeth II., so ist es ihr wohl gar nicht so schlecht ergangen im Vergleich. Gut möglich, dass sie das ähnlich sieht, wenn sie sich an ihre Vorgänger erinnert, vielleicht sogar ja am einen oder anderen Filmabend auf Schloss Windsor.

© Süddeutsche.de/ihe/pak
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