Bregenzer Festspiele 2015 "Turandot":Und ewig pfeift das Wasserhuhn

Drachen tauchen auf, die Bühne rotiert und die Arie "Nessun dorma" erklingt über dem Bodensee: "Turandot" von Giacomo Puccini feiert bei den Bregenzer Festspielen Premiere. Ein großartiges Freilufterlebnis.

Von Lars Langenau

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Bregenzer Festspiele - Turandot - Fotoprobe

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Es ist schon ein bewegendes Werk, das Giacomo Puccini (1858-1924) da am Ende seines Lebens erarbeitet und doch nicht ganz beendet hat: "Turandot". Die Tochter des mächtigen Kaisers Altoum lässt jeden Freier köpfen, der ihre drei Rätsel nicht lösen kann. Der heimatlose Prinz Kalaf wagt es trotzdem. Als er die Rätsel lösen kann, verweigert sie sich ihm zunächst. Der unbekannte Prinz bietet ihr folgenden Ausweg: Wenn sie bis Sonnenaufgang herausfindet, wie er heißt; sie kann dann über sein Leben entscheiden. Falls nicht, wird sie seine Frau. Die Prinzessin hat angeordnet, dass in dieser Nacht keiner schlafen dürfe, bis der Name des Unbekannten herausgefunden wurde (Nessun dorma). Schließlich erobert er das Herz der Prinzessin Turandot.

Die in Russland geborene Sopranistin Mlada Khudoley singt den Part von Turandot (Mitte.), der italienische Tenor Riccardo Massi (links) ist Kalaf.

'Turandot' Rehearsal For Bregenz Festival

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"Nessun dorma - keiner schlafe" ist die berühmteste Arie dieser Oper, mit der einst auch Luciano Pavarotti brillierte. Am Mittwochabend erklang sie über den Bodensee - zu Beginn der 70. Bregenzer Festspiele. "Turandot" war die letzte Oper Puccinis (1858-1924). Sie blieb durch seinen Tod zunächst unvollendet, wurde später aber vom Komponisten Franco Alfano weitergeschrieben. Weil die Arie so schön ist, sei hier wenigstens ihr Text wiedergegeben:

Kalaf

Niemand schlafe! Niemand schlafe! Auch du, Prinzessin, in deinem kalten Zimmer siehst die Sterne, die beben vor Liebe und Hoffnung! Aber mein Geheimnis ist verschlossen in mir, niemand wird meinen Namen erfahren! Nein, nein, auf deinem Mund werde ich ihn nennen, wenn das Licht glänzt! Und mein Kuss wird das Schweigen beenden, durch das ich dich gewinne!

Chor

Seinen Namen wird niemand erfahren ... Und wir müssen sterben, sterben! ...

Kalaf

Verschwinde, oh Nacht! Geht unter, Sterne! Geht unter, Sterne! Zum Sonnenaufgang werde ich siegen! Werde ich siegen! Werde ich siegen!

'Turandot' Rehearsal For Bregenz Festival

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Eröffnet wurden die Festspiele von Österreichs Bundespräsident Heinz Fischer und unter den Augen und Ohren von Bundestagspräsident Norbert Lammert, Baden-Würrtembergs Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, viel anderer Promienz - und der örtlichen protestantischen und katholischen Geistlichkeit. Geboten wurde ein farbenprächtiges Schauspiel mit asiatischer Exotik und Kampfkunsteinlagen.

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Der Bodensee wurde kongenial mit in das Spiel einbezogen: Hier umschifft Turandot auf einem Boot mit chinesischen Lampions die eigentliche Seebühne. Die Musik der Wiener Symphoniker und des Prager Philharmonischen Chors wurde vom Festspielhaus aus übertragen. Wohl weil man in Bregenz schon seit Jahren Pech mit dem Wetter auf der Seebühne hat. Schon vor Beginn der Vorstellung zogen dunkle Wolken über den Bodensee, am Bregenzer Ufer blinkten die orangen Lichter der Sturmwarnung. Immerhin: Während des Spiels auf der Seebühne fielen nur hin und wieder Tropfen auf die Sänger und rund 7000 Zuschauer - das befürchtete Unwetter blieb aus.

Bregenzer Festspiele - Oper Turandot

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Im Hintergrund der Seebühne haben die Bühnenbildner 72 Meter der chinesischen Mauer nachgebaut - und 205 Terrakotta-Krieger im Wasser und im Hintergrund des Bühnenbildes platziert.

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Die drehbare Bühne bot allerlei Szenen. Drolligerweise spielte die Natur eine große Rolle: Ein Wasserhuhn schaffte es irgendwie in die Nähe eines Mikrophons und untermalte durchgängig Puccinis Werk mit seinem Pfeifen.

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"Turandot" sei mit seinen pompösen, aber auch intimen Stellen ideal für die Bühne am Bodensee, sagte die neue Intendantin des Festivals, Elisabeth Sobotka, vor der Aufführung. "Diesen Reichtum an Unterschied und an verschiedenen Farben, Atmosphären und Stimmungen finde ich für die Seebühne wichtig. Und natürlich auch, dass etwas los ist, dass man etwas zeigen kann."

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Zwar hat Marco Arturo Marelli, der für Regie und Bühnenbild verantwortlich ist, eine imposante Kulisse geschaffen: Doch das Geschehen konzentriert sich vor allem auf die Mitte der Bühne und der Fokus liegt mehr auf der Oper selbst - und den Leistungen der Musiker und Sänger.

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Im Vergleich zu früheren Jahren bleiben die Bregenzer Festspiele dieses Mal bei der Inszenierung aber etwas zurückhaltender: Es sind keine übergroßen Figuren zu sehen, es glitzert weniger als noch bei Wolfgang Amadeus Mozarts Oper "Die Zauberflöte" im Vorjahr, niemand seilt sich kopfüber von den Wänden ab oder springt waghalsig ins Wasser. Immerhin hat die Inszenierung auch Statisten in Mao-Anzügen eingebunden ...

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... diese schaffen so etwas wie den Spagt zwischen dem alten kaiserlichen China und seinem Weg in die Moderne.

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Die Sänger überzeugen mit starker Bühnenpräsenz: Allen voran Riccardo Massi als Prinz Kalaf (links), der sich ohne Zögern in sein Werben um Turandot (Mlada Khudoley) stürzt, und die Figur der Dienerin Liù (Guanqun Yu), die wiederum für ihre Liebe zu Kalaf ihr Leben lässt (in der Mitte der Charaktertenor Manuel von Senden als Altoum).

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Die diesjährige Saison ist die erste Spielzeit der neuen Intendantin Elisabeth Sobotka. Sie war zuletzt Intendantin der Oper in Graz und von 2002 bis 2007 Operndirektorin der Staatsoper Unter den Linden Berlin. In Bregenz setzte sie sowohl Kung-Fu-Kämpfer als auch chinesische Drachen ein.

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Die Bregenzer Festspiele haben ein Budget von 20 Millionen Euro, davon sind sieben Millionen Euro Subventionen und Sponsorengelder. Fast zwei Drittel der Besucher kommen aus Deutschland. Insgesamt werden rund 200 000 Karten angeboten.

© SZ.de mit Material von dpa/lala/pak
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