Seit Coca Cola Anfang des vergangenen Jahrhunderts mit der Erfindung des rotberockten Santa Claus dem Weihnachtsfest in der westlichen Welt eine einheitliche Form verpasst hat, ähneln sich die Bräuche immer stärker. Doch gibt es offensichtlich noch Gegenden und Inseln, die abgelegen genug sind, um eigene Traditionen aufrecht zu erhalten. Das sogenannte Mummering wird vor allem in Newfoundland und den Inseln vor der kanadischen Ostküste gefeiert.
Der Brauch besteht darin, dass man sich als Gruppe bis zur Unkenntlichkeit verkleidet und dann bei den Nachbarn einfällt. Idealerweise hat man auch Instrumente dabei, erzählt Geschichten oder spielt den Gastgebern etwas vor. Die müssen dann erraten, wer sich unter dem Kostüm verbirgt. Das ist nicht nur deshalb schwierig, weil ein Mummer sein Gesicht unter einer Maske verbirgt und die Kleidung ausstopft. Er (oder sie) spricht auch mit verstellter Stimme, was grausig klingt, weil man beim Reden die Luft einzieht.
Mummering wurde im britischen Cornwall erfunden, verbreitete sich vor allem in Irland und Großbritannien und kam wohl im frühen 19. Jahrhundert mit irischen Einwandern nach Kanada. Der Brauch wurde schnell verboten, nicht nur wegen des exzessiven Trinkens und weil er ein Ventil für religiöse und politische Spannungen war, sondern weil es auch zu Gewalttätigkeiten kam. Im Jahr 1861 wurde nach einem Todesfall das Mummering per Gesetz untersagt.
In den Sechzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts belebten Jugendliche die Tradition wieder, in der Provinzhauptstadt St John's gibt es inzwischen sogar eine jährliche Parade der Vermummten. Auf der kleinen, Newfoundland vorgelagerten Insel Fogo ist man so stolz auf den Brauch, dass die Kunst- und Handwerksvereinigung "Woodshop on Fogo Island" ein Kartenspiel gestaltet hat, auf dem Mummer abgebildet sind - als Joker.