Süddeutsche Zeitung

Brauchtum - Bremen:Eiswettfest erstmals mit Frauen und ohne Senatsmitglieder

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Bremen (dpa) - Am Bremer Eiswettfest an diesem Samstag nehmen erstmals seit 190 Jahren Frauen teil. Bisher wurden nur Männer eingeladen. "Die Rolle der Frauen in der Gesellschaft ist eine ganz andere als früher, deshalb ist es heute richtig, dass sie dabei sind", sagte der Präsident der Eiswette, Patrick Wendisch, mit Blick auf die veränderten Regularien. "Wir haben 33 Frauen eingeladen. Davon haben 30 mit Freude zugesagt." Neben den Damen in schwarzer Abendgarderobe werden rund 770 Männer in Frack und Smoking erwartet. Ehrengastredner ist FDP-Chef Christian Lindner.

Beim Eiswettfest treffen sich Vertreter der Wirtschaft und Gesellschaft, um nach einem traditionellen Ablauf zu essen, zu trinken, zu singen und zu lachen. Zudem werden Spenden für die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger gesammelt. Im vergangenen Jahr kamen knapp 500 000 Euro zusammen. Die Veranstaltung folgt auf die Eiswettprobe, bei der jährlich am 6. Januar geprüft wird, ob die Weser zugefroren ist oder nicht.

Die Öffnung der Eiswettgemeinschaft für Frauen erfolgte nach erheblichem politischem Druck im vergangenen Jahr. Als Bremens damaliger Regierungschef Carsten Sieling (SPD) seine Teilnahme wegen einer Trauerfeier absagte, bekam seine Vertreterin, die damalige Bürgermeisterin Karoline Linnert (Grüne), keine Einladung. Sieling forderte daraufhin, die Regularien zu überdenken. Der Bremer Landtag forderte männliche Vertreter des Senats, der Bürgerschaft, der Verwaltung und von Gesellschaften auf, so lange nicht mehr am Eiswettfest teilzunehmen, bis der Ausschluss von Frauen als Repräsentantinnen Bremens aufgehoben wird.

Die Eiswettgesellschaft empfand dies als übergriffig und hat erstmals seit vielen Jahrzehnten kein Bremer Senatsmitglied eingeladen. "Ich würde mir wünschen, dass die frei gewordenen Stühle durch Frauen besetzt werden", sagte Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte (SPD) der Deutschen Presse-Agentur.

Die Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm hatte für die Frauenquote von vier Prozent kein Verständnis. Es gebe nichts zu begrüßen oder zu beschönigen, sagte sie. "Die Herren sind von vorgestern und viel zu spät dran."

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