Ungleichheit:„Wir sind an einem kritischen Punkt“

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„Die meisten westlichen Länder sind heute deutlich ungleicher als vor 30 Jahren.“ Wenn eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren nur über rund 33 000 Euro im Jahr verfügt, gilt sie als von Armut bedroht. (Foto: Christian Hager/dpa)

Der amerikanisch-serbische Ökonom Branko Milanović über die wachsende Ungleichheit, unsere fatale Illusion, in einer klassenlosen Gesellschaft zu leben – und das wahre Problem der ständigen technischen Revolution.

Interview von Bernd Kramer

Hat das niemand kommen sehen? Mit einem Mal sind die Reichen unfassbar reich geworden. Der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne ist mit 42,6 Milliarden US-Dollar Vermögen der reichste Deutsche. Gleichzeitig sind hierzulande rund 21 Prozent von Armut bedroht. Konkret bedeutet das laut dem Statistischen Bundesamt, dass ein allein lebender Mensch in Deutschland über gerade einmal rund 16 000 Euro im Jahr verfügt und eine Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren über rund 33 000 Euro. Der renommierte amerikanisch-serbische Ökonom Branko Milanović bemängelt, dass auch seine Zunft die Ungleichheit zu lange vernachlässigt habe. Warum ist sie in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen? Und wohin könnte die Entwicklung gehen? In seinem neuen Buch „Visionen der Ungleichheit“ sucht er Antworten bei den Klassikern der Wirtschaftstheorie – und erklärt, warum es heute auf eine Gruppe ankommt, die Karl Marx in seinen Schriften nicht bedacht hatte: Menschen, die gleichzeitig Arbeiter und Kapitalisten sind.

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