Je älter Brad Pitt wird, desto ernstere Themen geht er an: Jetzt kommt er mit "Moneyball" in die Kinos, einem Film, in dem es um eine gewichtige Angelegenheit geht - den Pioniergeist im Kapitalismus. Erst im vergangenen Sommer stellte er sich in "The Tree of Life" den richtig großen Fragen der Menschheit. Der Sonnyboy will uns was sagen. Die Bilder. Brad Pitt ist wieder da. Der nach Meinung vieler weiblicher Fans schönste Mann der Welt kommt an diesem Donnerstag mit seinem neuen Film Die Kunst zu gewinnen - Moneyball in die deutschen Kinos. Das auf Tatsachen beruhende Drama erzählt von dem Baseball-Spieler Billy Beane, der als einst gefeierter Star tief gefallen ist. Beane alias Pitt hat nichts mehr zu verlieren, als er das Management der Außerseitermannschaft Oakland Athletics übernimmt. Text und Bildauswahl: Martina Pock und Paul Katzenberger
Er greift zu unkonventionellen Methoden, die nicht ohne Risiko sind: Er stellt eine Mannschaft von Außenseitern zusammen. Bei ihm kommen Spieler zum Zug, die aus anderen Mannschaften ausgemustert wurden, Halb-Lahme, Hässliche und sozial Unverträgliche. Trotzdem stellt sich der Erfolg ein, unter anderem deswegen, weil sich Beane auf eine Geheimwaffe verlassen kann - das Zahlen-Genie Peter Brand (Jonah Hill). Der dickliche Yale-Absolvent jongliert mit einer Unmenge von Zahlen aus allen Baseball-Statistiken des Universums und bildet mit Pitt ein ungleiches Paar, das in der amerikanischsten aller Sportarten den Erfolg sucht.
In Wahrheit geht es in Moneyball nur vordergründig um Baseball, tatsächlich hat der Film eine weitgreifendere Thematik: Es geht um einen Außenseiter, der in seinem Metier einige Schemata erkennt, die andere bisher nicht wahrgenommen haben. Zunächst kann er niemanden von seiner Theorie überzeugen; doch er hält trotz aller Widerstände an seiner Sicht der Dinge fest und wird schließlich glanzvoll belohnt. Im Kern geht es um den Pioniergeist im Kapitalismus - eine Angelegenheit, die schon viele Philosophen und Theoretiker beschäftigt hat. Wie Pitt das spielt, zwischen kalter Entschlossenheit und untergründiger Leidenschaft, das hat ihm sehr zu Recht eine Oscarnominierung eingetragen.
Große Anerkennung wurde Pitt in diesem Jahr bereits für seine Rolle im Drama The Tree of Life zuteil. Darin stellt sich Regisseur Terrence Malick den richtig großen Fragen der Menschheit, die nur Gott beantworten kann. Als junger Vater in den USA der fünfziger Jahre ...
... staunt Brad Pitt da erst über das Wunder des Lebens, bevor ...
... er sich zu einem Tyrannen entwickelt, der glaubt, seine Jungs nur mit Härte zu ehrbaren Menschen formen zu können. Vor allem der älteste Sohn Jack (im Erwachsenenalter gespielt von Sean Penn) bekommt die strenge Liebe des Vaters zu spüren. Das ist ein schwerer Stoff, der nur auf den ersten Blick so gar nicht zu der Glamourfigur passen mag, die ....
... Brad Pitt mit seiner Lebensgefährtin Angelina Jolie auf den roten Teppichen dieser Welt (hier im Mai in Cannes) abgibt. Da treten die künstlerischen Qualitäten des Schauspielers nur allzu oft in den Hintergrund. Zuletzt spekulierten Medien beispielsweise heftig über eine baldige Hochzeit von "Brangelina", wobei ...
... Brad Pitt (hier nach kürzlicher Rasur) daran nicht ganz unschuldig war. In einem Zeitungsinterview hatte er gestanden, dass seine Kinder nach einer Heirat fragen würden: "Das ist also etwas, das wir im Blick behalten sollten."
Dabei wäre nichts ungerechter, als das ultimative Traumpaar der Yellow Press auf Klatsch und Tratsch zu reduzieren. So hat Angelina Jolie Ende vergangenen Jahres ihr Regiedebüt gegeben und mit In the Land of Blood and Honey einen durchaus unglamourösen Gegenstand angepackt. Es geht um die Irrungen des Bosnien-Krieges, die die Welt nach der Festnahme des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Ratko Mladic im Sommer vergangenen Jahres noch immer beschäftigt. Gedreht wurde In the Land of Blood and Honey in Budapest und am Set tauchte ...
... immer wieder auch Lebenspartner Brad Pitt auf, der den Fans fleißig Autogramme gab. Selbst in Europa vor der Kamera stand der 47-Jährige zuletzt für ...
... Quentin Tarantinos kontrafaktischen Nazifilm Inglourious Basterds, der mit großer deutscher Besetzung (Til Schweiger, Daniel Brühl, Diane Kruger, Christoph Waltz - Letzterer hat immerhin auch die deutsche Staatsbürgerschaft) in Potsdam-Babelsberg gedreht wurde. Brad Pitt gibt dabei als ...
... Lieutenant Aldo Raine den mordenden "Ober-Basterd", der seine Nazi-Gegner skalpiert und ihnen Hakenkreuze auf die Stirn ritzt. Inglourious Basterds war 2010 für acht Oscars nominiert, doch nur Brad Pitts Gegenspieler Christoph Waltz bekam den Academy Award schließlich für seine Rolle des SS-Standartenführers Hans Landa. Vor der aktuellen Nominierung für den Oscar mit Moneyball war Brad Pitt bislang zwei Mal im Rennen für den Academy Award. Einmal für seine Rolle des verrückten Jeffrey Goines in 12 Monkeys (1996) und einmal für die Hauptrolle in David Finchers Literaturverfilmung Der seltsame Fall des Benjamin Button (2008). In beiden Fällen ging der Sexiest Man Alive der Jahre 1995 und 2000 leer aus. Immerhin bescherte ihm die Rolle des Jeffrey Goines einen Golden Globe - und die Welt hatte erfahren, dass das ehemalige Model mitnichten einfach nur schön ist.
Zahlreicher als die Oscar-Ehrungen sind allerdings die Kinder, für die Brad Pitt mittlerweile als Vater verantwortlich ist. Ging er 2005 noch kinderlos in die Beziehung mit Angelina Jolie, so ist die Familie mittlerweile auf sechs Zöglinge angewachsen: Die Söhne Maddox Chivan (im Bild) und Pax Thien sowie die Tochter Zahara Marley hat das Paar aus Kambodscha, Vietnam und Äthiopien adoptiert, die Töchter Shiloh Nouvel und Vivienne Marcheline sowie Sohn Knox Leon sind leibliche Kinder von "Brangelina".
Nicht nur die Adoptionen demonstrieren Brad Pitts Engagement im Kampf gegen die Armut in der Welt. Der Schauspieler hat bereits etliche Millionen Dollar für die Krisengebiete in Pakistan, Sudan und Haiti gespendet. Nach dem verheerenden Hurrikan Katrina 2005 sponserte er den Bau umweltverträglicher Häuser in New Orleans. Mit der Gottgläubigkeit, die er in The Tree of Life demonstriert, hat das allerdings nichts zu tun: Der New Yorker Zeitung Daily News sagte er Anfang 2010, dass er zu 20 Prozent Atheist und zu 80 Prozent Agnostiker sei.