Vor Kurzem ist in der Zeitschrift Sinn und Form ein Interview mit dem Lyriker Durs Grünbein erschienen, in dem dieser ausführlich über Paul Celan spricht. Celans Menschenbild, sagt Grünbein dort, sei nach dem Holocaust "bis in den tiefsten Kern erschüttert". Der "Mensch als solcher" sei dem Dichter suspekt geworden, und er habe niemandem mehr trauen können, "weil die Geschichte sich je nach Geburtsort in ihn eingeschrieben und jeder die historische Erblast seines Stammes in sich trägt". Das Phänomen beschränkt sich nicht auf Deutschland, aber eine Steigerung dieses Problems, so sieht es derzeit jedenfalls aus, ist die deutsche Variante doch. Mit Bov Bjergs "Serpentinen" und Christian Barons Buch "Ein Mann seiner Klasse" sind in dieser Woche gleich zwei Bücher erschienen, die genau dieses Thema verhandeln. In beiden Erzählungen geht es um erwachsene Männer im heutigen Deutschland, die sich gegen die Geschichte ihrer Väter stemmen und auf jeweils unterschiedliche Weise scheitern.
Literatur:Ganz wird man die Herkunft eben doch nie los
Mit Bov Bjergs "Serpentinen" und Christian Barons "Ein Mann seiner Klasse" erzählen gerade zwei sehr lesenswerte Bücher von Männern, die ihrem Milieu entkommen wollen und dabei scheitern.
Von Felix Stephan
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