Booker Prize für Howard Jacobson:Triumph des Außenseiters

Lesezeit: 1 Min.

Überraschung in London: Howard Jacobson erhält für seinen Roman "The Finkler Question" den renommierten Booker Prize - die etablierte Schriftsteller-Konkurrenz geht leer aus.

Beim dritten Mal hat es geklappt: Der britische Autor Howard Jacobson hat den diesjährigen Booker Prizer gewonnen. Jacobson war bereits 2002 und 2006 für den wichtigsten Literaturpreis des Commonwealth-Raumes nominiert gewesen, damals aber leer ausgegangen.

Bereits 2002 und 2006 war der 68-jährige Howard Jacobson für den Booker-Preis nominiert. Dieses Jahr hatten ihn die Buchmacher eigentlich nicht oben auf ihrer Liste. (Foto: Getty Images)

Sein aktueller Roman The Finkler Question überzeugte jedoch die Jury: Dieser erzählt die Geschichte eines nicht-jüdischen Autor und Produzenten, den eine Faszination für das Judentum packt.

Bei seiner Dankesrede für den mit 50.000 Pfund (60.000 Euro) dotierten Preis, scherzte Howard Jacobson: "Du fängst an, den Juroren, die dir Preise geben, für alle Preise Vorwürfe zu machen, die sie dir nicht gegeben haben. Heute Abend vergebe ich allen, sie haben nur ihren Job gemacht."

In diesem Jahr war Jacobson nur als Außenseiter in das Rennen gegangen. Die Shortlist, die in den britischen Medien als eine der stärksten der jüngeren Vergangenheit gewertet wurde, umfasste auch den Favoriten der Buchmacher Tom McCarthy und dessen fiktive Biografie C, sowie der zweimaligen Gewinner Peter Carey.

In The Finkler Question erzählt Jacobson die Geschichte eines gescheiterten Mannes, der eifersüchtig auf das Leben seines alten Schulfreundes Sam Finkler ist. Wie dieser möchte er am liebsten auch Jude werden. Gemeinsam mit ihrem alten Lehrer kämpfen beide gegen Einsamkeit und Traurigkeit. Jüdische Romanfiguren sind Teil vieler der insgesamt elf Romane Jacobsons.

Das Buch sei "natürlich sehr witzig, aber auch sehr klug, sehr traurig und sehr feinsinnig", lobte der englische Dichter und Jury-Vorsitzende Andrew Motion. Mit seinem Roman sei Jacobson "ein vollauf würdiger Gewinner dieses großartigen Preises." Der Verlag Bloomsbury bezeichnet den 68-Jährigen als "unseren witzigsten noch lebenden Autor". Gleich nach der Preisverleihung kündigte der Gewinner an, vom Preisgeld eine Handtasche für seine Ehefrau Jenny zu kaufen.

Die Entscheidung für Jacobson fiel nicht einstimmig: Zwei der fünf Juroren stimmten gegen ihn.

Der Booker-Preis wird einmal im Jahr an einen englischsprachigen Schriftsteller aus den Commonwealth Ländern, Irland oder Simbabwe vergeben und gilt als einer der renommiertesten Auszeichnungen für englischsprachige Literatur.

Die Gewinnerin des Vorjahres war die britische Schriftstellerin Hillary Mantel für ihren Historienroman Wolf Hall.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: