Bond-Girls:Was heißt hier Mädchen?

007 ohne Gespielin - unvorstellbar. Allerdings sind einige der Damen mehr als nur Zierde. Die Lieblinge der Redaktion, von Ursula Andress bis Monica Bellucci aus dem aktuellen Film.

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Lucia Sciarra: Monica Bellucci

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Quelle: Sony Pictures Releasing GmbH

Viel ist geschrieben worden über dieses Paar, das auf Augenhöhe spielt. Die Italienerin Monica Bellucci, 51, das älteste und begehrenswerteste Bond-Girl der Geschichte, und der Brite Daniel Craig, 47, der Mann, der ein wenig müde ist vom Töten.

An diesem Donnerstag startet der neue Bond "Spectre" in den deutschen Kinos - und natürlich kokettieren die Produzenten damit, dass 007 nun endlich Frauen treffen darf, die selbst ein Geheimnis haben.

Das Bond-Girl ist aber schon lange keine Randfigur mehr, die zum Abschuss freigegeben ist; keine Ex-und-hopp-Erscheinung auf zwei endlos langen Beinen, kein Gangster-Playmate im grellen Bikini; Daniel Craig hat diese Pose ja selbst parodiert, als er in "Casino Royale" in hellblauer Badehose aus dem Meer stieg.

In Monica Bellucci (Foto: Sony) und Léa Seydoux treten in "Spectre" zwei Frauen auf, die stärker und zäher sind als alle Bond-Girls zuvor. Sie können schießen, und sie treffen nicht nur das Herz des Agenten.

Was Bellucci angeht, gibt es da diese besonders beeindruckende, weil für Bond-Girls untypische Szene: Wie aufrecht sie, Lucia Sciarra, dasteht, die Kamera hält respektvoll Abstand - eine hochhackige Silhouette zwischen römischen Säulen, die Haare zum Knoten gebunden, vorm Gesicht ein Schleier, sie muss ja den Anschein erwecken, um ihren Mann zu trauern.

Sciarra ist die Frau, die Bond braucht, um hinter das Geheimnis der Verbrecherorganisation "Spectre" zu kommen, aber sie braucht auch ihn, wenn sie überleben will. Ein Spiel um Leben und Tod, typisch Bond also, aber auch ein klassischer Bellucci-Moment, denn man kann sich dieser Frau nicht entziehen, wenn man ihr einmal in die Augen geblickt hat.

Zu schade, dass die Begegnung zwischen den beiden kurz ist, nur die Andeutung einer Geschichte zwischen zwei Menschen, denen das Leben ein paar Schläge zu viel versetzt hat. Hätte Regisseur Sam Mendes auf seinen Männerverstand vertraut! Dann wäre mehr rausgesprungen als fünf knisternde Filmminuten, die damit enden, dass Bond noch einmal ganz der Alte sein darf - wobei die Verführungsszene an die Sean-Connery-Zeit erinnert: Bond nimmt sich, was er will, und die schöne Witwe, jetzt mit offenem Haar, wird im Zurückweichen weich, so dass es vor dem Schlafzimmerspiegel zur Vereinigung kommt. Stilecht, unterm Lüster.

Auftritt: "Spectre", 2015

Bester Satz: "Wenn Sie jetzt nicht gehen, sterben wir gemeinsam."

Christian Mayer

2 / 7

Honey Ryder: Ursula Andress

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Quelle: Twentieth Century Fox

Dass Eva Green alias Vesper Lynd nach einer Umfrage auf irgendeiner Online-Seite das tollste Bond-Girl der Geschichte sein soll, muss man nicht ernst nehmen. Längst ist klar, dass die einzig logische Nummer eins auf der langen Liste von Bonds Begleiterinnen Ursula Andress alias Honey Ryder ist (Foto: Twentieth Century Fox). Denn - wo soll man da anfangen? Zunächst: dieser Name! "Was ist so komisch an meinem Namen?", sagt Honey Ryder im Film, nachdem sie sich Bond vorgestellt hat. "Nichts, ein sehr schöner Name", sagt Bond schmunzelnd.

Nach Äußerlichkeiten besteht kein Zweifel an der Wirkung von Honey Ryder, filmisch besonders betont in dieser ikonischen Szene: Honey steigt singend ("Underneath the mango tree") aus dem Meer, am Bund der cremefarbenen Bikinihose hat sie ein Messer. Diesem Moment ist es zu verdanken, dass Generationen von Frauen sich aus der Verkrampfung der Prüderie lösen konnten und Bikini tragen, wenn sie möchten.

Honey Ryder alias Ursula Andress (Tochter eines Deutschen und einer Schweizerin) ist eine Wegbereiterin. Sie ist die, zu der die anderen Bond-Girls aufschauen.

Auftritt: "James Bond jagt Dr. No", 1962

Bester Satz: "Suchen Sie Muscheln?"

Michael Neudecker

3 / 7

Pussy Galore: Honor Blackman

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Quelle: SZ

Von allen debilen Bond-Girl-Namen muss sich die britische Schauspielerin Honor Blackman in "Goldfinger" (1964; Foto: oh) mit dem lächerlichsten Namen herumschlagen. Pussy Galore: Das ist schlimmer als Kissy Suzuki, Tiffany Case und Lisl von Schlaf zusammen.

Journalisten, die sie interviewen, weigern sich, den Namen "Pussy" (und das auch noch haufenweise, engl.: galore) auszusprechen. Die Produktionsfirma überlegte daher, Pussy durch Kitty zu ersetzen, wozu es dann doch nicht kam. Was aber auch egal ist, denn die seinerzeit fast schon ungehörig alte, herbschöne, souveräne Schauspielerin - mit 39 Jahren ist sie älter als Bond, was prompt für Diskussionen sorgt - legt Sean Connery wunderbarerweise aufs Kreuz. Judotechnisch.

Länger als die bunnyhaften Bond-Girls ihrer Zeit widersetzt sie sich seinem Charme. Pussy ist die starke Antipussy, Pionierin in jener Reihe emanzipierter Bond-Girls, die weniger naive Mädchen als vielmehr starke Frauen sind. In der Romanvorlage ist sie übrigens verloren für die Männer: Sie liebt Frauen und Kampfsport. Eigentlich ist sie Bond, und Bond ist das Girl.

Auftritt: "Goldfinger", 1964

Bester Satz: "Ich bin nicht interessiert. Abflug!"

Gerhard Matzig

4 / 7

Andrea Anders: Maud Adams

James-Bond: Maud Adams in 'Octopussy',octopussy

Quelle: picture-alliance / dpa

Das schwedische Ex-Model Maud Adams hat ein Alleinstellungsmerkmal: Sie spielte als Einzige zwei Bond-Girls. 1974 war sie Andrea Anders, die rein dekorative Begleiterin von Christopher Lee in "Der Mann mit dem goldenen Colt". Da starb sie den klassischen Opfertod der Reihe - verfiel dem Agenten, verriet ihren Chef und wurde umgebracht; ansonsten hatte sie fantastisch auszusehen.

Ganz anders in "Octopussy", knapp zehn Jahre später. Da war sie die namensgebende Zirkusdirektorin, die Bond fast auf Augenhöhe begegnet. Nun durfte Adams (Foto: picture-alliance/dpa) auch schlagfertig sein. Octopussy ist kein Opfer, sondern eine selbstbewusste Frau, die freiwillig oder aus Kalkül mit Bond ins Bett geht.

"Octopussy" trägt nicht nur den dämlichsten Titel aller Bond-Filme, er stammt auch aus der Roger-Moore-Spätphase. Dieser spielte Bond so, als sei er ein älterer Lüstling, der behauptet, Geheimagent zu sein, um Frauen ins Bett zu bekommen. Maud Adams sah also nicht nur fantastisch aus, sie konnte auch überzeugend spielen.

Auftritte: "Der Mann mit dem goldenen Colt", 1974, und "Octopussy", 1983

Bester Satz: "Ich wünschte, du wärst nicht in so einem geschwächten Zustand."

David Pfeifer

5 / 7

Pam Bouvier: Carey Lowell

James Bond 007 - Lizenz zum Töten

Quelle: Twentieth Century Fox

Kurz nach dem Vorspann huscht sie einmal mit kecken Locken durchs Bild. 40 Filmminuten später wird klar: Sie ist keine dieser klassischen Blondinen, mit denen sich 007 mal eben vergnügt.

Carey Lowell als Pam Bouvier (Foto: Twentieth Century Fox) ist eine wahre Bondine: tough, aber romantisch, sexy und eigenständig. Mindestens ein Geheimnis hat die schlagfertige Frau obendrein. Mit wechselnden Kurzhaarfrisuren, einem reizenden Schielewipp und femininen Roben ausgestattet, spielt Lowell die CIA-Agentin als Mischung aus cleverem Mädchen und verletzbarer Frau.

Am Ende kommt sie einer Panzerfaust und einem abstürzenden Truck sehr nah. Zu nah. Carey Lowell schenkte selbst jenen Fans, die Barbara Bach ("Der Spion, der mich liebte") als ultimative Bondine empfanden, ein neues 007-Gefühl.

Erstmals kamen echte Sorgen in einem Bond-Film auf: die Furcht, die Macher könnten Lowell opfern und uns ihr Happy-Carey-End mit dem britischen Aufreißer verwehren. Herrlich infantil. Im realen Leben schnappte sich Lowell später übrigens Richard Gere. Den American Gigolo. Total angemessen.

Auftritt: "Lizenz zum Töten", 1989

Bester Satz: "Warum können Sie nicht mein Chefsekretär sein?"

Milan Pavlovic

6 / 7

Elektra King: Sophie Marceau

James Bond 007 - Die Welt ist nicht genug

Quelle: Twentieth Century Fox

Wann ist ein Bond ein Bond? Als 007 auf Elektra King trifft, diese anmutige Allein-Erbin eines Öl-Imperiums, ahnt er nichts Gutes. Zu Recht: Als junge Frau gekidnappt und vom Vater nicht zurückgekauft, verwendet Elektra (Foto: Twentieth Century Fox) viel Energie darauf, den Familienbetrieb unter Kontrolle zu bringen.

Sie rast auf Skiern Abhänge hinunter, sprengt eine Öl-Pipeline in die Luft und bezirzt ihren Beschützer Bond mit hinterlistigen Absichten. Der ziert sich zwar, sie kriegt ihn trotzdem ins Bett. Was klar war: Sophie Marceau ist in dieser Rolle nicht nur anziehend-unnahbar, in ihren Augen liegt auch diese sexy Weltverachtung.

Elektra ist Opfer und Täter, schön und abgründig, verletzt und verletzend. Kurzum: die starke Frau, an die sich kaum jemand ran traut. Auf dem Höhepunkt von "Die Welt ist nicht genug" stranguliert sie Bond schließlich mit einer türkischen Genickschraube; reitet auf seinem Schoß, küsst ihn, quält ihn - also mehr Bondage als Bond.

Am Ende muss die gefährliche Frau natürlich sterben, 007 schießt ihr in die Brust. Nicht ohne sie danach noch einmal wehmütig zu streicheln.

Auftritt: "Die Welt ist nicht genug", 1999

Bester Satz: "Wer hat jetzt Angst, Mr. Bond?"

Friederike Zoe Grasshoff

7 / 7

Vesper Lynd: Eva Green

Eva Green (2006 Casino Royale)

Quelle: Sony Pictures Home Entertainment

Wer Vesper liebt, meint erst, ein bisschen geschmackvoller als der dumpfe Rest der Masse zu sein. Und stellt dann fest: die Masse, das bin ja ich. Gerade wurde Eva Green alias Vesper Lynd (Foto: Sony Pictures) auf sz.de zum beliebtesten Bond-Girl der Geschichte gewählt.

Aber die gleiche Meinung wie die Masse zu haben, ist in dem Fall okay: Vesper ist ja trotzdem die Beste. Sie ist die erste richtige Frau an Bonds Seite, mit Sommersprossen, Hirn und Gefühlen und diesem wirklich hübschen, echten, weichen Busen. Und sie ist Buchhalterin! Sie verwandelt den James-Bond-Film streckenweise in eine Rosamunde-Pilcher-Produktion, aber so, dass niemand das Gefühl hat, Rosamunde Pilcher zu gucken. Weil: ist ja klug, emotional vielschichtig, kann super reden, diese Frau.

Die Wahrheit ist auch: Vesper zu lieben, ist die politisch korrekteste Art, ein Bond-Girl zu verehren, eine Schwärmerei, die sich wirklich jeder zuzugeben traut. Und, das nicht zuletzt: Ihr Blick haut einen einfach um.

Auftritt: "Casino Royale", 2006

Bester Satz: "Also egal wie charmant Sie sind, Mr. Bond, ich werde mein Augenmerk auf das Geld meiner Behörde richten statt auf Ihren perfekt geformten Hintern."

Vera Schroeder

© SZ vom 03. November 2015/pak
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