Ihren Status als Industrial-Pioniere verdanken die Einstürzenden Neubauten nicht zuletzt ihrem ungewöhnlichen Instrumentarium: Die Berliner Band baute ihre Instrumente in ihren frühen Tagen aus Stahlteilen vom Schrottplatz. So entstand der unverkennbare Neubauten-Sound. In der überregulierten Gegenwart bleiben Berliner Schrottplätze selbst für arrivierte Klangforscher wie Blixa Bargeld, er ist jetzt 61, verschlossen: "Das ist aus versicherungsrechtlichen Gründen schwierig geworden", sagt er im Mai 2020 über eine Skype-Leitung. Man muss sich das mal vorstellen: Der Mann hat jahrelang in der Band von Nick Cave gespielt, mit Heiner Müller zusammengearbeitet und mit Alfred Biolek gekocht. Neben Kraftwerk sind die Einstürzenden Neubauten die einzige noch aktive deutsche Band von internationaler künstlerischer Bedeutung - aber auf einen Schrottplatz lässt man ihn nicht mehr. Am 15. Mai erscheint nun ein neues Neubauten-Album, dem die Abwesenheit von Schrott ganz guttut: "Alles in allem" (Potomak) ist das wohl zugänglichste, song-orientierteste Album der Band. Bargeld flaniert frei assoziierend durch Jahrzehnte, durch politische Entwicklungen, die eigene Geschichte. Pünktlich zum 40-jährigen Bestehen der Band sollte die Veröffentlichung auf den Legendenstatus einzahlen: Eine Neubauten-Busfahrt durch Berlin war geplant, ein Auftritt im Konzerthaus Berlin am Gendarmenmarkt, eine USA-Tour. Stattdessen saß Bargeld die vergangenen Wochen daheim und schaute stets die tägliche Pressekonferenz des Robert-Koch-Instituts.
Blixa Bargeld:"Ich bin sehr vorsichtig und muss das auch sein"
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"Alles in allem" (Potomak) ist das wohl zugänglichste, song-orientierteste Album der Einstürzenden Neubauten
(Foto: Mote Sinabel/dpa)40 Jahre Einstürzende Neubauten! Mit dem neuen Album "Alles in allem" und einer Tour wollte die Band ihr Jubiläum begehen. Dann kam Corona. Frontmann Blixa Bargeld über sein Leben in Quarantäne und Taschen als Instrumente.
Interview von Torsten Groß
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