Blick in den Weltraum:Schau mal hoch

Eine schöne Einführung, auch für Große, in das Weltall, mit guten Illustrationen. Breit einzusetzen, zum Vorlesen und Schauen. Auch wenn sich ein paar kleine Fehler eingeschlichen haben, sehr gut brauchbar.

Von Helmut Hornung

Ein Mädchen liegt am Ufer eines Gewässers. Neben ihm auf der Wiese ein Fahrrad. Die Szene ist hell beleuchtet, ein sonniger Tag? Der Text dazu verheißt anderes: "Schau mal hoch in den Nachthimmel. Was du da siehst, bin alles ich. Ich bin das Weltall. Ich bin alles und überall." Stimmt, im Wasser spiegeln sich die Sterne und zwei Planeten, und eine Galaxie, also ein Milchstraßensystem aus Gas- und Staubwolken und Milliarden Sonnen. Diese Zeichnung von Andrea de Santis auf der ersten Doppelseite des Sachbuchs "Space Kids" trägt eine klare Handschrift mit ruhigem Strich und flächiger Farbigkeit, ist auf das Wesentliche reduziert und dadurch sehr übersichtlich. Diese Merkmale bestimmen alle weiteren Bilder und machen es Kindern leicht, eine Beziehung zu einem Thema aufzubauen, das riesig und wenig fassbar ist. Dabei haben sie in der Regel nicht so viele Berührungsängste mit dem Weltall wie Erwachsene, die das Universum als abstrakt und unvorstellbar weit weg und die Beschäftigung mit ihm als schwierig abtun. Doch beim Vorlesen und Schauen werden auch sie auf einfache Weise viel Neues erfahren. Da gibt es etwa unterschiedliche Sterne wie weiße und rote Zwerge oder Überriesen; Millionen Asteroiden, so groß wie England oder so klein wie ein Schulbus, die zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter treiben. Weil die Erkundung des Kosmos von der Erde aus vielleicht einen Tick zu langweilig würde, müssen die Menschen eben ein Stück weit in den Kosmos kommen: "Auf in den Weltraum!" heißt also das Motto - und jener Teil des Buchs, der sich mit Raketen, Satelliten oder dem Leben an Bord einer Raumstation beschäftigt. Am Schluss geht's auf die Erde zurück, und die Kinder sind zu Forschern geworden, die die Welt begreifen wollen.

Das Buch ist einfach schön und schön einfach. Damit könnte man es bewenden lassen, hätten sich nicht ein paar ärgerliche Unsauberkeiten eingeschlichen: So war das All am Anfang keineswegs ein "Fleck", sondern allenfalls ein "Punkt". Die Sonne ist kein "brennender Gasball", was immer wieder kolportiert wird. Bei der Zeichnung der Mondphasen fehlen Erde und Sonne, ohne die sich das Spiel aus Licht und Schatten nicht erklären lässt. Schließlich treibt nicht der Gasstrahl eine Rakete an, sondern vielmehr der durch den Gasstrahl erzeugte Rückstoß. Hier hätte man sich ein fachlich kompetentes Lektorat gewünscht.

Andrea de Santis und Steve Parker: Space Kids. Eine Einführung in den Weltraum. Aus dem Englischen von Andreas Bredenfeld. Die Gestalten Verlag, Berlin 2018. 40 Seiten, 19,90 Euro.

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