"Birds of Prey" im Kino:Mittelböse

Filmstills

Margot Robbie als Harley Quinn auf der Höhe ihres Wahnsinns - sie stiehlt und raubt und schießt einfach gerne um sich.

(Foto: Verleih)

Im Film "Birds of Prey" spielt Margot Robbie die Superschurkin Harley Quinn. So richtig draufhauen darf sie aber nicht.

Von Juliane Liebert

Ein weiteres Superhelden-Spin-Off! Wer hätte damit gerechnet! Diesmal ist die Hauptfigur Harley Quinn (Margot Robbie), die man schon aus "Suicide Squad" kennt. Sie war lange die Geliebte und der Sidekick vom Oberbösen Joker. Jetzt sind die beiden getrennt und sie ist vogelfrei. Jeder, dem sie mal Böses angetan hat, will Rache. Und das, so stellt sich heraus, sind so einige.

Margot Robbie spielt Quinn als überdrehte, omnipotente Antiheldin. Sowohl der Joker als auch Harley Quinn sind lange etablierte Bösewichte, die jetzt ihre eigenen Antihelden-Filme kriegen. Damit das für die breite Masse funktioniert, müssen sie böse, aber nicht zu böse sein. Und ihr Bösesein muss nachempfindbar gemacht werden. Darum beginnen beide Solofilme damit, dass ihre Protagonisten schlecht behandelt werden. "Joker" ist eine als Psychogram inszenierte ernste Männergeschichte, in der Phoenix Schicksalsschlag auf Schicksalsschlag einstecken muss; schließlich dem Wahnsinn anheim fällt. Margot Robbies Harley Quinn dagegen begegnen wir schon auf der Höhe ihres Wahnsinns. Sie stiehlt und raubt und schießt einfach gerne um sich.

Ihre Gründe? Das aromatisierte Wasser im Supermarkt ist zu teuer, und Scheißesein ist viel lustiger und aufregender als Nettsein. Außerdem gibt es noch einen "richtigen" Bösen im Film, Roman Sionis (Ewan McGregor), der Kindern die Haut vom Gesicht schneiden lässt, wenn sie sich die Nase nicht putzen. Dagegen ist sie echt lieb!

Der Film (Regie: Cathy Yan) soll die Geschichte von Quinns Emanzipation sein. Leider bedeutet das wie so oft, dass der Charakter verwässert und via Zusammenschluss mit anderen Superheldinnenein ein Sequel vorbereitet wird. Warum darf sie nicht alleine alle niedermetzeln? Weil sich daraus schlechter Sequels ableiten lassen? Die Nebenfiguren bleiben eindimensional und langweilig, und man wünscht sich, es gäbe weniger davon. Der aufgesetzte Popfeminismus, in dem die Männer alle Pappkameraden sein müssen, wird auch langsam langweilig. Letztlich bleibt der Eindruck, man hätte Tatort in der aufgekratzten Comicversion gesehen: Social Issues und jeder Handlungsschritt wird einem erklärt.

Offenbar hängen den Machern dieser Filme die ganzen Sequels und Spin-Offs langsam selbst zum Hals raus. So richtig superheldig darfs auch nicht mehr sein, die einzige "richtige" Superkraft in dem Film ist die Stimme von Black Canary. Auch die Diversität wirkt angestrengt. Als würden das alle nur machen, weil's halt gut bezahlt wird. Dadurch erscheint alles extrem routiniert. Statt sich Mühe zu geben, noch ein halbwegs plausibles Drehbuch zu erfinden, wird die Handlung einfach durch die Hauptfigur per Voice Over und in Rückblenden erklärt. Als Junkkino ist "Birds of Prey" trotzdem ganz nett. Aber wenn man sich klar macht, dass ein Großteil des Kinoumsatzes mit solchen Filmen eingespielt wird, ist das trotzdem deprimierend.

Nur Margot Robbie hat gute Laune, und ihr zuzusehen macht durchaus Spaß. Auch wenn man sich ein bisschen fragt, wer noch alles ein Spin-Off kriegen wird. Das Batmobile? Batmans linker Schuh? Batmans rechter Schuh? Beide? Wir dürfen gespannt sein.

Birds of Prey, USA 2020 - Regie: Cathy Yan. Buch: Christina Hodson. Kamera: Matthew Libatique. Mit Margot Robbie, Ewan McGregor. Verle

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