Biologie:Schreckgespenst Corona?

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Zwei aktuelle Bücher über Viren, Bakterien und die Faszination der Mikrobiologie geben den Lesern das Hintergrundwissen, damit Corona-Viren ihre Schrecken verlieren.

Von Marlene Zöhrer

Auch ein Jahr nach den ersten diagnostizierten Covid-19-Erkrankungen in Deutschland ist der Erklärungsbedarf groß: Warum sind Coronaviren so gefährlich? Wie kann es sein, dass etwas, das wir nicht sehen, dazu führt, dass Schulen, Schwimmbäder, Kinos, Museen oder Restaurants geschlossen werden? Warum erkranken ältere Menschen meist schwerer als Kinder? Können Masken das Virus stoppen? Es sind Fragen wie diese und unzählige mehr, die Wissenschaft, Politik, Erwachsene und Kinder gleichermaßen umtreiben. Und auch wenn die beiden im Januar 2021 erschienenen Sachbücher "Die spannende Welt der Viren und Bakterien" und "Monster-Mikroben" durchaus Fragen und Wünsche offen lassen, so können sie doch einen entscheidenden Beitrag zur Beantwortung leisten. Insbesondere deshalb, weil sie das Sars-CoV-2-Virus in einen größeren Zusammenhang stellen und die Leserinnen und Leser, ab neun Jahren, mit Hintergrundwissen versorgen.

(Foto: N/A)

Hinter dem reißerisch klingenden Titel "Monster-Mikroben. Alles über nützliche Bakterien und fiese Viren" etwa verbirgt sich ein klar strukturiertes, schmales Lesebuch, das sich von allgemeinen Informationen zu Mikroben - zu deren bekanntesten Vertretern, wie wir dort gleich zu Beginn erfahren, Bakterien, Parasiten, Viren und Pilze zählen - über deren Verbreitung und Eindämmung, zu den Krankheiten vorarbeitet, für die Mikroorganismen die Ursache sind. Dort findet sich neben Ausführungen zu Pest, Malaria, Ebolavirus und HI-Virus auch ein Unterkapitel zu Corona. Das jedoch zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung - eigentlich möchte man sagen: zum Glück! - bereits überholt ist. Entgegen den Informationen im Buch ist ein Impfstoff mittlerweile gefunden und zugelassen. Abgesehen davon präsentieren Marc Van Ranst (Professor für Mikrobiologie und Immunologie an der Universität Leuwen) und Geert Bouckaert (Journalist und Schriftsteller) eine kurzweilige Einführung, die von Wissensfragen zu den einzelnen Kapiteln und fünf Experimenten zum "Abenteuer Mikrobiologie" ergänzt werden.

(Foto: N/A)

Das Biologen-Ehepaar Katrin Linke und Karsten Brensing schlägt in seinem ersten gemeinsamen Kindersachbuch "Die spannende Welt der Viren und Bakterien" einen anderen Weg ein und beginnt seine Ausführungen mit dem Coronavirus und der aktuellen Situation. Immer wieder sprechen sie dabei die lesenden Kinder (ab 8 Jahre) direkt an und nehmen Bezug auf deren Alltag oder die Veränderungen, die sie bedingt durch die Pandemie erleben. Ergänzt werden die anschaulichen Ausführungen von Infokästen, Fotografien, Infografiken und ulkigen Illustrationen von Nikolai Renger, Glossaren zu Fachbegriffen und Krankheiten, Hinweisen für Eltern und Lehrkräfte und einem Quellenverzeichnis. Auf diese Weise wird in drei großen Abschnitten ("Im Reich der Mikrobiologie", "Krankheiten und was wir tun können", "Unsere Freunde und wie wir zusammenleben") ein thematischer Bogen gespannt, der auf den ersten Blick weit über die Beschäftigung mit dem Sars-CoV-2-Virus oder die Mikrobiologie hinaus reicht - nämlich bis hin zur Entstehung des Lebens, der Hygiene in Steinzeit und Mittelalter, dem Reinlichkeitswahn der 70er-Jahre, der Immunabwehr, dem Ablauf einer Impfstoff-Testreihe, der Artenvielfalt, oder den Auswirkungen des Lockdowns im vergangenen Frühjahr - und doch immer damit verbunden ist. Wohltuend ist dabei, wie übrigens in "Monster-Mikroben" auch, die positive Grundhaltung und die spürbare Faszination der Autoren für Mikrobiologie. Vor diesem Hintergrund und mit all dem Wissen verlieren sogar Coronaviren an Schrecken.

Karsten Brensing, Katrin Linke : Die spannende Welt der Viren und Bakterien. Illustrationen von Nikolai Renger. Loewe Verlag, Bindlach 2021. 192 Seiten, 16.95 Euro. Marc Van Ranst, Geert Bouckaert : Monster-Mikroben. Alles über nützliche Bakterien und fiese Viren. Illustriert von Sebastiaan Van Doninck. Aus dem Niederländischen von Stefanie Ochel. Hanser Verlag, München 2021, 72 Seiten, 15 Euro.

© SZ vom 29.01.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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