Süddeutsche Zeitung

Biografie:Das Recht auf Glück

Eine der schönsten Entdeckungen auf der Berlinale: Die dänische Regisseurin Pernille Fischer Christensen hat einen Spielfilm über die junge Astrid Lindgren gedreht - mit einer grandiosen Darstellerin.

Von David Steinitz

Astrid Lindgren hat mit ihren Büchern Millionen Leser geprägt - aber wodurch ist sie selbst beeinflusst worden? Diese Frage hat sich die dänische Regisseurin Pernille Fischer Christensen gestellt, die als Kind mit ihren Eltern viel Zeit im südschwedischen Småland verbrachte, wo auch die Schriftstellerin aufgewachsen ist. Christensens Spielfilm "Unga Astrid/Becoming Astrid" ist eine der schönsten Entdeckungen der diesjährigen Berlinale. Der Film hatte im Friedrichstadt-Palast Weltpremiere außerhalb des offiziellen Wettbewerbs. Die Regisseurin erzählt von den prägenden Jahren in Lindgrens Leben, als diese noch Ericsson hieß.

Astrid wächst auf einem Pfarrbauernhof auf, ein strenges, gläubiges Landleben. Aber ihre Eltern unterstützen das Mädchen in seiner Lebenslust und Neugier, sich ein bisschen in die Welt hinauszuwagen. Als Astrid mit 18 ein Volontariat bei der Lokalzeitung in Vimmerby angeboten wird, darf sie gehen. Bei der Arbeit verlieben sich sie und der viel ältere Zeitungsbesitzer Reinhold Blomberg ineinander. Sie beginnen eine heimliche Liebesbeziehung, und Astrid wird schwanger. Ein Skandal in den Zwanzigerjahren, sie muss nach Kopenhagen, um das Kind, Lasse, heimlich zur Welt zu bringen und bei einer Pflegemutter einzuquartieren. Aber nach und nach hat sie das enge Moralkorsett satt, das man ihr aufzwingt, sie beschließt, mit dem Kind nach Stockholm zu ziehen. Eine alleinerziehende Mutter in einer Zeit, in der alleinerziehende Mütter noch nicht vorgesehen waren in der Gesellschaft.

Die große Entdeckung dieses Films ist die Astrid-Darstellerin Alba August. Die 24-jährige Dänin ist in Skandinavien schon länger eine gefragte Schauspielerin. Mit dieser Rolle dürfte sie auch international bekannt werden. Sie spielt Astrid als Frau, der viel Leid zustößt, die sich aber nicht verbiegen und verbittern lassen will - darin liegt der Keim ihrer Geschichten über selbstbewusste Kinder, die sich ihr Recht auf Glück nicht nehmen lassen. Im Dezember läuft der Film regulär in den deutschen Kinos an.

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Quelle:
SZ vom 22.02.2018
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