Sachbilderbuch:Schauder im Meer der Gegensätze

Sachbilderbuch: Hier tanzt der Nominativ: Eine der Aufklapp-Seiten in "Hunde im Futur. Eine Grammatik in Bildern".

Hier tanzt der Nominativ: Eine der Aufklapp-Seiten in "Hunde im Futur. Eine Grammatik in Bildern".

(Foto: Illustration: Arinda Crăciun/Susanne Rieder Verlag)

Susanne und Johannes Rieder präsentieren in "Hunde im Futur" eine Grammatik der deutschen Sprache als aufklappbaren Werkzeugkasten.

Von Johan Schloemann

"Der Konjunktiv ist würdelos." Dieser einst gängige Lehrerspruch fordert die korrekte Bildung des sogenannten Konjunktiv II im Deutschen. Statt "Ich würde lesen" zum Beispiel heißt es gewählter: "Ich läse."

Das originelle neue Grammatikbilderbuch "Hunde im Futur" ist da nicht so streng. Es lässt, damit man überhaupt erstmal den Konjunktiv versteht, beides zu, auch die Ersatzform. Unter einer bunten Schnecke mit leicht psychedelischem Schneckenhaus steht da: "Wenn ich könnte, würde ich weglaufen!" Ohne die Hilfe von "würde" hingegen wird ein Hase angesprochen, dem neben seinen Löffeln auch noch Hörner wachsen und der auf einen großen Suppentopf starrt: "Wenn du diese Suppe äßest, schössen dir Hörner aus dem Kopf." Bei einem traurigen Mischwesen auf der anderen Seite des Topfes ist das Unglück aber leider schon passiert: "Wenn du diese Suppe nicht gegessen hättest, wäre dir kein Pferdekörper gewachsen." Tja.

Für alle, die sich mit den wichtigsten Begriffen zur Beschreibung unserer Sprache (noch) schwer tun - Kasus, Numerus, Modus, Adverb und so weiter -, hat das Verleger-Geschwisterpaar Susanna und Johannes Rieder sich dieses sehr schön gemachte Falt-Buch ausgedacht. So er-klappt man sich mit viel Spaß die Schulgrammatik und sieht: Sie ist zu Unrecht gefürchtet, sondern ein Werkzeugkasten mit dem Zweck, die ganze Vielfalt des Lebens auszudrücken.

Das Relativpronomen als Detektivgeschichte

Die bewährte Erkenntnis dahinter ist, dass räumliche Vorstellungen beim Verinnerlichen helfen. So wird das Relativpronomen hier als eine kleine Detektiv-Graphic-Novel durchgespielt, oder vom Meer der Nebensätze kann ein gewisser Schauder im Gedächtnis bleiben: "Jacques taucht, obwohl es vor Haifischen wimmelt." Die Illustrationen von Arinda Crăciun bekommen dabei nur immer so viel Text-Erläuterung wie unbedingt nötig; nur fürs Erzähltempus Imperfekt (das hoffentlich noch nicht für die Kinder- und Jugendliteratur verloren ist) wird ausnahmsweise ein ganzer Text abgedruckt, nämlich Hans Christian Andersens "Prinzessin auf der Erbse".

Und auch das Rätsel des Buchtitels, warum die Hunde im Futur stehen, klärt sich auf: Sie tummeln sich hinter dem Zukunfts-Schild "Hier entsteht eine Hundeschule". So lässt man sich doch gerne dressieren. Für das, was die Sprache alles kann.

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Susanna und Johannes Rieder (Text und Konzept), Arinda Crăciun (Illustration), Carsten Aermes (Gestaltung): Hunde im Futur. Eine Grammatik in Bildern. Susanna Rieder Verlag, München 2021. 128 Seiten, 25 Euro. (Ab 8 Jahren).

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