Ein ganz seltsames Phänomen ist zum Jahresende im Kino zu beobachten - wenn die Tage kurz und trübe werden, bricht eine Flut finsterer Filme über uns herein. Die Erklärung dafür ist ziemlich einfach. Fast alle wichtigen Filmpreise der Welt werden im Winter vergeben, von den zahlreichen Kritikerpreisen bis zu den Oscars, und um sie zur rechten Zeit in der Erinnerung der Juroren zu halten, werden die Kandidaten eher zum Jahresende gestartet. Für das amerikanische Kino gilt das schon seit ein paar Jahren, aber auch für den Oscar für fremdsprachige Filme kann ein bisschen Medienpräsenz nicht schaden, kurz bevor die ersten Entscheidungen fallen. Erfahrungsgemäß ist nun mal das meiste, was unter Preisverdacht gerät, seiner Stimmung nach bedenklich bis deprimierend. Und mit wenig Erfolg an der Kinokasse - dieses Jahr besonders, von November bis Anfang Dezember lagen die Einspielergebnisse auf dem US-Markt um sieben Prozent unter denen des vorigen Jahres.
Die Hollywood-Studios haben auf die Kriegsmüdigkeit der Amerikaner gesetzt in diesem Kinoherbst - und verloren, denn die Zuschauer erwiesen sich als so kriegsmüde, dass sie nicht mal ins Kino wollten. Nicht sehen wollten, wie Tommy Lee Jones sich gegen die Ehrlosigkeit des Irakkriegs stemmt in Paul Haggis' "In the Valley of Elah": Der Film floppte und hat nur schlappe sieben Millionen Dollar eingespielt.
Text: Susan Vahabzadeh (SZ vom 18.12.2007)/ihe
Tommy Lee Jones in "In the Valley of Elah"/ Screenshot: sueddeutsche.de