Bildergalerie:Feelbad-Movies: Das Schlimmste zum Schluss

Ein seltsames Phänomen ist im Kino zu beobachten - wenn die Tage kurz und trübe werden, bricht eine Flut finsterer Filme über uns herein. Kritik: gut. Stimmung: schlecht. Das Genre des Feelbad-Movie in Bildern. Von Susan Vahabzadeh.

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Tommy Lee Jones im Film In the Valley of Elah

Quelle: SZ

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Ein ganz seltsames Phänomen ist zum Jahresende im Kino zu beobachten - wenn die Tage kurz und trübe werden, bricht eine Flut finsterer Filme über uns herein. Die Erklärung dafür ist ziemlich einfach. Fast alle wichtigen Filmpreise der Welt werden im Winter vergeben, von den zahlreichen Kritikerpreisen bis zu den Oscars, und um sie zur rechten Zeit in der Erinnerung der Juroren zu halten, werden die Kandidaten eher zum Jahresende gestartet. Für das amerikanische Kino gilt das schon seit ein paar Jahren, aber auch für den Oscar für fremdsprachige Filme kann ein bisschen Medienpräsenz nicht schaden, kurz bevor die ersten Entscheidungen fallen. Erfahrungsgemäß ist nun mal das meiste, was unter Preisverdacht gerät, seiner Stimmung nach bedenklich bis deprimierend. Und mit wenig Erfolg an der Kinokasse - dieses Jahr besonders, von November bis Anfang Dezember lagen die Einspielergebnisse auf dem US-Markt um sieben Prozent unter denen des vorigen Jahres.

Die Hollywood-Studios haben auf die Kriegsmüdigkeit der Amerikaner gesetzt in diesem Kinoherbst - und verloren, denn die Zuschauer erwiesen sich als so kriegsmüde, dass sie nicht mal ins Kino wollten. Nicht sehen wollten, wie Tommy Lee Jones sich gegen die Ehrlosigkeit des Irakkriegs stemmt in Paul Haggis' "In the Valley of Elah": Der Film floppte und hat nur schlappe sieben Millionen Dollar eingespielt.

Text: Susan Vahabzadeh (SZ vom 18.12.2007)/ihe

Tommy Lee Jones in "In the Valley of Elah"/ Screenshot: sueddeutsche.de

Robert Redford im Film Von Löwen und Lämmern

Quelle: SZ

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Robert Redfords "Von Löwen und Lämmern" lief nur wenig besser und hat auch im Ausland nicht gerade einen Publikumsansturm ausgelöst. Das liegt vielleicht daran, dass "Von Löwen und Lämmern" eher ein verfilmter Leitartikel ist als Kino; und sicher auch daran, dass Antikriegsfilme immer zu den Bekehrten predigen. Vielleicht ist es aber auch so, dass selbst Kriegsgegner mit Erschöpfung reagieren auf eine Geschichte, in der es im Kern nur darum geht, dass man sich dem unausweichlichen Untergang entgegenstellen muss. Ein Feelbad-Film par excellence - so nennt Variety-Chefredakteur Peter Bart dieses Phänomen. Wer den existentialistischen Visionen von Redford und Haggis beigewohnt hat, dem dämmert, warum der inzwischen verpönte Kriegsfilm vergangener Jahrzehnte in Schwarzweißmalerei vom Sieg des Guten über das Böse erzählte. Das mag politisch unkorrekt gewesen sein - aber wenigstens war es auch ohne Antidepressiva auszuhalten.

Robert Redford in "Von Löwen und Lämmern"/ Foto: dpa

Laura Vasiliu im Film 4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage

Quelle: SZ

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Filmpreiskandidaten sorgen weltweit für schlechte Laune, für düstere Stimmung. Der diesjährige Cannes-Sieger, das rumänische Abtreibungsdrama "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage", ist ein großartiger Film - aber als Start in einen netten Abend komplett ungeeignet. Cristian Mungiu hat dabei eine sehr kunstvolle Weise gefunden, von den Schrecken des Ceausescu-Regimes zu erzählen, ohne es zu benennen; trotz guter Kritiken und Favoritenrolle bei den Oscars auch kein Kassenschlager.

Laura Vasiliu in "4 Monate, 3 Wochen und 2 Tage"/ Foto: Reuters

Laura Morante und Giuseppe Sanfelice im Film Das Zimmer meines Sohnes

Quelle: SZ

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In Cannes hat das inzwischen Tradition - Palmengewinner sind deprimierend, handeln von toten und verkauften Kindern ("Das Zimmer meines Sohnes", 2001...

Laura Morante und Giuseppe Sanfelice in "Das Zimmer meines Sohnes"/ Foto: ap

Jeremie Renier im Film L'enfant

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... "L'enfant", 2005), ...

Jeremie Renier in "L'enfant"/ Foto: dpa

Björk im Film Dancer in the Dark

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... Todesstrafe ("Dancer in the Dark", 2000), ...

Björk in "Dancer in the Dark"/ Foto: ap

Adrien Brody im Film Der Pianist

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... Holocaust ("Der Pianist", 2002), ...

Adrien Brody in "Der Pianist"/ Foto: dpa

Elisa Mcconnell, Gus Van Sant, Alex Frost und John Robinson präsentieren den Film Elephant in Cannes 2003

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... dem Amoklauf von Columbine ("Elephant", 2003), ...

Elisa Mcconnell, Gus Van Sant, Alex Frost und John Robinson präsentieren "Elephant" in Cannes 2003/ Foto: ap

Filmposter Fahrenheit 9/11

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... 9/11 und Irakkrieg ("Fahrenheit 9/11", 2005).

US-Filmplakat "Fahrenheit 9/11"/ Foto: Reuters

Plakat des Films Das Beste kommt zum Schluss

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Aber das Feelbad-Movie ist inzwischen zu einem eigenen Genre angewachsen - und hat die Kategorie des Kunstkinos, das sich bemüht, möglichst wahrhaftig von der schrecklichen Welt zu erzählen, gesprengt. Und hat selbst vor der amerikanischen Komödie nicht halt gemacht. Im neuen Film von Rob Reiner ("Harry und Sally"), "Das Beste kommt zum Schluss", gibt es herrliche Dialoge, und Jack Nicholson und Morgan Freeman sind großartig - als zwei Männer mit Krebs im Endstadium.

US-Filmplakat "Das Beste kommt zum Schluss"/ Foto: afp

Tom Hanks und Julia Roberts im Film Der Krieg des Charlie Wilson

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Bei den Golden Globes gibt es eine eigene Kategorie für Komödien, bei den Nominierungen letzte Woche war auch der neue Film von Mike Nichols, "Der Krieg des Charlie Wilson", über Geschäftemacherei in Afghanistan nach dem Einmarsch der Sowjets, dabei.

Tom Hanks und Julia Roberts in "Der Krieg des Charlie Wilson"/ Foto: Reuters

Javier Bardem im Film No Country for Old Men

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Oder der "No Country for Old Men" der Coens, der auch auf sämtlichen Oscar-Favoritenlisten auftaucht - Javier Bardem stapft mordend durch diesen Film, was manchmal komisch ist, aber nicht wirklich für gute Stimmung sorgt.

Javier Bardem in "No Country for Old Men"/ Foto: ap

Carmen Maura und Penelope Cruz im Film Volver

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Das Kino geht dabei nur dem alten Vorwurf des Eskapismus aus dem Weg. Aber verschreckt es sein Publikum, wenn es die Wirklichkeit spiegelt? Das stimmt eben nicht. Als Sidney Lumet 1957 seine "Zwölf Geschworenen" machte, ging er mit Rassismus um, Almodóvar erzählte 2006 mit "Volver" von Kindsmissbrauch, ...

Carmen Maura und Penelope Cruz in "Volver"/ Foto: Reuters

Tom Wilkinson und George Clooney im Film Michael Clayton

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"Michael Clayton" mit George Clooney ist Kapitalismuskritik - und doch haben diese Filme gemein, dass sie sich hochrappeln, den Glauben an die Menschheit nicht ganz verloren haben. Sie finden sich mit der Welt, wie sie ist, nicht einfach ab. Selbst seine Rolle als politisches Gewissen hat das Kino schon besser gespielt, im Vergleich zu den Irakkriegsfilmen ist der Vietnamkriegsfilm "Coming Home" von 1978 ein hoffnungsvolles Wunderwerk an Subtilität und Dramatisierung. Es geht eben nicht nur darum, die Wirklichkeit zu spiegeln, sondern auch genug Energie aufbringen, um sie noch ändern zu wollen - eine selten erfolgreich praktizierte Kunst. Da die Feelbad-Movies an der Kasse versagt haben, wird sich Hollywood eh bald umorientieren. Wir wollten die Wahrheit nicht sehen, dann werden wir eben wieder belogen.

Tom Wilkinson und George Clooney in "Michael Clayton"/ Foto: ap

Text: Susan Vahabzadeh (SZ vom 18.12.2007)/ihe

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