Infotainment trifft auf Agentenstory im Graphic Novel Format: Isabel Kreitz verfasst einen Comic über den Agenten Sorge, der maßgeblich daran beteiligt war, dass Hitler den Zweiten Weltkrieg verlor: "Die Sache mit Sorge" in Bildern.
Er ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Hitler den Krieg verlor: Richard Sorge. Halbrusse, Sohn aus gutbürgerlichem Hause, Jugend im wilhelminischen Deutschland, Freiwilliger im Ersten Weltkrieg. Nach einer schweren Verletzung, die ihm das Eiserne Kreuz einträgt, denkt Sorge um. Er wird zum überzeugten Kommunisten, arbeitet unter anderem am Institut für Sozialforschung in Frankfurt, daneben diverse Affären und Schlägereien.
Während eines Aufenthalts in Moskau wird er vom sowjetischen Geheimdienst angeworben, in Shanghai baut er sich als Journalist für deutsche Zeitungen ein Netzwerk aus hochkarätigen Informanten auf, das ihm bei seiner folgenden Mission gute Dienste erweist: Ab 1934 lebt er in der kleinen deutschen Kolonie in Tokio, tritt pro forma der NSDAP bei und wird enger Vertrauter des Botschafters Eugen Ott.
Im Jahr 1941 schließlich Sorges Triumph: Zwar klingt seine brisante Nachricht von Hitlers "Unternehmen Barbarossa" für Moskau noch derart unglaubwürdig, dass sie dort ignoriert wird; der Hinweis jedoch kurz danach, Japan habe nicht vor, in Deutschlands Russlandfeldzug einzugreifen, entscheidet den Krieg zugunsten der Alliierten, denn Stalin verlegt unverzüglich die meisten seiner Truppen in den Westen. Einen Monat später wird der Spion mit dem Decknamen "Ramsay" zusammen mit seinen Informanten enttarnt. Angebote Japans, ihn an die Sowjetunion auszuliefern, schlägt diese aus. Am Jahrestag der russischen Revolution, 1944, wird Richard Sorge in Tokio hingerichtet. Ironie des Schicksals: Erst in den 1960ern erklärt ihn die Sowjetunion zum Nationalhelden, in der DDR werden zahlreiche Schulen und Straßen nach ihm benannt.
Text: Thomas von Steinaecker
Fotos: Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung aus dem besprochenen Band; Isabel Kreitz/Carlsen Verlag, Hamburg 2008.