Bilder aus Nordkorea:Blick in die Mitte von Nichts

Kaum ein Land ist isolierter als das totalitär regierte Nordkorea. Doch nun öffnet dieser Staat ein wenig den eisernen Vorhang: Die Sonderwirtschaftszone Rason ist zu einer Region erklärt worden, für die erleichterte Einreisebestimmungen bestehen. Unter den ersten Besuchern befand sich der Fotograf Carlos Barria, der seine Eindrücke in außergewöhnlichen Bildern festhielt.

Johannes Schnös

12 Bilder

Workers of the Mangyongbyong cruise ship stand on deck, near Mount Kumgang resort

Quelle: REUTERS

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Kaum ein Land ist verschlossener und isolierter als das totalitär regierte Nordkorea. Doch nun gewährt das Land Touristen ungewöhnliche Einblicke: Die seit knapp 20 Jahren bestehende Sonderwirtschaftszone Rason ist zu einer der wenigen Regionen erklärt worden, für die erleichterte Einreisebestimmungen bestehen. Unter den ersten Besuchern befand sich der Fotograf Carlos Barria, der seine Eindrücke in außergewöhnlichen Bildern festhielt.

Tourismus in Nordkorea ist eine schwierige und restriktive Angelegenheit. Zwar ist es seit mehreren Jahren möglich, über das staatliche Tourismusbüro Reisen in das Land zu unternehmen, diese sind aber unflexibel und einheimische Reisebegleiter verhindern den Kontakt mit der Bevölkerung.

In der Provinz Rason richtete Nordkorea im Dezember 1991 eine wirtschaftliche Sonderverwaltungszone ein, in der das streng planwirtschaftlich organisierte Land mit China und Russland bei gemeinsamen Wirtschaftsprojekten kooperiert. Nun öffnete Pjöngjang das Gebiet aber auch für den Tourismus: Erstmals durften Touristen und Journalisten nach einer Schifffahrt im Hafen von Rason anlegen. Unter ihnen war auch der Reuters-Fotograf Carlos Barria, der sich bereits an Bord des Tourismusschiffes über den ungehinderten Kontakt zur Crew (im Bild) freute.

Text/Bildauswahl: Johannes Schnös

A soldier stands before the departure of the Mangyongbyong cruise ship at the North Korean especial economic zone of Razon City

Quelle: REUTERS

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Rason mag nun leichter erreichbar sein, doch schon bei ihrer Ankunft sahen sich die überwiegend chinesischen Touristen auf Schritt und Tritt mit nordkoreanischen Soldaten konfrontiert. Das Militär hat im einzigen stalinistischen Land, das auf der Welt verblieben ist, eine herausragende Stellung. Trotz der chronisch schwierigen Wirtschaftslage gibt das Land geschätzte 30 Prozent seiner Haushaltsmittel für die Streitkräfte aus, die 1,1 Millionen Soldaten umfassen. Bei einer Bevölkerungsanzahl von 24 Millionen ist dies ein irrsinniger Aufwand. Zum Vergleich: Die USA unterhalten bei einer Bevölkerung von 311 Millionen knapp 1,5 Millionen aktive Solden.

Chinese tourists visit to a portrait of North Korean leader Kim Il-sung in Rajin

Quelle: REUTERS

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Das Militär dient vor allem der Machtabsicherung der Partei im Arbeiter- und Bauernstaat. Daneben bedient sich der totalitäre Staat eines ideologischen Führerkultes, um die generationenübergreifende Diktatur der Kim-Familie abzusichern: Die großflächigen Propagandaporträts sind im ganzen Land kaum zu übersehen. Im Bild lächelt Kim Il-sung, der bis zu seinem Tod im Sommer 1994 Präsident war, seinem Volk zu. Nach einer dreijährigen Trauerzeit für den "ewigen Präsidenten" übernahm sein Sohn Kim Jong-Il, der "geliebte Führer", 1997 die Amtsgeschäfte.

A world map with the Korea peninsula marked in red is seen as a hotel receptionist talks on the phone in Rason city

Quelle: REUTERS

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International ist Nordkorea seit Jahrzehnten isoliert - die massive Aufrüstung, der Griff nach der Atombombe und die Aggressionen gegenüber Südkorea haben die Abkapselung des Landes in den vergangenen Jahren sogar noch verstärkt. Wirtschaftlich hängt es am Tropf des Nachbarn China. Mehrere Freihandelszonen im Land stellen nun einen von der UN geförderten Versuch dar, durch ökonomische Zusammenarbeit die Wirtschaft des Landes anzukurbeln.

Im Bild: Repeztionistin in einem Hotel in Rason City vor einer Weltkarte auf der Nordkorea rot markiert ist.

A man sit next to an ox at a central street of Rason, part of the North Korean especial economic zone, northeast of Pyongyang

Quelle: REUTERS

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Das Ende des Ost-West-Konfliktes hatte vor allem für Nordkoreas Landbevölkerung desaströse Auswirkungen: Mit dem Wegfall von billigem Öl aus den Sowjetstaaten fielen ganze Ernten aus, da landwirtschaftliche Maschinen schlicht nicht mehr betankt werden konnten.

Im Bild: Ein Mann sitzt auf einer der Hauptverkehrsstraßen in Rason City und passt auf einen Ochsen auf.

Local workers sit at the back of a truck after working  near the North Korean especial economic zone of Razon city, located northeast of Pyongyang

Quelle: REUTERS

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In der Sonderwirtschaftszone Rason ist die ökonomische Aktivität allerdings hoch. Wegen massiver russischer und chinesischer Investitionen besteht sogar eine große Nachfrage nach nordkoreanischen Arbeitskräften. Peking und Moskau haben ein Interesse am Zugang zu nordkoreanischen Häfen. Teilweise investieren auch südkoreanische Firmen in die Sonderwirtschaftszonen des Landes.

Im Bild: Ein Laster mit Arbeitern, die nach Hause fahren.

Girls perform in an auditorium in Rajin

Quelle: REUTERS

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Die Fotografien aus Rason gewähren neue Einblicke in den Alltag Nordkoreas - ob die Bilder allerdings repräsentativ für den ganzen sozialistischen Staat sind, darf bezweifelt werden. Denn vieles, was die Touristen in der Sonderwirtschaftszone zu sehen bekommen, dient allein ihrer Unterhaltung. Im Bild balancieren Mädchen während einer Aufführung Vasen auf ihren Köpfen.

A woman stands in a gift shop in central Rason city, part of the especial economic zone northeast of Pyongyang

Quelle: REUTERS

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Die schiere Zahl von Ausländern, die sich entweder beruflich oder als Touristen in der Sonderwirtschafszone aufhalten, begünstigt Berührungspunkte zwischen Fremden und der einheimischen Bevölkerung. Die staatliche Führung unterbindet diesen Kontakt im Normalfall, doch in Rason ist dies kaum durchzuhalten. Das Bild zeigt etwa eine Verkäuferin in einem Souvenirladen, die auf ausländische Kunden hofft.

Children walk home after school at in a rural area near the North Korean special economic zone of Razon

Quelle: REUTERS

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Ein flüchtiger Blick auf Schulkinder, die gerade auf dem Nachhauseweg sind.

Women stand in a street in Rason city

Quelle: REUTERS

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Interessierte, aber zurückhaltende Blicke junger Frauen in Rason.

Local residents attend the departure ceremony of a cruise ship with visitors in the North Korean especial economic zone of Razon, located northeast of Pyongyang

Quelle: REUTERS

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Einheimische verabschieden im Hafen von Rason das Schiff, das erstmals Touristen zu ihnen brachte. Es bestehen keine Zweifel, dass ihnen der Kontakt zu Ausländern wichtig ist ...

A soldier guards as local residents attend the departure ceremony of a cruise ship with visitors in the North Korean especial economic zone of Razon

Quelle: REUTERS

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...und welche Ausnahme der Kontakt zwischen Nordkoreanern und Besuchern ihres Landes nach wie vor darstellt. Der Staat beobachtet das Treiben in Person eines Soldaten misstrauisch.

© sueddeutsche.de/Reuters/js/pak/bgr
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