Bildband:Sperrzonen

Restricted Areas

Foto: Aus dem besprochenen Band

Der russische Fotograf Danila Tkachenko hat verlassene Orte, Relikte der Utopie aufgesucht. Eine Zeitreise.

Von Fritz Göttler

Eine Zeitreise ist dieses Buch, in eine Grauzone der menschlichen Geschichte, die Zukunft unserer modernen, technisierten Welt. "Ich ging auf die Suche", erklärt der junge russische Fotograf Danila Tkachenko zu seinem Buch "Restricted Areas", "nach Orten, die besonders wichtig waren für den technischen Fortschritt - und die heute verlassen sind. Sie haben ihre Bedeutung verloren, ihre utopische Ideologie." Weshalb dieser Ausgabe seiner Bilder eine Passage aus der "Zeitmaschine" von H. G. Wells vorangestellt wurde ("Restricted Areas. Relikte einer Utopie." Deutsch von Philipp Sack. Kehrer Verlag, Heidelberg Berlin 2016. 80 Seiten, 38 Euro).

Die Restriktionen sind inzwischen aufgehoben, heute fungieren diese Orte als Sperrzonen der Erinnerung. Man sieht in diesen Bildern die Trümmer des Kalten Kriegs: ehemals geheime Städte, in denen frühe atomare Projekte der Sowjetunion durchgeführt wurden, so geheim, dass die Orte auf keiner Karte verzeichnet wurden, man sieht auch alte ausgemusterte Militärflieger, Raketen, Schiffe (wie das größte Diesel-U-Boot, unser Bild). Die Technologie, um die es der Menschheit ging, war immer irgendwie mit militärischen Intentionen verknüpft.

Danila Tkachenko ist ein Spurenleser, ein Archäologe. Die Zeiten verschränken sich; in diesen Objekten, die ihre Zukunft verloren haben, ist unsere Gegenwart gespiegelt. Der Schnee hat die Objekte freigestellt, das heißt durch seine Weiße ihren Hintergrund eliminiert, nur Flocken bringen einen Rest von Leben in die Einsamkeit der Bilder. Dokumente der Vereinzelung, ohne Kontext. Von diesen Häusern, das spürt man, wird bleiben, "der durch sie hindurchging, der Wind". Danila Tkachenko sieht sich nicht als Fotograf, sondern als einer, der eine neue Realität komponiert.

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