Bildband: Ruins of Detroit:Der Tod steht ihr gut

Einst machte der Autobau aus Detroit eine Metropole, heute sind davon nur noch Ruinen übrig. Die Fotografen Yves Marchand und Romain Meffre dokumentieren den Verfall einer Stadt.

Daniel Wüllner

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Ruins of Detroit

Quelle: Marchand, Meffre/Steidl

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Einst machte der Autobau aus Detroit eine Metropole, heute sind davon nur noch Ruinen übrig. Die Fotografen Yves Marchand und Romain Meffre dokumentieren den Verfall einer Stadt.

1896 baute Henry Ford sein erstes Zwei-Zylinder-Gefährt in einer kleinen Garage im Zentrum von Detroit. 30 Jahre später erntete die aufstrebende Metropole die Früchte seiner Automobil-Begeisterung und gönnte sich an dieser Stelle das prunkvolle Michigan Theater. Mit mehr als 4000 Sitzplätzen zählte der Bau im französischen Renaissancestil zu den größten Versammlungsorten der Stadt.

Text: Daniel Wüllner/SZ vom 12.1.2011

Alle Abbildungen aus: YVES MARCHAND, ROMAIN MEFFRE: The Ruins of Detroit. Steidl Verlag, Göttingen 2010. 228 Seiten, 89 Euro.

Das Bild zeigt den Ballsaal im ehemaligen Lee Plaza Hotel.

Ruins of Detroit

Quelle: Marchand, Meffre/Steidl

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Streift man heute durch Detroits Downtown, findet man das Theater nur noch anhand der Parkhinweisschilder. Obwohl es dem ökonomischen Niedergang der "Motor City" lange trotzen konnte, wurde Ende der siebziger Jahre ein Parkhaus daraus (Bild). Das Automobil, das der Stadt ihren wirtschaftlichen Aufschwung beschert hatte, eroberte sich den Raum, den es ihr geschenkt hatte, zurück.

Ruins of Detroit

Quelle: Marchand, Meffre/Steidl

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In ihrem Bildband "The Ruins of Detroit" dokumentieren die französischen Fotografen Yves Marchand und Romain Meffre den Verfall der Stadt, die einmal das Zentrum der amerikanischen Automobilindustrie war. Mit ihrer Weitwinkellinse fangen sie das Panorama einer Stadt ein, die von ihren eigenen Überresten dominiert wird.

Im Bild: Saint Christopher House, ehemals die John Gray Library

Ruins of Detroit

Quelle: Marchand, Meffre/Steidl

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Amerikas einstiges arsenal of democracy prägte mit seinen Automobilen weltweit das moderne Stadtbild. Erste wirtschaftliche Rückschläge und die gesellschaftlichen Unruhen in den fünfziger und sechziger Jahren läuteten den Verfall ein. Die weiße Bevölkerung verließ die Innenstadt und nahm ihre Kaufkraft mit. Viele Gebäude waren nicht mehr rentabel und wurden abgerissen. Große Löcher im Stadtgeflecht taten sich auf und wurden mit Parkplätzen und freien Feldern nur provisorisch geflickt. Übriggeblieben sind Fassaden, Mahnmale einer vergangenen Zeit.

Ruins of Detroit

Quelle: Marchand, Meffre/Steidl

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Die bekannteste landmark ruin ziert das Cover des Bildbands. Die Michigan Central Station - errichtet 1913 vom selben Architektenteam, das auch New Yorks Grand Central Station entwarf - hieß die neuen Arbeiter willkommen. Die Stadtväter warteten vergeblich darauf, dass Downtown bis zum Bahnhof expandierte. Michigan Central Station (Foto) liegt heute drei Kilometer vor den Toren der Stadt und ist somit zu einem Wahrzeichen der Deindustrialisierung geworden.

Ruins of Detroit

Quelle: Marchand, Meffre/Steidl

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Die beiden Fotografen werfen auch einen Blick in das Innere dieser scheinbar leeren Hüllen: In verlassenen Zahnarztpraxen liegen noch die Bohrer, Polizeireviere quellen über vor auszuwertenden Indizien. Als wären die Menschen in Panik geflüchtet, hätten in den wenigen Sekunden ihrer Flucht keine Zeit gehabt, ihre Habseligkeiten an sich zu reißen. Es ist ein archäologischer Blick, denn die zurückgelassenen Möbel lassen den Zeitpunkt der letzten Benutzung erahnen.

Das Bild zeigt das United Artitst Theatre.

Ruins of Detroit

Quelle: Marchand, Meffre/Steidl

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Auf den Bildern sind keine Menschen zu sehen, auch wenn das Leben in Detroit weitergeht. Doch das ist endgültig in die Suburbia verschwunden. Im Herzen der Autostadt ist nur noch eine Leere geblieben, die oft als Symbol für den Niedergang einer Zivilisation gedeutet wird, die nicht mehr überlebensfähig ist. In ihren Ruinen aber entwickelt die verfallende Stadt noch einmal eine eigene Pracht.

Im Bild: Das Atrium Farwell Building

© SZ vom 12.1.2011/kar
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