Eine Hintertüre, die Fotografen fast immer zuschlagen können, zumal bei Kindern, weil Kinder sie meist noch nicht kennen. Sie schlägt immer dann zu, wenn sich die Porträtierten zwischen Langeweile und aufwallender Entnervtheit sicher fühlen im Prozess des Fotografierens, wenn die ersten Filme abgelichtet sind und sich die Routine einstellt. Und da zeigt sich an diesen Kindern eine Ruhe und Selbstverständlichkeit, die bei Sechs- bis Zwölfjährigen verstört. Es ist die Selbstgewissheit einer Welt, die glaubt, längst unberührbar, selbst in einem Land wie Russland gegen die abrupten Zyklen der Geschichte immun zu sein.
Somit ist "Little Adults" hinter dem verstörenden Glamour und dem Konzept der Fotografin eine Allegorie auf die viel größere, nicht minder fremde Welt des unnahbaren Reichtums, der längst keine Nationalitäten mehr kennt. So gesehen, ist Anna Skladmann doch wieder näher bei Tocqueville als bei Leibovitz und Seliger.
ANNA SKLADMANN: Little Adults. Text von Bill Kouwenhoven. Kehrer Verlag, Heidelberg. 112 Seiten, 36 Euro.