Er fand fünfzehn Teams von je etwa zehn Männern vor, die unter schwierigsten Bedingungen versuchten, die verheerenden Brände zu löschen. Sie leiteten Meerwasser über die Pipelines in die Wüste. Das Ziel der Männer war es, ein Gemisch aus Wasser und einem tonartigen Pulver so lange in die Leitungen zu pumpen, bis der Ölfluss durch ihr Gewicht stoppte.
Im November 1991 verschlossen sie das letzte Bohrloch. Etwa eine Milliarde Barrel Rohöl waren bis dahin verloren. Ein Fotograf der Financial Times geriet mit seiner Limousine in eine brennende Öllache und starb.
Um in die Nähe der Arbeiter gelangen zu können, rüstete sich Salgado mit festen Stiefeln und Schutzanzügen gegen chemische Waffen aus, die die irakischen Truppen in der Wüste zurückgelassen hatten.
Ein Kollege überließ ihm zum Abschied eine Musikkassette, die immer wieder nur das eine Lied abspielte: "I just called to say I love you" von Stevie Wonder. Bis heute genügten wenige Takte des Songs, berichtet Salgado in dem Band, um ihn, wie ein Code, in die Wüste Kuwaits zurückzuversetzen.
Immer wieder zeigt Salgado die schwarzverschmierten Gesichter dieser heroischen Gestalten, die Augen weit aufgerissen, angesichts der unfassbaren Szenerie. Dazu öldurchtränkte, flugunfähige Vögel und versprengte, magere, einstmals kostbare Araberhengste, auch sie wie apokalyptische Boten, ölverschmiert, die in einem Waldstück nach Gras suchen.
Über zwanzig Jahre lang lagen die Aufnahmen, darunter viele noch unveröffentlicht, in Salgados Bildarchiv. Doch die Präsenz der Bilder faszinierte den ehemaligen Kriegsfotografen, als er das Portfolio nach so langer Zeit erneut sichtete. Noch immer schienen sie aktuell. Zeitlos, wie düstere Mahnmale, die eine menschengemachte Katastrophe immensen Ausmaßes zeigen, die jederzeit wiederkehren kann.