Süddeutsche Zeitung

Bildband:Ein letzter Trost

Gute Schallplatten hatten nicht immer tolle Hüllen, und doch war es nicht selten umgekehrt. Der Bildband "Rock Covers" lässt sie noch einmal aufleben: die untergegangene Kunstform der Cover-Gestaltung.

Von Jens-Christian Rabe

Einer der großen Vorteile der digitalen Revolution ist, dass niemand mehr Musik kaufen muss, die er nicht kennt. Pete Townsend, Rock-Ikone und Kopf der Who, bekannte kürzlich, dass er früher "sehr viele unterirdisch schlechte Platten" gekauft habe, nur weil sie tolle Cover gehabt hätten. Aber ist das nicht auch einer der großen Nachteile der digitalen Revolution? Es ist ja auch nicht selten vorgekommen, dass man Alben mit grauenvollen Covern wegen der Musik erwarb, die einem bald nicht mehr gefiel. Und dann hatte man nicht einmal ein schönes Cover. Einem guten Teil der Menschheit war dieser Trost natürlich leider nicht wichtig genug, um zu verhindern, dass das Plattencover so lange schrumpfte, bis es in der Bedeutungslosigkeit verschwand. Was für ein Verlust das ist, lässt sich an dem Band "Rock Covers" (Taschen Verlag, Köln 2015. 550 Seiten, 50 Euro) jetzt noch einmal ermessen, in dem - oft in Originalgröße - auch die famosen sechs abgebildeten Cover zu sehen sind. Eine wilde Auswahl ist es geworden, aber alles skrupulös Kuratierte wäre Unfug gewesen: So, wie es ist, hilft das Buch viel besser dabei, Platten noch ein letztes Mal nur wegen ihres Covers zu kaufen.

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Quelle:
SZ vom 02.06.2015
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