Bildband:Detektivarbeit

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BitterSweet: Die Bilderwelten des Noma Bar. Vorwort: Michael Bierut. Aus dem Englischen von Maria Zettner. Knesebeck Verlag, München 2017. 400 Seiten, 500 Abb., 39,95 Euro.

Die Illustrationen in diesem SZ-Spezial stammen von dem israelischen Künstler Noma Bar. Sie verunsichern, weil sie Eindeutigkeit dementieren.

Von Bernd Graff

Im Englischen gibt es den Begriff des "bistable image". Gemeint ist damit ein Bild, das sich als schwankender Grund erweist, als eines, das nicht eine Gestalt annehmen will, sondern mindestens zwei. Der israelische Illustrator Noma Bar ist Meister in der Erschaffung von "bistable images", dafür wird er weltweit gefeiert. Diese Beilage kann (leider nur wenige) Beispiele seiner genialen Bild-(Er)findungen zeigen. Sie verunsichern unser Hirn, weil sie in optischer Klarheit die Eindeutigkeit dementieren, die sie grafisch behaupten - und gerade in dieser Ambivalenz exakt auf den Punkt bringen: Die Silhouette eines weinenden Gesichts neben der bewaffneten Freiheitsstatue; der mordende Hai, in dessen Rachen schon das Bein seines Opfers steckt, oder das Messer, in dessen Knauf die Silhouette eines Gesichts aufscheint. Besonders gut gelingen Noma Bar mit dieser ironischen Grandezza auch Porträts: Donald Trumps Mund als Faust oder Audrey Hepburns Gesicht komponiert aus den Requisiten ihrer berühmtesten Rolle in "Frühstück bei Tiffany" mit Zigarettenspitze als Nase und Handtasche als Ohrring. Alles, was Detektiv Noma Bar zu Tage fördert, lag immer vor unseren Augen. Wir brauchen seine konstruktive Irritation, um es zu sehen.

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