Bildband:Der Name der Hose

Nietengestützt: Der Band "Blue Blooded" erzählt die Geschichte der Jeans-Kultur.

Von Bernd Graff

Rebellen brauchen keinen Grund. Sie brauchen eine Hose. Jeans. Jene Rebellen jedenfalls, die ihren Individualismus mit dem Momentum von Tradition verbunden wissen und sich auf die nietengestützten Vorbilder der amerikanischen Gegenkultur der Fünfzigerjahre berufen möchten: auf James Dean, Marlon Brando Steve McQueen, Elvis Presley - auf jene Misfits also, deren Namen nach Filmtiteln klingen, in denen Helden die Hosenbeine umkrempeln. Waren Jeans einst die Hosen für harte Arbeit, so sind sie längst zu angesagten Mode-Stücken geworden, in die mitunter harte Arbeit gesteckt wird, die von Designern. Denn, wie ein vorzüglicher Bildband zu Geschichte und aktuellem Stand der Jeans-Fabrikation mit einiger Leidenschaft und Hingabe belegt, wollen die meist blauen Beinlinge ja signalisieren, wer wir sind oder sein wollen (Thomas Stege Bojer, Josh Sims: Blue Blooded. Denim Hunters and Jeans Culture. Gestalten Verlag Berlin 2016, 256 Seiten, 44 Euro; im Bild: Mister Freedom's Store in L..A.). Um eben das kommunikative Potenzial der Röhren freizulegen, wird von ambitionierten Jeans-Labeln überall auf der Welt in ausgefeilten Verfahren am rohen Stoff, dem Denim gewirkt: Er wird gerissen, gewaschen, gewrungen und sogar beschossen, auf dass dem Indigo-Blau eine nonkonformistische Botschaft für das konsumierende Ich entlockt werde. Während es dann nur eine Frage des Geschmacks ist, auch noch eine Jeansjacke und ein Jeanshemd zur Jeans zu tragen, ist fest definiert, welche der fünf Taschen an einer ordentlichen Jeans die fünfte ist.

Tatsächlich ist es die linke hintere, die nämlich erst um die Jahrhundertwende zur Hose gekommen ist.

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