Bildband:Das Runde muss ins Dreckige

Der Bildband "Straßenfußball" ist eine Hommage an das anarchische Element dieses Sports und eine Reise bis in die letzten Winkel der Erde, wo nichts mehr zählt als das schöne Spiel.

Von Dominik Prantl

Jogo Bonito, das schöne Spiel. So nennen die Brasilianer den Fußball, und selten ist das Spiel so schön wie in Caio Vilelas Bildband "Straßenfußball". Vilelas Aufnahmen sind weit entfernt von der oft normierten Bildsprache der Sportfotografen, die nur zu gerne choreografierte Jubelrituale und abgehobene Kraftpakete wie Ronaldo in Szene setzen, bis die Fußballer als sogenannte Stars in anderen Sphären schweben. Vilela geht dorthin, wo anmaßende Funktionäre noch so viele Millionen verschieben können und das Schöne des Spiels trotzdem in tausend Jahren nicht kaputtkriegen werden: an den Ursprung, zu den Stars der Straße. Wobei der Begriff Straßenfußball - und das tut auch Vilela - weiter zu fassen ist; er steht für das improvisierte Spiel. Dieses kennt kein Publikum, kein Regelwerk, keine Funktionäre. Die Tore haben Netze oder nicht, sind aus Müllsäcken oder Bierflaschen, ach was: wofür überhaupt Tore? Das Runde muss ins Dreckige! Dafür brauchen die Protagonisten keine definierten Muskeln; oft tragen sie nicht einmal Schuhe oder Hemden, geschweige denn Trikots. Sie stammen aus allen Nationen, Altersklassen und sozialen Schichten. Straßenfußball ist eine Liebeserklärung an den anarchischen Charakter dieses Sports - und seine globale Faszination.

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