Biennale:Kunst ist erlaubt, Gebete sind es nicht

Nach langem Streit muss ein Moschee-Kunstprojekt in einer Kirche in Venedig schließen. Die Stadt zog die Erlaubnis zurück.

Nach wochenlangem Streit muss ein Moschee-Kunstprojekt in einer Kirche in Venedig schließen. Der Schweizer Künstler Christoph Büchel hatte für den isländischen Pavillon der Venedigbiennale eine Moschee in der ehemaligen Kirche Santa Maria della Misericordia installiert. Die Stadt Venedig zog die Betriebserlaubnis zurück, da die Betreiber Vorgaben verletzt hätten. Nun wurde das Projekt nach Medienberichten geschlossen. Unmut gab es vor allem, weil Muslime den Ort für Gebete benutzt hatten - was laut Stadt gegen die Auflagen verstoße, das Gebäude nicht für religiöse Zwecke zu nutzen. Die Kuratoren haben 60 Tage Zeit, Einspruch gegen die Entscheidung einzulegen.

Das Icelandic Art Center, das mit hinter dem Kunstprojekt steht, veröffentlichte einen offenen Brief auf seiner Internetseite, in dem es die Absicht des Künstlers darlegt. Büchels Installation solle ein Licht auf institutionalisierte Ausgrenzung und Vorurteile in der Gesellschaft werfen - auch mit Blick auf das Thema Einwanderung. Selbst wenn die Stätte geschlossen würde, sei etwas erreicht worden. Die derzeitige Debatte reflektiere Vorurteile.

Die muslimische Gemeinde in Venedig bemängelt seit Langem, dass es keine Moschee im historischen Zentrum der Stadt gibt. Zuletzt hatte der Plan für ein islamisches Museum in Venedig für Aufregung gesorgt. Nach Protesten der Lokalpolitiker wurde die Idee nicht weiterverfolgt.

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