In Egglestons Haus in Memphis mit seinen alten Möbeln und seinen bunten Glasfenstern sind keine Spuren der banalen Welt seiner Fotos zu finden.
"Halb Hollywood, halb Italien", beschreibt er es treffend. Geld, Zigarettenschachteln, Kameras und Bücher liegen auf dem Teppich. Und so schludrig-elegant wie es hier aussieht, ist Eggleston auch gekleidet. Weißes Hemd, dunkle Hose, weiße Schuhe und eine Krawatte, die er ohne Knoten um seinen dünnen Hals trägt wie ein Star in der Garderobe. Eggleston, der erschöpfte Dandy, ließ sich früher gerne in Reitstiefeln und mit Schrotgewehr in der Hand fotografieren, dabei spielte er schon damals am liebsten Bach.
Unbeholfen hat er sich auf die Mauer seiner Terrasse gesetzt, deren Pflaster die Wurzeln einer alten Magnolie mit drei Stämmen langsam heben. Ihr Laub hat sich im leeren Swimmingpool gesammelt.
Wenn er mal eine seiner seltenen Bewegungen macht, klappern die Eiswürfel in seinem Glas. Er hält es, als sei Whiskey darin, dabei ist es nur Wasser. Er ist 69 Jahre alt, aber es war eher der Alkohol, der ihn altern ließ als die Zeit.
Eggleston entstammt einer alten Südstaatenfamilie, amerikanischer Landadel mit einer 4000 Hektar großen Baumwollplantage zwei Stunden südlich von Memphis. "Andere Leute" machten die Arbeit, aber auch ihr Boss wollte Eggleston nicht sein. Er studierte ziellos - bis er Henri Cartier-Bressons Band "The Decisive Moment" und Robert Franks "The Americans" sah, dann wusste er, was er mit seinem Leben vorhatte.
"Anfangs dachte ich, solche Bilder könne man nur in Paris machen. Dann entdeckte ich, dass es hier genauso viel zu sehen gab."
Die Emanzipation von seinen Vorbildern gelang ihm, als er begann, Farbfilm zu verwenden. Kein ernsthafter Fotograf tat das damals. 1969 packte er seine Drogerieabzüge in einen Koffer, fuhr nach New York und drang bis zu John Szarkowki durch, dem einflussreichen Fotografie-Kurator des Museum of Modern Art, der zwei Jahre zuvor Diane Arbus, Lee Friedlander und Garry Winogrand über Nacht bekannt gemacht hatte.
Foto: "Der Flug war pünktlich, das Flugzeug fast leer. Sie erhoben sich über die Stadt, zogen eine Kurve und ließen die Hochhäuser der Innenstadt südlich liegen, während sie über eine große Leere hinweg weiter stiegen: Die Felder von Indiana, durchschnitten vom Interstate 90 - die Kleeblätter der Kreuzungen, die Parkplätze in ein dumpfes Orange getaucht." (Stewart O'Nan: "Songs for the Missing", New York 2008). William Eggleston, Untitled, from Los Alamos, 2003, private collection Greenwood, MS, 1972, © Eggleston Artistic Trust, Courtesy Cheim & Read, New York