Süddeutsche Zeitung

Bester Hauptdarsteller:Timothée Chalamet

Der 22-jährige Amerikaner, der so französisch klingt, ist ein gefragter Jungstar und geht mit der schwulen Liebesgeschichte "Call Me By Your Name" ins Rennen.

Von David Steinitz

Der Name klingt nach französischem Landadel, aber Timothée Chalamet ist ein Kind des New Yorker Kunstbetriebs. Der 22-Jährige Amerikaner ist Hollywoods gefragtester Jungstar. Für seinen Auftritt im Drama "Call Me By Your Name", einer schwulen Coming-of-Age-Geschichte, ist er als bester Hauptdarsteller für den Oscar im Rennen. Außerdem hat er eine Nebenrolle in der Tragikomödie "Lady Bird", die mit fünf Nominierungen ebenfalls heiß gehandelt wird.

Chalamet wurde 1995 in Manhattan geboren, wo er auch aufwuchs und die LaGuardia High School of Music & Art and Performing Arts besuchte. Es folgten erste kleine Theaterauftritte und dann der übliche Marathon durch die New Yorker Castingbüros. Dort wurde er schnell als blockbustertauglich eingestuft und war im Rennen um die Rolle des aktuellen Spider-Man. Dass es mit dem Superhelden-Business letztlich nicht geklappt hat, muss man heute als Glücksfall betrachten - sonst hätte das amerikanische Independent-Kino einen Helden weniger. In "Call Me By Your Name" spielt er den Jungen Elio, dessen Vater als Archäologe in Italien arbeitet und dort jedes Jahr einen amerikanischen Stipendiaten in die Familienvilla aufnimmt. Und in diesen Mann, Oliver, verliebt Elio sich schwer. Wie Chalamet diese Achterbahnfahrt einer ersten Liebe nachzeichnet, vollkommen überfordert von den eigenen Gefühlen und doch überglücklich, diese Gefühle kennenzulernen - das ist wirklich oscarwürdig. Und mit seinem kleinen Auftritt in "Lady Bird", wo er einen arroganten Teenager spielt, der für sein Alter schon eine gefährliche Portion Zynismus besitzt, beweist Chalamet gleich auch noch, dass er keine schauspielerische Eintagsfliege ist.

Durch diese Auftritte wurde Woody Allen auf ihn aufmerksam und gab ihm eine Hauptrolle in seinem bereits abgedrehten neuen Film "A Rainy Day in New York". Wann der ins Kino kommt, steht allerdings noch in den Sternen. Die Firma Amazon hält die Komödie derzeit noch unter Verschluss, weil sich in den letzten Monaten viele Hollywoodstars von Allen distanziert haben. Ihm wird seit den Neunzigern vorgeworfen, seine Tochter missbraucht zu haben. Timothée Chalamet hat seine Allen-Gage mittlerweile gespendet, unter anderem an eine Organisation, die sich gegen sexuellen Missbrauch einsetzt.

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Quelle:
SZ vom 03.03.2018
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