Der Schriftsteller Durs Grünbein hat eine schwere Tasche dabei, als er ins Brecht-Forum an der Chausseestraße kommt. Sein Verlag, Suhrkamp, schickt ihm seit Jahren die „Notizbücher“ Bertolt Brechts zu, die dort seit 2010 erscheinen, großformatig, in Broschur. Er legt mehrere Bände aufs Podium, in denen viele Klebezettel stecken, mehrfarbig. Später am Abend wird er eigene Notizbücher aus der Tasche holen, ein schwarzes im Kleinformat, dazu großformatige Kladden. Von 1918 bis fast zu seinem Tod hat Brecht Notizbücher benutzt, als Aufzeichnungsmedium, als Experimentierfeld, als Freiflächen der Beschriftung mit Diversem, mit Lyrik, aber auch mit Allerlei. Die Suhrkamp-Edition, die im Brecht-Archiv der Berliner Akademie der Künste erarbeitet wird, hat ein elektronisches Fundament, in dem die Kommentare zu den farbigen Faksimiles und Transkriptionen erweitert, aktualisiert, mit Zusatzmaterial aus dem Archiv angereichert wird. Grünbein ist der ideale Leser der gedruckten Fassung, ein Blätterer, der anstreicht, exzerpiert, in die eigenen Notizbücher hinein.
Durs Grünbein liest Brechts Notizen:Im ambulanten Archiv
Lesezeit: 3 Min.

Der Dichter und Büchner-Preisträger Durs Grünbein stöbert in Berlin einen vergnügten Abend lang in den Notizbüchern Bertolt Brechts.
Von Lothar Müller

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