Die schönsten Eichinger-Filme:Elementare Teilchen

Vom "Bahnhof Zoo" über den "Manta" und "Das Parfum" bis zum "Untergang": Produzent Eichingers Gespür für Erfolg war unübertroffen. Seine Filme - in Bildern.

24 Bilder

Kino

Quelle: Cinetext

1 / 24

Vom Bahnhof Zoo über den Manta und das Parfüm bis zum Untergang: Produzent Eichingers Gespür für Erfolg war unübertroffen. Seine Filme - in Bildern.

Damit hat nicht alles angefangen - aber es war der Durchbruch zum großen Erfolg: Als Bernd Eichinger 1981, 32-jährig, den Film Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo in die Kinos brachte, machte er den Deutschen damit gleich drei Überraschungen auf einmal: Erstens hatte noch nie jemand so schonungslos offen das deutsche jugendliche Drogen- und Prostitutionsmilieu auf Großleinwand gezeigt und damit vielen Eltern die Augen für die Nöte ihrer Kinder geöffnet. Zweitens wurde das Filmdrama nach den Tonbandprotokollen einer 15-Jährigen zum erfolgreichsten deutschen Nachkriegsfilm - und drittens positionierte sich Eichinger als frisch gebackener Mitgeschäftsführer des Münchner Filmverleihs Constantin damit als großer Wurf.

Mit dem Erfolg von Wir Kinder vom Bahnhof Zoo setzte sich Eichinger eine hohe Messlatte, an der er sich als sein eigener größter Kritiker zuallererst selbst maß. Gleichzeitig markiert die Produktion den Auftakt einer Reihe exzellenter Verfilmungen von Literaturklassikern: Bereits zwei Jahre später wagt er sich ...

Bildauswahl: Ruth Schneeberger/sueddeutsche.de

Texte: Ruth Schneeberger und Jassien Kelm/sueddeutsche.de/bön 

Michael Ende "Die unendliche Geschichte"

Quelle: picture-alliance/ dpa

2 / 24

... an Die unendliche Geschichte von Michael Ende. Als Regisseur gewann er 1984 Wolfgang Petersen (der gerade mit Das Boot seinen ersten großen Erfolg feiert). Der Kinderfilm wird zur teuersten deutschen Produktion der Nachkriegsgeschichte und verzaubert Generationen. Den nächsten Meilenstein setzt er ...

DER NAME DER ROSE Buch Humor Forschung

Quelle: OBS

3 / 24

... 1986 mit der Leinwandadaption von Der Name der Rose, einem Roman von Umberto Eco, der wegen seiner Komplexität als unverfilmbar galt. Eichinger hat jetzt einen Namen. Als Hauptdarsteller sagt Sean Connery zu, der als Franziskanermönch William von Baskerville mit seinem Novizen (der junge Christian Slater in seiner ersten großen Rolle) im Jahr 1327 eine Mordserie aufklärt. Produzent Bernd Eichinger jagt von einem Blockbuster zum nächsten:

RÖTGER FELDMANN  "WERNER"- FILM

Quelle: DPA

4 / 24

5,5 Millionen Kinozuschauer sehen 1990 die Komödie "Werner - Beinhart!". Das mutige Konzept: Ein Spielfilm über den Comiczeichner Brösel alias Rötger Feldmann (spielt sich selbst), in den zahlreiche Zeichentricksequenzen seiner berühmten Werner-Figur eingebettet sind. Werner wird ebenso zum Kultfilm wie ein Jahr darauf ...

Film 'Manta, Manta'

Quelle: picture-alliance / dpa

5 / 24

... Eichingers Folgeproduktion: 1991 genießen Mantafahrerwitze in Deutschland eine derartige Popularität, dass der Produzent einen kompletten Film darüber macht: In Manta, Manta wird der Typus Ruhrpottprolet mit allen zur Verfügung stehenden Klischees liebevoll beäugt. Unvergessen bleibt die Rolle des "Klausi", gespielt von dem unbekannten Michael Kessler. Er wird Jahre später große Erfolge als Comedian feiern.

Hauptdarsteller ist ein ebenfalls unbekannter Schauspieler, der bis dahin lediglich Serienfans durch eine Rolle in der Lindenstraße ein Begriff ist: Ein gewisser Til Schweiger (im Bild, neben Tina Ruland). Es soll nicht die letzte Zusammenarbeit Eichingers mit dem Darsteller sein.

Wieder gehaltvoller wird Eichinger zwei Jahre darauf mit ...

Kino

Quelle: SZ

6 / 24

... einer weiteren Literaturverfilmung, Isabelle Allendes Geisterhaus (1993): Mit einem Staraufgebot von Meryl Streep, Glenn Close, Jeremy Irons, Vanessa Redgrave, Armin-Müller-Stahl und nicht zuletzt den beiden damals hippen Jungstars Winona Ryder und Antonia Banderas (im Bild) gelingt Eichinger wieder das scheinbar unmögliche - eine anpruchsvolle Romanvorlage Blockbuster-tauglich zu verfilmen, zu vermarkten und sogar über die Vorlage hinausweisend zu einem wahren Kunstgenuss zu machen. Nun wagt er sich weiter an den deutschen Film heran, mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ...

-

Quelle: OBS

7 / 24

... und unter einem wesentlichen neuen Aspekt: der Verbindung von Anspruch, Unterhaltung und Humor. Als 1994 der nackte Til Schweiger in Ganzkörperstarre auf Katja Riemans Wohnzimmertisch hockt und Der bewegte Mann spielt, ist das der Durchbruch für Schweiger als Schauspieler - und von nun an ist klar: Die Deutschen können doch Komödien drehen. Der Film wird zum erfolgreichsten Kinofilm des Jahres - und es werden viele seiner Art folgen. Von anderen deutschen Regisseuren, Produzenten, Drehbuchautoren und mit diesen und anderen Schauspielern - und Produzent Bernd Eichinger ist schon wieder auf der Jagd: 

Veronica Ferrres, 2000

Quelle: DDP

8 / 24

Für den Film Das Superweib (1996) wird Veronica Ferrres als Hauptdarstellerin verpflichtet - und auch für sie geht es von da an steil bergauf: Während Sönke Wortmanns Verfilmung von Hera Linds Romanvorlage die Kritiker eher mäßig begeistert, ist mit dem Titel in Verbindung mit der Schauspielerin eine neue Marke geboren, die sich unter diesem Namen noch über Jahre hinweg ausgezeichnet verkaufen lässt. Ein weiterer Clou: 

DIE JAHRHUNDERTWOCHE - VERBRECHEN

Quelle: OBS

9 / 24

Für die TV-Verfilmung Das Mädchen Rosemarie (1996) über die Frankfurter Edelhure Rosemarie Nitribitt, deren Tod 1957 einen Skandal auslöste, gab Eichinger der damals noch sehr frischen aber bereits höchst ausdrucksvollen Nina Hoss die Hauptrolle - und auch sie war damit völlig zu Recht im deutschen Film etabliert. Eine gute Nase für die richtigen Leute am richtigen Ort zur richtigen Zeit und für die richtige Rolle an der richtigen Stelle scheint Eichinger von Anfang an gehabt zu haben: Auch Tom Gerhardt, ursprünglich studierter Sprachphilosoph mit Vorliebe für den deutschen Proleten, ...

Tom Gerhard, 1997

Quelle: AP

10 / 24

.. wuchs unter den Produzentenhänden von Bernd Eichinger zunächst mit der Prollkomödie Voll normaal (1994), dann mit der Fortsetzung Ballermann 6 (1997) und schließlich mit der TV-Serie Hausmeister Krause zu einer waschechten Marke heran. Von der man halten mag, was man will: Im Feuilleton entbrennt zu beiden Kinofilmen eine Diskussion über das niedrige Niveau deutscher Komödien, doch die Kinosäle sind voll. Gut eine Million Zuschauer sehen die Mallorca-Blödelei. Und die Serie rund um den Hausmeister mit Dackelvorliebe ...

TOM GERHARDT ALS "HAUSMEISTER KRAUSE" WIEDER IM FERNSEHEN

Quelle: DDP

11 / 24

... hält sich über zehn Jahre im deutschen Fernsehen (1999 - 2010) und wird mit dem deutschen Comedypreis für die beste Serie ausgezeichnet. Bei aller Vorliebe für die Massen kann man Eichinger nie vorwerfen, seine Produktionen seien schlecht gemacht. Vor allem auch deshalb, weil er dann doch immer wieder für Anspruch sorgt: 

FRÄULEIN SMILLAS GESPÜR FÜR SCHNEE

Quelle: OBS

12 / 24

Mit Fräulein Smillas Gespür für Schnee steht 1997 schon wieder eine Literaturverfilmung an, passgenau besetzt mit Julia Ormond, ...

BERGER, OCHSENKNECHT, BERBEN UND SCHÖNHERR

Quelle: DPA

13 / 24

... 1998 folgt Doris Dörries' Tragikomödie Bin ich schön?  mit unter anderem Senta Berger, Uwe Ochsenknecht, Iris Berben und Dietmar Schönherr (v.l.n.r.). Nur einmal verhebt sich der Eichinger ein wenig, ...

Filmproduzent Bernd Eichinger ist tot

Quelle: dpa

14 / 24

... an dem Film Der große Bagarozy (1999) mit Corinna Harfouch, mit der er später auch privat liiert war, und - wiederum - Til Schweiger. Der Film floppt - doch Eichinger nimmt als Filmfigur selbst Eingang in die deutsche Filmgeschichte ...

Rossini Restaurant in Muenchen

Quelle: dapd

15 / 24

... für Helmut Dietls Kultfilm über Münchens Medien-Schickeria: Rossini - Oder die Frage, wer mit wem schlief (1997), benannt nach einem Münchner Edel-Italiener. Und schon geht es weiter mit mächtig viel Schwung:

"SCHUH DES MANITU" STEIGERT MARKTANTEIL DEUTSCHER FILME

Quelle: DDP

16 / 24

2001 zeichnet Echinger als Co-Produzent von Michael Herbigs Der Schuh des Manitu für einen der größten deutschen Filmerfolge mitverantwortlich. Die Karl-May-Film-Parodie um den Apachen Abahachi (Herbig) und seinen Blutsbruder, den Cowboy Ranger (Christian Tramitz), lockt rund zwölf Millionen Zuschauer in die Kinos.

Milla Jovovich in dem Film "RESIDENT EVIL - GENESIS"

Quelle: DDP

17 / 24

2002 realisiert Eichinger die Kinoadaption des Konsolenspieleklassikers Resident Evil. Im gleichnamigen Horrorfilm schießt sich Hauptdarstellerin Milla Jovovich als Alice ihren Weg durch marodierende Zombiehorden. Die deutsche Koproduktion wurde schlecht rezensiert, das Einspielergebnis war aber ganz nach Eichingers Geschmack: 102 Millionen US-Dollar.

\"Nackt\"

Quelle: dpa

18 / 24

Wieder ein deutscher Beziehungsfilm mit komischen Elementen und guten Schauspielern, doch diesmal sind sie fast alle nackt: Unter dem Titel Nackt lässt sich Dorris Dörries neuerliche Beziehungskomödie über ein Abendessen unter Freunden mit ungeahnten Folgen 2002 prima vermarkten - und enttäuscht auch die Kritiker nicht. In diesem Moment holt Bernd Eichinger weit aus zu seinem größten Schlag: 

-

Quelle: AP

19 / 24

Bruno Ganz spielt 2004 in Der Untergang etwas bis dahin unmögliches: Hitler als menschliches Wesen. Groß ist die Empörung in einem Land, das seine historische Schuld bisweilen nur allzugerne auf ein Monster abgeschoben hat -  im Ausland sieht man das anders und nominiert den Film für den Oscar. Und die Kinokassen klingeln.

German actors Martina Gedeck and Moritz Bleibtreu in a scene from the film 'Elementarteilchen'

Quelle: Reuters

20 / 24

Mit Elementarteilchen ist Eichinger wieder in seinem ursprünglichen Element angekommen: der so anspruchsvollen wie massentauglichen Literaturverfilmung mit so anspruchvollen wie massentauglichen deutschen Schauspielern. Martina Gedeck und Moritz Bleibtreu ziehen 2006 einmal mehr  blank, Michel Houellebecqs Pariser Beziehungsdrama wird kurzerhand nach Berlin verlegt, und im selben Jahr ...

-

Quelle: SZ

21 / 24

... gelingt Bernd Eichinger ein erneuter wahrer Coup: Etliche Produzenten hatten bis dahin versucht, sich die Filmrechte an Patrick Süskinds Weltbestseller Das Parfum (1985) zu sichern. Ob Milos Forman, Martin Scorsese, Ridley Scott oder Tim Burton - Süskind hatte sie alle abblitzen lassen. Der lachende Letzte ist in diesem Fall Bernd Eichinger, der jahrelang mitgeboten hatte - und schließlich für geschätzte zehn Millionen Euro die Rechte an dem Roman erwirbt. Als Regisseur verpflichtet Eichinger Tom Tykwer, mit dem er gemeinsam das Drehbuch schreibt. Die Vorproduktion dauert weitere zwei Jahre, Genregröße Dustin Hoffman wird für eine tragende Rolle gewonnen. 2006 ist die Verfilmung eines der populärsten deutschen Romane abgeschlossen. Und wieder wird die Eichinger-Produktion nach Meinung der Kritiker der Buchvorlage gerecht. Auch der Spagat zwischen Anspruch und kommerziellem Erfolg gelingt erneut - Das Parfum spielt weltweit 135 Millionen Dollar ein. Und schon wieder ist ein neuer deutscher Star geboren: Caroline Herfurth, das Mirabellenmädchen.

Der Baader Meinhof Komplex

Quelle: dpa

22 / 24

2008 widmet sich Eichinger wieder einem hochsensiblen Abschnitt deutscher Geschichte: Der Baader-Meinhof-Komplex thematisiert die Gründung sowie die Aktionen der Roten Armee Fraktion von 1967 bis zum Deutschen Herbst. In der Öffentlichkeit entsteht eine heftige Kontroverse. Die Filmverantwortlichen sehen sich einerseits höchster Kritik ausgesetzt, andererseits werden sie mit zahlreichen Preisen bedacht. Aus einem starken Darstellerensemble ragen Johanna Wokalek (als Gudrun Ensslin) und Moritz Bleibtreu (als Andreas Baader) heraus. Eichinger, der das Drehbuch selbst schrieb, erhält den Bayerischen Filmpreis (Produzentenpreis).

Gericht verurteilt Rapper Bushido

Quelle: dpa

23 / 24

Nach der hochpolitischen Debatte scheint es Eichinger wieder nach Bodenständigerem zu gelüsten - und er dreht mit Bushido einen Film über das Leben des Berliner Skandal-Rappers, Zeiten ändern Dich. Bushidos Mutter spielt Hannelore Elsner, mit der Eichinger selbst einst liiert war. Sein vorletzter Kinofilm ...

Milla Jovovich in dem Film "RESIDENT EVIL - GENESIS"

Quelle: REUTERS

24 / 24

... und gleichzeitig Eichingers letzte internationale Produktion war erneut ein großer kommerzieller Erfolg. Resident Evil: Afterlife (mit dem deutsch-österreichischen Schauspieler Boris Kodjoe in einer Nebenrolle) spielte weltweit rund 300 Millionen US-Dollar ein und wirkt wie ein letzter Beleg für das goldene Händchen des erfolgreichsten deutschen Produzenten: Was Bernd Eichinger anfasste, wurde zu Gold.

Anfang Januar 2011 kam der allerletzte Eichinger-Film in die deutschen Kinos: Die Superbullen, die dritte Folge des Tom-Gerhardt-Proll-Kinos.

2010 hatte der Produzent noch angekündigt, den Entführungsfall um Natascha Kampusch verfilmen zu wollen.

Am 24. Januar starb Eichinger bei einem Abendessen mit Freunden und Familie in Los Angeles. Wir müssen uns diesen Abend wohl als seinen letzten großen Film vorstellen.

© sueddeutsche.de/rus
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: